Einen Raum schaffen, in dem Vertrauen wachsen kann

Miteinander die LWB-Gemeinschaft gestalten: (v. l.) LWB-Vizepräsidentin Astrid Kleist, die neu gewählte LCiGB-Dekanin Eliza Zikmane, der derzeitige Bischof der LCiGB Dr. Martin Lind und Oberkirchenrat Norbert Denecke, Geschäftsführer des DNK/LWB. Foto: Astrid Kleist

LWB-Vizepräsidentin Astrid Kleist besucht Großbritannien

London, Vereinigtes Königreich/Genf (LWI) – "Nachfolge ist kein Alleingang", sagt Pröpstin Astrid Kleist, Vizepräsidentin für die Region Mittel- und Westeuropa des Lutherischen Weltbundes (LWB), in ihrer Ansprache an die Synode der Lutherischen Kirche in Großbritannien (LCiGB). "Gemeinschaft ist ein großes Geschenk, aber auch eine große Aufgabe".

Kleist besuchte die LWB-Mitgliedskirche in Großbritannien anlässlich der jährlichen Synode am 27. April in London. Begleitet wurde sie vom Geschäftsführer des Deutschen Nationalkomitees des LWB (DNK/LWB), Oberkirchenrat Norbert Denecke. Auf der Tagesordnung der Synode standen unter anderem Wahlen für kirchenleitende Ämter. Tor Berger Jørgensen, der bis 2015 Bischof von Sør-Hålogaland (Kirche von Norwegen) war, wird der nächste LCiGB-Bischof, und Eliza Zikmane, eine ordinierte Pfarrerin der lettischen lutherischen Kirche im Ausland, wurde zur zukünftigen Dekanin der Kirche gewählt.

In der LWB-Gemeinschaft verbunden sein

"Die Gäste des LWB haben unsere Synode bereichert", freut sich Zikmane. "Ihre Anwesenheit hat unser Bewusstsein für den weltweiten lutherischen Kontext geschärft, in dem auch wir eine Rolle spielen."

Das LCiGB tue ihren Dienst in einer Minderheitssituation, erklärte Zikmane. "Manchmal fühlen wir uns etwas isoliert, deshalb sind Verbindungen zu anderen lutherischen Kirchen so wichtig. Sowohl Astrid Kleist als auch Norbert Denecke wiesen auf die einzigartige Position der LCiGB im ökumenischen Dialog mit der Anglikanischen Gemeinschaft und der Church of England hin."

Ihr Besuch sei ein Ansporn und eine Inspiration gewesen, die Verbindungen und die Zusammenarbeit zwischen der LCiGB und der LWB-Region Mittel- und Westeuropa zu intensivieren. Die persönlichen Begegnungen und Gelegenheiten zum gegenseitigen Kennenlernen und Austausch wurden von den Mitgliedern der Synode sowie von der Gemeinde St. Anne's, in der die Gottesdienste stattfanden, sehr geschätzt.

Menschenrechte und der Menschenwürde verteidigen

In ihrer Rede verwies Kleist darauf, dass die europäische Geschichte keinesfalls immer so friedlich verlaufen sei wie in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Versöhnung, die "zwischen Opfern und Tätern, zwischen feindlichen Nationen nach den Verbrechen und Schrecken des Zweiten Weltkriegs" stattgefunden hat, war Europa "immer ein Projekt, das den Respekt vor verschiedenen Kulturen, unterschiedlichen Religionen und unterschiedlichem Denken fördert", so Kleist. "Trotz aller Unterschiede haben wir uns verpflichtet, in Frieden, Solidarität und Kooperation zusammenzuleben."

"Unsere LWB-Region, in der ich die ehrenvolle Aufgabe habe, Vizepräsidentin zu sein", sollte ein Raum sein, "in dem wir diese Freundschaften unabhängig von unseren politischen Überzeugungen leben und erleben", so Kleist. "Ein Ort, an dem wir zusammenkommen können, um die Menschenrechte und die Menschenwürde der Menschen zu verteidigen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Rasse, ihrem Geschlecht oder ihrem Alter."

Kleist verwies auf Entwicklungen in den ökumenischen Dialogen auf dem "Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft" mit den anderen Kirchen, die Teil des einen Leibes Christi sind. Das Gedenken an die Reformation hatte neue Impulse gesetzt, "die unumkehrbar sind und die uns aufgerufen haben, weit über 2017 hinaus zu handeln und zusammenzuarbeiten".

Dies geschehe beispielsweise in der aktuellen Phase des lutherisch-katholischen Dialogs und im Dialog mit der Anglikanischen Gemeinschaft.

Förderung der lutherischen Gemeinschaft weltweit und lokal

Kleist ist überzeugt, dass die LWB-Gemeinschaft "ein Ort sein kann, an dem sich Menschen miteinander auseinandersetzen und sich für das Wohl ihrer Schwestern und Brüder einsetzen". Wenn wir auf das Wort Gottes und auf andere hören, können wir einen Raum schaffen, in dem wir das aushalten, was uns fremd ist; einen Raum, in dem Vertrauen wachsen kann und in dem wir lernen, einander in unseren Unterschieden zu respektieren und zu schätzen".

In Anbetracht der heterogenen Zusammensetzung der LCiGB, in der Gottesdienste in mehr als fünf verschiedenen Sprachen, darunter Chinesisch und Suaheli, stattfinden, zitierte Kleist aus Dietrich Bonhoeffers Werk "Gemeinsames Leben“. Seine Betonung darauf, dass Alleinsein als auch Gemeinschaft Voraussetzungen für wahre Nachfolge sei, "gilt ebenso für unsere Gemeinschaft der einzelnen Kirchen innerhalb des Lutherischen Weltbundes", ist Kleist überzeugt. "Als Kirchen müssen wir für uns selbst stehen, uns unserer selbst bewusst sein mit unserer Individualität, unserer Geschichte, unserer kontextuellen Bedürfnisse, Gaben und Schätze. Aber gleichzeitig müssen wir uns auch unserer Zusammengehörigkeit und gegenseitigen Abhängigkeit voneinander bewusst sein, die ebenso wichtig ist."

Kleist schloss mit einem Wort der Ermutigung: "Sich umeinander kümmern und einander aufmerksam zuhören, danach fragen, was jedes einzelne Mitglied unserer Gemeinschaft braucht, kann Trost, gemeinsame Betrachtung, Widerstandskraft, gemeinsames Gebet und Lernen von anderen mit sich bringen. “