El Salvador: Friedensmarsch bringt Ende der Gewalt näher

Bischof Medardo E. Gómez Soto (re. im Bild, mit dem honduranischen Pfarrer Martin Girón) hat die Schwesterkirchen dazu eingeladen, die Friedensinitiative seiner Kirche in El Salvador solidarisch im Gebet zu unterstützen. Foto: LWB/Adriana Castañeda

Initiatorin ist die Salvadorianische Lutherische Kirche

San Salvador (El Salvador)/Genf, 16. November 2015 (LWI) – In El Salvador haben eine Reihe Banden, die für einen Grossteil der in dem mittelamerikanischen Land weithin herrschenden Gewalt verantwortlich sind, eine Einstellung ihrer Übergriffe erklärt. Mit diesem Schritt reagierten sie auf einen von der Salvadorianischen Lutherischen Kirche (ILS) in der Hauptstadt San Salvador organisierten Friedensmarsch.

„Ja zum Frieden“, „Gott segne El Salvador“ und „Ja zum herbeigesehnten Frieden“ skandierten Tausende, die sich der ILS-Initiative „für Leben und Frieden“ angeschlossen hatten. Die ILS hatte Schwesterkirchen in aller Welt eingeladen, den Marsch am 27. Oktober im Gebet zu begleiten.

Die salvadorianische Kirche, die Mitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist, dankte Gott angesichts der erreichten konkreten Eindämmung der Gewalt und würdigte die Unterstützung durch die weltweite Kirchengemeinschaft. Nun steht zu hoffen, dass die Zusage der Banden andere animieren wird, nachzuziehen.

Bischof Medardo E. Gómez Soto erklärte in diesem Zusammenhang, das Land sei durch die weithin herrschende Gewalt mit grossen Schwierigkeiten konfrontiert. Friedensarbeit und öffentliches Eintreten für ein Ende der Gewalt gehören zu den Kernaufgaben der ILS. Die weltweite lutherische Kirchengemeinschaft hatte ihre Solidarität mit der salvadorianischen Kirche und anderen in der Region, die von ähnlicher Gewalt betroffen sind, bereits 2012 in einer öffentlichen Erklärung des LWB-Rates zum Ausdruck gebracht. Damals forderte der Rat die Staaten in der Region auf, „die Schreie der Menschen“ zu hören und die Menschenrechte zu schützen.

„Ich möchte Sie informieren, dass die Gewalt ein solches Ausmass erreicht hat, dass sie das öffentliche Leben beeinträchtigt und weitere Schwierigkeiten verursacht, wie etwa Migration, wirtschaftliche Probleme und sogar psychische Belastung sowie weitere Folgen, denen die Menschen in El Salvador ausgesetzt sind“, schrieb Gomez.

Etwa 5.000 Menschen werden jährlich in El Salvador ermordet, damit gehört das Land unter den nicht im Krieg befindlichen Staaten weltweit zu einem der gefährlichsten. Nach Berichten vom Oktober kamen an einem einzigen Tag mindestens 220 Menschen zu Tode. Die Gewalt geht zu einem grossen Teil von Banden aus.

„Wir wollen einen lauten Aufschrei, mit dem wir ein Ende all der Gewalt fordern, die das Land in Unruhe versetzt“, erklärte Gomez. „Diesen Aufschrei richten wir an das ganze Land, die Behörden, die Bandenmitglieder und alle Menschen, damit das Blutvergiessen ein Ende hat.“

Die Protestierenden marschierten vom Cuscatlán-Park, vom Redondel Masferrer und vom Verfassungsdenkmal aus zum Denkmal des göttlichen Erlösers der Welt. Es nahmen Angehörige aller Kirchen und der gesamten Gesellschaft teil.

Gefahr für Kinder, Familien und Gemeinwesen

Anlässlich des Friedensmarsches wurde eine Erklärung verlesen, die alle Gruppen, die die Bevölkerung terrorisieren, aufforderte, umgehend Gewalt und Verbrechen ein Ende zu setzen.

„Hört insbesondere auf, Kinder zu rekrutieren. Hört mit sämtlichen Drohungen gegen Familien, Gemeinwesen, Stadtviertel … und mit gewaltsamen Vertreibungen auf. Lasst zu, dass sich die Menschen im Land frei bewegen können“, so die Aufforderung des lutherischen Bischofs.

Alle LWB-Mitgliedskirchen in der Region Lateinamerika und die Karibik waren eingeladen, am Tag des Marsches oder im Lauf der Woche Andachten abzuhalten und sich solidarisch mit der Bitte an Gott zu wenden, dass er den Menschen in El Salvador Frieden schenkt. Sie waren weiterhin aufgerufen, die politisch Verantwortlichen in die Pflicht zu nehmen, damit sie zum Wiederaufbau und zur Heilung der Wunden beitragen, die die Gewalt verursacht hat.

Frieden brauche Gerechtigkeit in Form von Arbeitsplätzen, Bildung und Gesundheitsversorgung, betonte der Bischof. „Gewalt ist ein grosses Geschäft und diejenigen, die von ihr profitieren, akzeptieren keinerlei Friedensprozess.“

Pfarrerin Dr. Patricia Cuyatti, LWB-Gebietsreferentin für Lateinamerika und die Karibik, stellte fest, Frieden zu schaffen erfordere zwar grossen Einsatz, die Kirchenleitenden in El Salvador jedoch seien dazu motiviert durch eine Spiritualität der Gerechtigkeit. Tausende Menschen weltweit unterstützten die Initiative für Leben und Frieden im Gebet, so Cuyatti.