Europäische LutheranerInnen treten für Flüchtlinge ein

Foto: LWB/Ryan Rodrick Beiler

Aufforderung an Staaten, Möglichkeiten der sicheren Einreise zu gewährleisten

(LWI) – Die Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Europa haben sich verpflichtet, verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, um Flüchtlinge „in unserer Mitte“ willkommen zu heissen.

In einer Resolution forderten die VertreterInnen der 40 LWB-Mitgliedskirchen in der Region zum Abschluss der Europäischen Kirchenleitungskonferenz des LWB in Trondheim (Norwegen) die europäischen Staaten sowie die Europäische Union auf, ein der Mare Nostrum-Initiative vergleichbares Programm einzurichten, „das mit der Suche und Rettung von Flüchtlingen im gesamten Mittelmeer betraut ist“.

Weiterhin sprachen sich die lutherischen Kirchenleitenden für die Schaffung von „Möglichkeiten der sicheren Einreise für Flüchtlinge insbesondere aus Ländern wie Syrien und dem Irak“ aus. Ein System für eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge innerhalb Europas sollte ausserdem entwickelt werden, so die Resolution, die alle Kirchen in der Region auffordert, „diese dringlichen Bitten an ihre Regierungen“ zu unterstützen.

Die Kirchenleitenden erinnerten an den Bezug, den der LWB von seiner Gründung 1947 an zu Menschen auf der Flucht habe. Viele der europäischen Kirchen hätten in der Folge des Zweiten Weltkriegs Flüchtlinge integriert. „Für uns als Kirchen ist es auf der Grundlage unserer Theologie und unseres Kirchenverständnisses wesentlich und selbstverständlich, dass MigrantInnen und Flüchtlinge unsere Brüder und Schwestern sind und dass wir sie in jeder möglichen Weise unterstützen müssen“, heisst es weiter in der Resolution der Konferenz.

Die Resolution verweist darauf, dass mit über 50 Millionen gewaltsam vertriebenen Menschen die Zahl der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen weltweit „derzeit auf dem höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg“ liege.

Manche riskierten auf der Flucht bei dem Versuch, Europa zu erreichen, ihr Leben, so die Kirchenleitenden. Allein in diesem Jahr hätten nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen über 36.000 MigrantInnen und Flüchtlinge das Mittelmeer per Schiff in Richtung Südeuropa überquert. 1.600 hätten unterwegs ihr Leben gelassen.

Auf der Tagesordnung der Konferenz stand neben der Resolution unter anderem auch ein Vortrag von LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge, der sich mit dem 500. Reformationsjubiläum 2017 und der im gleichen Jahr stattfindenden Zwölften LWB-Vollversammlung befasste. Zur Problematik der Flüchtlinge und MigrantInnen auf dem Weg nach Europa erklärte Junge, die ethisch-moralische Stimme der Kirchen sei „wichtiger denn je, wenn es darum geht, die europäischen Gesellschaften dabei zu unterstützen, sich dem grössten Flucht- und Migrationsproblem in der Region seit dem Zweiten Weltkrieg zu stellen.“

Ausgerichtet wurde die diesjährige Kirchenleitungskonferenz, die vom 11. bis 14. Mai stattfand, gemeinsam von der Norwegischen Kirche und der Evangelisch-Lutherischen Freikirche Norwegens. Unter dem Motto „Befreit durch Gottes Gnade“ befassten sich die 80 Teilnehmenden – Kirchenoberhäupter und Synodenvorsitzende, Ökumeneverantwortliche, VertreterInnen theologischer Lehreinrichtungen sowie die KoordinatorInnen des Frauen- und Jugendnetzwerks – mit dem Zeugnis der LWB-Mitgliedskirchen in Europa.