Erweiterte Kompetenzen für die Frauenrechtsarbeit in religiösen Organisationen

Dr. Helen Kijo-Bisimba aus Tansania (li.) und Pfarrerin Solange Yumba wa Nkulu (DRK) beim Workshop „Advocacy für die Menschenrechte von Frauen“ in Genf. Foto: LWB/P. Mumia

Workshop von LWB und Partnern vermittelt Kenntnisse über UN-Mechanismen

Genf, 14. Juli 2015 (LWI) – Bei verschiedenen Workshops des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat Pfarrerin Solange Yumba wa Nkulu bereits ihre Kompetenz als Landeskoordinatorin für die Frauen-, Jugend- und Familienarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Kongo erweitern können. „Aber dieser hat meine Wahrnehmung meiner Arbeit für Frauenrechte ganz entscheidend verändert“, stellt sie nach der Teilnahme an der Veranstaltung „Advocacy für die Menschenrechte von Frauen“ fest, die verschiedene Organisationen aus dem religiösen Bereich in der vergangenen Woche gemeinsam in Genf durchführten.

Die kongolesische Pfarrerin ist eine von 25 Frauen und Männern aus 18 Ländern, die an dem Workshop teilnahmen, den der LWB gemeinsam mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), dem Weltbund der Christlichen Vereine Junger Frauen, dem ACT-Bündnis und Finn Church Aid vom 7. bis 11. Juli veranstaltete. Ziel des Workshops war ein wirksamerer Umgang mit Mechanismen der Vereinten Nationen, im Blick etwa auf die Berichterstattung im Ausschuss für das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) oder im Rahmen der allgemeinen regelmässigen Überprüfung der Menschenrechtssituation in den einzelnen Mitgliedsstaaten des Menschenrechtsrates.

„Diese Veranstaltung hat mir ein umfassendes Verständnis dafür vermittelt, wie ich aus meinem Kontext in der DRK einen konkreten Beitrag dazu leisten kann, die weltweite Advocacy-Arbeit des LWB wirksamer zu machen. Frauen erleiden aufgrund des Langzeitkonflikts alle möglichen Übergriffe, darunter Vergewaltigungen und andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt. Besonders wichtig war für mich zu lernen, wie die Menschenrechtsmechanismen der Vereinten Nationen funktionieren, und mich mit den Instrumenten vertraut zu machen, mit denen ich die Menschen vor Ort mobilisieren, einbinden und Einfluss nehmen kann auf wichtige internationale Entscheidungen zur Stärkung von Frauen“, erläutert Yumba wa Nkulu.

Den Workshop leiteten Fachleute aus dem Amt des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte sowie dem Büro für Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte beim LWB. Sie stellten die Arbeitsmechanismen des CEDAW sowie der allgemeinen regelmässigen Überprüfung vor. Weitere Mitarbeitende des LWB und seiner Partnerorganisationen erläuterten die Rolle der Religion in der Menschenrechtsarbeit. Sie referierten darüber, wie beim Eintreten für die Menschenrechte von Frauen die Gender-Analyse genutzt und ein Ansatz auf der Grundlage der Menschenrechte angewandt werden könne. Zudem ging es um Chancen und Herausforderungen der Zusammenarbeit von Organisationen aus dem religiösen Bereich mit verschiedenen UN-Institutionen. Die Teilnehmenden diskutierten auch mit Fachleuten des CEDAW-Ausschusses und nahmen an der Überprüfung Spaniens durch den Ausschuss teil.

Das in der Abteilung für Theologie und Öffentliches Zeugnis angesiedelte Programm des LWB für Frauen in Kirche und Gesellschaft (FKG) koordinierte den Workshop. Zu den verwendeten Materialien gehörte u. a. das 2013 verabschiedete „Grundsatzpapier: Gendergerechtigkeit im LWB“, das derzeit von den Mitgliedskirchen für ihren jeweiligen Kontext rezipiert wird.

Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft vor Ort

Im Rahmen des Workshops wurde auch das Thema Advocacy vor Ort durch Zivilgesellschaft und religiöse Organisationen behandelt. Beatriz Garciá del Campo vom LWB-Weltdienstprogramm in Kolumbien sprach über den Wert von Partnerschaften zwischen Kirchen, anderen religiösen Organisationen und der übrigen Zivilgesellschaft, wo es um den Schutz von MenschenrechtsaktivistInnen und Frauen in komplexen Konfliktsituationen geht.

Dr. Helen Kijo-Bisimba, Geschäftsführerin des tansanischen Legal and Human Rights Centre, stellte die Arbeit vor, die ihre Organisation im Zusammenhang mit der Überprüfung der Menschenrechtssituation im Land seit 2012 leistet. Das Zentrum hat die Zusammenarbeit mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen intensiviert, um stärker auf die Umsetzung der Empfehlungen der allgemeinen regelmässigen Überprüfung durch die Regierung hinwirken zu können. „Wir machen Fortschritte, aber in einem Land mit über 3.000 nichtstaatlichen Organisationen müssen die Kirchen und andere religiöse Institutionen sich beteiligen“, stellte Kijo-Bisimba fest, die selbst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania angehört.

Stosskraft übertragen

Zum Abschluss des Workshops bestimmten die Teilnehmenden Prioritäten für ihre jeweilige Region und entwickelten Strategien, wie die Stosskraft einer Vernetzung von Basisinitiativen auf die Ebene der weltweiten Advocacyarbeit übertragen werden kann. „Bisher hatte ich nicht wirklich durchschaut, wie ich Einfluss auf Veränderungen nehmen kann, die das Wohl der Frauen auf der nationalen Ebene fördern“, stellt Pfr. Kenneth Sibanda fest, der das Programm für Gendergerechtigkeit in der Zentraldiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Simbabwe koordiniert.

„Das, was ich über CEDAW, die allgemeine regelmässige Überprüfung, die Advocacy-Arbeit des LWB und andere Aspekte gelernt habe, ermutigt und bestärkt mich in meinem Eintreten gegen Gewalt gegen Frauen einschliesslich häuslicher Gewalt in der Kirche und bei staatlichen Stellen“, führt Sibanda aus.

Maria Cristina Rendón, die den Workshop seitens des LWB mitorganisierte, sieht ihn als einmalige, wirkungsvolle Plattform für den Erfahrungsaustausch und Anstoss, gemeinsam Schritte nach vorn zu unternehmen auf der Grundlage einer einheitlichen Perspektive. „Als Angehörige der Zivilgesellschaft sind Organisationen aus dem religiösen Bereich Teil der wesentlichen Basis, die die staatliche Seite auf nationaler Ebene in die Verantwortung nimmt für die Umsetzung der Empfehlungen von CEDAW und der allgemeinen regelmässigen Überprüfung sowie der Resolution des UN-Sicherheitsrats über Frauen, Frieden und Sicherheit“, führte FKG-Programmassistentin Rendón aus.