„Eine lebensverändernde Erfahrung“

In einem Ausstellungsraum informieren sich junge Menschen zur Situation von Flüchtlingen. Foto: LWB/ R. Schlott

LWB informiert bei ELKA-Jugendtreffen, Detroit, über Flüchtlingsarbeit

DETROIT, USA/ Genf, 27. Juli 2015 (LWI) - Eben noch waren sie ganz normale US-amerikanische Teenager, im nächsten müssen sie als Flüchtlinge lebenswichtige Entscheidungen treffen: In einer Simulationsübung lernten Jugendliche der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Amerika (ELKA) was es heisst, ein Flüchtling zu sein.

Die Simulation fand im Rahmen des diesjährigen ELKA-Jugendtreffens in Detroit statt. Mehr als 30 000 Jugendliche nahmen vom 15. bis zum 19. Juli an der Veranstaltung teil, die unter dem Motto „Rise Up“ auch verschiedene soziale Workshops anbot.

Das Beim Projekt „Lutheran Disaster Reponse“, durchgeführt mit Hilfe des Lutherischen Weltbundes (LWB) lernten sie dabei auch über das Schicksal von Flüchtlingen. „Ich wollte die Jugend kennen lernen, weil sie für die Zukunft wichtig ist“, sagt Roland Schlott, humanitärer Koordinator des LWB, der bei der Simulation etwas über die Erstaufnahme und das Leben im Flüchtlingslager erzählte.

„Es ging um die praktische Arbeit der Kirche.“ Jugendliche im Alter von 14 bis 20 nahmen an dieser Simulation in Gruppen von 5 bis 15 Personen teil. Ziel war es, junge Menschen für das Schicksal von Flüchtlingen zu sensibilisieren.

„Eine lebensverändernde Erfahrung“

Die Simulation begann in einem Wohnzimmer. Auf dem Boden lagen überlebenswichtige Gegenstände wie Medizin, Wasserflaschen oder Windeln. Während vom Band Schüsse zu hören waren, hatten die Teilnehmer 2 Minuten um zu packen. Daraufhin begaben sich die Besucher zur nächsten Station. Dort wurde der Gruppe durch Würfeln ein weiteres Unglück zugespielt, wie zum Beispiel Verletzungen der Gruppenmitglieder oder der Verlust von Vorräten. Absichtlich wurde die Simulation mit authentischen Geräuschen unterlegt, um sie realistischer erscheinen zu lassen.

Im Flüchtlingslager angekommen durchliefen die Jugendlichen eine typische Registrierung, bevor ihnen ein Zelt zugewiesen wurde. Ihnen wurde erklärt, wie viel Kalorien sie pro Tag beanspruchen können und wo Essen und Trinkwasser ausgegeben werden. ,,Sehr ernüchtert“ beschreibt LWB-Mitarbeiter Schlott die Reaktion der Jugendlichen, die er als „Flüchtlinge“ im Lager begrüsste.

Kein Campingtrip

Einige Teilnehmende hätten bereits selbst Erfahrung mit einem Flüchtlingslager gehabt, so Schlott weiter. Manche von ihnen hätten früher Flüchtlingslager besucht, einige hätten sogar selbst Fluchterfahrungen gehabt. ,,Diese Jugendlichen waren sehr zurückhaltend." sagt Schlott. Die Jugendlichen hätten durch die Simulation einen neuen Eindruck von Flüchtlingen erhalten. Eine Jugendliche betitelt ihre Teilnahme als ,,lebensverändernde Erfahrung.“

„Viele der jungen Menschen kannten nur die Perspektive der Helfer. Sie dachten zunächst, zu zweit in einem Zelt leben, das muss doch ganz witzig sein“, schildert LWB-Mitarbeiter Schlott seine Eindrücke. „Das mag auch der Fall sein, wenn man einen Familienausflug für ein paar Tage unternimmt. Doch für Flüchtlinge, die schon mehrere Monate oder sogar Jahre in einem solchen Lager verbringen oder vielleicht gar nicht wissen wann sie wieder zurück dürfen, ist dem nicht so“ meint Schlott.

Indem das Projekt eine bessere Vorstellung von der Situation von Flüchtlingen gab, könne es helfen, junge Menschen als Unterstützer für die Flüchtlingsarbeit zu gewinnen, sagte Schlott.

Mit einem ähnlichen Projekt machte das Deutsche Nationalkommittee beim Kirchentag in Stuttgart auf die LWB-Flüchtlingsarbeit aufmerksam. Unter dem Motto ,,Wer flieht, packt keine Koffer“ konnten die Besucher hier einen Einblick in den Alltag syrischer Flüchtlinge in Jordanien erhalten.