Eine gute Zeit, um Kirche zu sein

LWB Generalsekretär Martin Junge predigte im Nidarosdomen, dem Dom im norwegischen Trondheim. Foto: Norwegische Kirche

LWB-Generalsekretär Martin Junge spricht auf der Synode der Norwegischen Kirche

Trondheim, Norwegen/Genf (LWI) – „Ich glaube, dass es niemals eine bessere Zeit gab, um Kirche zu sein und selbstbewusst und voller Freude unsere wichtige Botschaft zu verkünden, die uns allen so vertraut ist", sagte der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Martin Junge, während seiner Predigt im Nidarosdom in Trondheim in Norwegen am 29. Januar. „Durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit erhalten wir die Freiheit, unser Leben und das Leben unserer Nachbarn sowie die gesamte Schöpfung als gute Gabe Gottes zu lieben und zu umarmen", fügte er während seiner Predigt im Gottesdienst mit Mitgliedern der Synode und Delegierten der Regierung Norwegens hinzu, darunter auch Ministerpräsidentin Erna Solberg.

Der Generalsekretär besuchte das skandinavische Land, um auf der ersten Sitzung der Generalsynode nach Inkrafttreten des Gesetzes über die Trennung von Kirche und Staat am 1. Januar 2017 eine Rede zu halten. Gleichzeitig nahm er damit an einer Veranstaltung teil, mit der die Norwegische Kirche die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum einleitete. „Ich freue mich über die Entscheidung der Kirche, das LWB-Thema 'Befreit durch Gottes Gnade' während des gesamten Reformationsgedenkens in diesem Jahr zum Thema zu machen. Die Unterthemen werden uns ebenfalls das ganze Jahr über begleiten, das gilt zum Beispiel für die Aussage 'Die Schöpfung - für Geld nicht zu haben' während der Kampagne in der Fastenzeit."

Zum Auftakt des Reformationsjubiläums äußerte die Leitende Bischöfin der Norwegischen Kirche, Helga Haugland Byfuglien, ihre Dankbarkeit über den ökumenischen Weg, der im vergangenen Jahr anlässlich des gemeinsamen Gedenkens in Lund und Malmö gegangen worden war: „Wir haben uns einander angenähert, und es kann kein Zweifel daran bestehen, dass unsere Gemeinsamkeiten eine viel größere Bedeutung haben als das, was uns trennt. Alle werden von Gott gesehen und geliebt, und die menschliche Würde ist unantastbar. Die Grundlage für das Heil ist allein Gottes Gnade."

Kirche und Glaubende auf einer besonderen Reise

In seiner Predigt im Nidarosdom sprach Generalsekretär Junge über das Gleichnis der Heilung eines Blinden bei Jericho (Lukas 18, 35-43) und über die Berufung der Kirche: „Diese alte Geschichte über Jesus auf dem Wege nach Jericho schickt die Kirche auf eine ganz besondere Reise, die ihrer komplexen Wirklichkeit mit der Barmherzigkeit als Leitmotiv begegnet. Wir sollten uns nicht der Botschaft der Barmherzigkeit schämen, sondern sie selbstbewusst und mutig verkünden."

Er dankte der Norwegischen Kirche für ihr bedeutungsvolles Zeugnis über all die Jahre und ihre Verpflichtung gegenüber denjenigen, die Zuflucht in Norwegen suchen. „Sie heißen Fremde willkommen. […] Ihr Zeugnis ist für uns alle ein großer Ansporn.”

Gleichzeitig zeigte er sich besorgt über die Missachtung der Menschenrechte: „Ich bin dankbar dafür, in einer Zeit zu leben, in der es die Menschenrechte gibt. Allerdings mache ich mir Sorgen darüber, dass sie heute überall auf der Welt so unter Druck geraten. Als jemand, der selbst in einer Diktatur aufgewachsen ist, weiß ich nur zu gut, dass die Einschränkung von Menschenrechten zu einem Albtraum führt – besonders für gefährdete und ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen. […] Da wir all dies wissen, müssen wir wachsam sein und darauf achten, dass diese Tür nicht einmal einen Spaltbreit geöffnet wird und alte Albträume erneut ihren Weg in unsere Welt finden."

Eine gute Zeit, Kirche zu sein

Mit Hinweis auf die anstehende Zwölfte Vollversammlung in Windhoek, Namibia, im Mai dieses Jahres wies Junge darauf hin, wie wichtig es sei, „dass wir uns gegenseitig in unserem gemeinsamen Zeugnis in dieser Welt bestärken." Es beschrieb diese Aufgabe als eine „Mission in einer Welt, die nicht noch mehr Zersplitterung, sondern Brücken braucht; die nicht noch mehr Polarisierung braucht, sondern in der die Gemeinschaften eine gemeinsame Basis und gemeinsamen Raum finden müssen; die nicht noch mehr Streit und Kommunikationslosigkeit braucht, sondern Gemeinschaften, die miteinander reden und gemeinsame Erkenntnisse gewinnen."  Aufgrund ihrer Berufung habe die Kirche inmitten dieser Wirklichkeiten viel zu bieten, fügte er hinzu. „Es ist eine gute Zeit, um Kirche zu sein", erklärte Junge.