Ermutigung für Frauen im geistlichen Amt

Alt-Bischöfin Maria Jepsen. Foto: LWB/Andreas Laible

Vor 25 Jahren wurde Maria Jepsen zur ersten lutherischen Bischöfin gewählt

HAMBURG, Deutschland/GENF (LWI) – Vor 25 Jahren wurde Maria Jepsen in Hamburg zur Bischöfin gewählt. Sie war damit die erste Frau im Bischofsamt in Deutschland und die erste lutherische Bischöfin weltweit. Jepsen war zunächst Bischöfin im Sprengel Hamburg der Nordelbischen Kirche, später im Sprengel Hamburg und Lübeck.

„Mit der Wahl von Maria Jepsen wurde erstmals kirchenrechtlich und liturgisch vollzogen, was für uns Lutheraner theologisch begründete Normalität geworden ist: die volle Teilhabe von Frauen am geistlichen Amt und damit auch am Leitungsamt in der Kirche“, sagte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich, anlässlich dieses Jubiläums. „Diese Wahl hat Frauen weltweit ermutigt, in der Kirche leitende Verantwortung zu übernehmen.“

Am 4. April 1992 war Jepsen in der Bischofswahl zur Nachfolgerin von Peter Krusche gewählt, und am 30. August desselben Jahres in ihr Amt eingeführt worden.

Große Verdienste in Deutschland und der weltweiten Ökumene

Anerkennend hob Ulrich die großen Verdienste Maria Jepsens in der Nordkirche, der VELKD und der weltweiten Ökumene hervor: Ihre klare theologische Positionierung, die auch Konflikte nicht scheute, ihren Einsatz für die Schwachen, ihre profilierte Verkündigung und ihre tiefe Verwurzelung in der Heiligen Schrift, gerade auch in der hebräischen Bibel, als Grundlage und Richtschnur des Lebens und Glaubens.

Maria Jepsen habe sich selbst immer stark gemacht für die gleichberechtigte Zusammenarbeit von Männern und Frauen in der Kirche, so der Leitende Bischof. „Für uns Lutheraner kann es in geistlicher Hinsicht einen Unterschied zwischen Mann und Frau nicht geben. Denn alle Christen haben für Martin Luther in gleicher Weise durch die Taufe am Priesteramt Christi teil. Die umfassende Teilhabe der Frauen am geistlichen Amt, wie sie der Lutherische Weltbund vertritt, ist also Ausdruck einer vertieften Einsicht in die Theologie Martin Luthers. Unser Auftrag als Lutheraner ist es auch weiterhin, uns für die gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen am Verkündigungsdienst einzusetzen.“

Jepsen war von 2003 bis 2010 Ratsmitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB).

Der Weg zur völligen Gleichberechtigung ist noch weit

Auch die aktuelle Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Kirsten Fehrs, hat ihre Vorgängerin Maria Jepsen als mutige Vorkämpferin für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche gewürdigt. „Maria Jepsen ist in ihrem Amt auf viele Menschen zugegangen, die zuvor nicht gesehen oder gar aktiv ausgeschlossen wurden“, sagte Fehrs. Bischöfin Jepsen habe gesellschaftliche Veränderungen aufgenommen und sie mit Herz und klarem Wort befördert. „Dabei war es immer ein fester Glaube, auf den sie ihr bischöfliches Wirken gründete.“ Es sei bewundernswert, wie geradlinig Maria Jepsen ihren Weg gegangen sei. „Eine ist immer die Erste, und diese Erste hat es eben auch sehr schwer. Sie hat Kämpfe auszufechten und manches einzustecken, wovon aber schon die Zweite und dann alle Weiteren sehr profitieren.“

Fehrs, die der zweiundsiebzigjährigen Jubilarin in einem Glückwunschschreiben im Namen der Nordkirche gratulierte, betonte zugleich die bleibende Bedeutung der damaligen Wahl: „Das war, ich verwende bewusst dieses große Wort, ein epochaler Einschnitt.“ Noch immer sei es jedoch alles andere als selbstverständlich, dass eine Frau das Bischofsamt innehabe. „Ich sehe aber voller Freude, dass es im Pfarramt mittlerweile kaum noch einen Unterschied macht, ob ein Mann oder eine Frau diese Stelle innehat.“