„Einander mit anderen Augen sehen“

Pfarrerin Dr. Kaisamari Hintikka, Assistierende Generalsekretärin für Ökumenische Angelegenheiten bei ihrer Präsentation im Rahmen des Globalen Christlichen Forums in Bogotá (Kolumbien). Foto: Albin Hillert/ÖRK

LWB und ökumenische Partner berichten bei Globalem Christlichen Forum über lutherisch/römisch-katholischen Dialog

Bogotá (Kolombien)/Genf (LWI) – „Als verschiedene Teile des einen Leibes versöhnt zu sein hat unser aller Engagement für und Bekenntnis zu dieser gemeinsamen Reise, auf der wir uns bisher vom Heiligen Geist haben leiten lassen und uns auch in Zukunft leiten lassen werden, noch verstärkt“, sagte Pfarrerin Dr. Kaisamari Hintikka, Assistierende Generalsekretärin für Ökumenische Angelegenheiten des Lutherischen Weltbundes (LWB), in ihrer Präsentation „Vom Konflikt zur Gemeinschaft – eine Reise der Versöhnung zweier Partner, die zu einer Reise Vieler wurde“ im Rahmen des Globalen Christlichen Forums in Bogotá (Kolumbien).

„Und derselbe Geist hat auch unsere Ortsgemeinden angespornt, sowohl die Gaben dieses globalen Dialogs zu empfangen und anzunehmen, als auch die Gaben ihrer Begegnungen auf lokaler Ebene an die Kirchen insgesamt weiterzugeben“, führte sie aus.

Von der einen Taufe zum gemeinsamen Gedenken

In einer Präsentation, die Hintikka mit Bischof Ivan Abrahams, dem Generalsekretär des Weltrates Methodistischer Kirchen, Pfarrerin Canon Alyson Barnett-Cowan, der Präsidentin des kanadischen Kirchenrates und Vertreterin der Anglikanischen Kirchengemeinschaft, Pfarrer Chris Ferguson, dem Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und Bischof Brian Farrell, dem Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, hielt, legte sie die Etappen des lutherisch/römisch-katholischen Dialogs im Detail dar, der schon1967 begonnen worden war. „Es war die Einsicht, dass wir durch die eine Taufe verbunden sind, die uns begeistert und beflügelt hat, als wir uns das erste Mal zum Dialog um einen Tisch versammelten“, erinnert sie sich.

Mit der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre durch den LWB und den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen in Augsburg 1999 erreichte der Dialog einen Höhepunkt.

„Wir haben viele Gaben miteinander geteilt, wir haben gelernt, einander mit neuen Augen zu sehen – und haben durch eigenes Erfahren gelernt, dass die Dinge, die uns vereinen, sehr viel größer und auch sehr viel zahlreicher sind, als wir zu Beginn dieser gemeinsamen Reise gedacht hatten. Wir haben verstanden, was es wirklich bedeutet, dass wir alle Zweige des einen Weinstocks – Jesus Christus – sind“, erklärte Hintikka.

Seit 1999 haben sich dann auch der Weltrat Methodistischer Kirchen, die Anglikanische Kirchengemeinschaft und die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen der gemeinsamen Reise angeschlossen und die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet.

Bedeutung für das Leben der Kirchen

„Schon damals war uns bewusst, dass wir einen wichtigen Schritt auf unserer gemeinsamen Reise gemacht hatten“, berichtet Hintikka. „Aber uns war auch bewusst geworden, dass es aufgrund der zentralen Bedeutung, die die Rechtfertigung in unserem christlichen Glauben hat, nicht nur für Lutheranerinnen und Lutheraner und Katholikinnen und Katholiken wichtig war, ein gemeinsames Verständnis der Rechtfertigung zu haben. Wir mussten auch andere einladen, sich uns auf dieser Reise anzuschließen.“

Bischof Brian Farrell beleuchtete in seinem Teil der gemeinsamen Präsentation die Bedeutung der multilateralen Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre für das spirituelle und kirchliche Leben und fragte nach den Auswirkungen auf die institutionellen Beziehungen zwischen den Kirchen: „Bisher haben die Kirchen selbst sehr wenig zu diesem Aspekt der Gemeinsamen Erklärung gesagt, der sehr viel Hoffnung macht“, sagte er. „Aber viele von uns sind überzeugt, dass die Gemeinsame Erklärung und die Veranstaltung in Lund auch noch etwas Neues, Unbekanntes in sich bergen, dass die Kirchen noch ausmachen und sich aneignen müssen. Der Heilige Geist hat etwas Neues geschaffen, das nun verstanden und dementsprechend nun gehandelt werden muss.“
Für das Frühjahr 2019 haben die fünf Unterzeichnenden der Gemeinsamen Erklärung eine Konsultation ihrer hochrangigen Vertreterinnen und Vertreter zu ihren ekklesialen Auswirkungen vereinbart.