„Ein unmissverständliches Nein zur Gewalt an Kindern“

Kinder hinter einem Tank zum Filtern von Trinkwasser im Flüchtlingslager Minawao, Kamerun, im Dezember 2017. Foto: LWB/C. Kästner

Aufklärungsarbeit und Einsatz für ein Ende von Gewalt an Kindern

GENF, Schweiz (LWI) – Am 16. September hat sich der Lutherische Weltbund (LWB) im Rahmen der Together to #EndViolence Solutions Summit Series dazu verpflichtet, über das Problem der Gewalt an Kindern aufzuklären und sich mit der Unterstützung der Mitgliedskirchen und in Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern für Präventionsmaßnahmen einzusetzen.

Der LWB und die Globale Partnerschaft zur Beendigung von Gewalt gegen Kinder (End Violence Partnership) haben gemeinsam eine Online-Veranstaltung mit dem Titel „Glaubensgestützte Akteure und die Verhinderung von Gewalt gegen Kinder: eine globale Perspektive des LWB“ durchgeführt. Zu der Veranstaltung hatten sich 80 Teilnehmende aus aller Welt angemeldet. Das Event zeigte beispielhaft das Engagement der LWB-Mitgliedskirchen, ging auf die humanitäre Hilfe und die Entwicklungsarbeit des LWB ein und präsentierte Erkenntnisse der Partner.

Die Unantastbarkeit von Kindern schützen

Nach Berichten der Vereinten Nationen wird mindestens einer Milliarde Kindern (das ist die Hälfte der auf der Welt lebenden Kinder) jedes Jahr Gewalt angetan. Darüber hinaus stellt der Bericht der Vereinten Nationen „Keeping the Promise: Ending Violence Against Children by 2030“ fest, dass Gewalt für Flüchtlings- und Migrantenkinder oftmals „ein alltäglicher Begleiter ist, der sie aus ihren Heimatländern vertreibt, während ihrer Odyssee ständig auf der Lauer liegt und auch an ihrem Zielort auf sie wartet.“

In seiner Eröffnungsrede hat LWB-Generalsekretär Martin Junge gesagt: „Jeder einzelne Mensch ist mit Würde ausgestattet und mit der Unantastbarkeit seiner Person. Die ist eine der tiefen Glaubensüberzeugungen der Kirchen überall auf der Welt und zahlreicher Glaubensrichtungen, wenn es um den angeborenen Wert des Lebens einschließlich des menschlichen Lebens geht.“ Durch seine Mitgliedskirchen und humanitären Hilfsaktionen setzt sich der LWB für die am stärksten gefährdeten Menschen ein und steht an vorderster Front im Kampf für die Beendigung von Gewalt gegen Kinder.

Während der Online-Veranstaltung wurden Videos und Präsentationen aus den LWB-Länderprogrammen und der Mitgliedskirchen aus Kolumbien, Uganda, Nepal, Argentinien und Schweden gezeigt. Howard Taylor, Geschäftsführer der Globalen Partnerschaft zur Beendigung der Gewalt gegen Kinder, bedankte sich für die Gelegenheit, Teil eines „so kraftvollen Events sein zu dürfen, auf dem wir uns über das Ausmaß und die Folgen der Gewalt gegen Kinder überall auf der Welt informieren konnten und auf dem wir die Stimmen der Kinder hören konnten. Besonders wichtig war zu erfahren, was wir bereits unternehmen und noch unternehmen können, um Gewalt gegen Kinder und Missbrauch von Kindern zu verhindern und darauf zu reagieren.“

Aus dem Glauben handelnde Organisationen sind besonders wichtige Partner

Gemeinsam mit der End Violence Partnership hat sich der LWB dazu verpflichtet, im Rahmen seiner Advocacy-Arbeit über die Gewaltkrise aufzuklären, deren Opfer Kinder sind, und auf diese Weise bis 2030 zur Beendigung der Gewalt beizutragen, unter der Kinder weltweit zu Hause, in den Schulen, im Internet und in ihren Gemeinschaften leiden.

„Religiöse Autoritäten und aus dem Glauben handelnde Organisationen wie der Lutherische Weltbund mit seinen 77 Millionen Mitgliedern und 148 Mitgliedskirchen in 99 Ländern sind in besonderer Weise dazu prädestiniert, eine wichtige Rolle für die Kinder und Überlebenden in dieser neu entstehenden Bewegung zu übernehmen“, sagte Taylor.

Junge fügte hinzu, er sei dankbar „für eine Partnerschaft, die im Sinne unserer gemeinsamen Verpflichtung entwickelt wurde, der Gewalt gegen Kinder ein klares und unmissverständliches ‚Nein‘ entgegenzusetzen.“

Najat Maalla M’jid, UN-Sonderbeauftragte zu Gewalt gegen Kinder, erklärte: „Religiöse Autoritäten und glaubensgestützte Organisationen sind wichtige Ansprechpartner. Sie sind besonders gut in der Lage, als überzeugende und einflussreiche Fürsprechende für den Schutz der Kinder vor allen Formen der Gewalt zu handeln. Sie übernehmen außerdem eine wichtige Rolle bei der Aufklärungsarbeit und bei der Mobilisierung lokaler Gemeinschaften und Familien.“  M’jid wies weiter darauf hin, dass COVID-19 bestehende Ungleichheiten weiter verschärft habe. „Wir müssen die Lektionen aus der Pandemie lernen und erkennen, dass der Kinderschutz ein Teil existenzsichernder Dienste ist. Wir müssen mehr tun und jetzt, nicht morgen gemeinsam für die Kinder und mit den Kindern handeln.“

Prävention von Gewalt gegen Kinder und mit Kindern

In Anerkennung der Rolle der Kirchen hat der geschäftsführende Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Ioan Sauca, mitgeteilt, dass „jede Kirche eine solide Kinderschutzpolitik haben sollte und darauf achtet, dass es Maßnahmen zur Verhinderung von Fehlverhalten im Umgang mit Kindern und Heranwachsenden gibt.“

Lokiru Matendo Yohana, der Ansprechpartner bei der globalen Anlaufstelle für Kinderschutz beim LWB, erklärte, dass die Prävention von Gewalt gegen Kinder „besonders im Kontext von Kriegen und Konflikten, Vertreibung und in marginalisierten Gemeinschaften von hoher Dringlichkeit ist.“ Yohana fügte hinzu, dass der LWB beabsichtige, bestehende Programme mit aktualisierten Leitlinien und weiter entwickelten Strategien für den Kinderschutz aufzurüsten.

Seit 2020 ist das UN-Übereinkommen über die Rechte des Kindes im schwedischen Recht verankert. Zu diesen Gesetzen gehören das Recht auf die geistige Entwicklung von Kindern und die Folgenabschätzung aller Entscheidungen, die Kinder betreffen. Die Erzbischöfin der Schwedischen Kirche, Antje Jackelén, sagte, dass „Kinder in der Kirche und in der Gesellschaft eine besondere Rolle spielen sollten. Sie sollten zur Teilhabe eingeladen, ermutigt und ermächtigt werden, und wir sollten ihnen zuhören.“

Jackelén sagte ebenfalls, dass es in der schwedischen Gesellschaft „eine gewisse Unbeholfenheit gegenüber dem Glauben und der spirituellen Entwicklung von Kindern“ gebe. Im Namen der so genannten „religiösen Neutralität wird Kindern manchmal der Zugang zu Wissen und Erfahrungen vorenthalten, die Glaubenstraditionen zu bieten haben.“ Allerdings, so fügte sie hinzu, „versagen wir gegenüber unseren Kindern, wenn wir ihnen nicht das bewährte Rüstzeug mit auf den Weg geben, um die existenziellen Herausforderungen zu bewältigen, mit denen sie im Laufe des Lebens ganz sicher konfrontiert werden.“

„Gemeinsam können wir viel mehr unternehmen, damit jedes Kind sein Recht auf einen Lebensstandard nutzen kann, der seiner körperlichen, geistigen, spirituellen und sozialen Entwicklung zuträglich ist“, sagte die Erzbischöfin der Schwedischen Kirche, Antje Jackelén. 

Die Veranstaltung endete mit vier Verpflichtungen des LWB:

  1. Aufklärungsarbeit innerhalb der Mitgliedskirchen über die Prävention von Gewalt gegen Kinder
  2. Einbindung der Prävention von Gewalt gegen Kinder als fester Bestandteil aller globalen humanitären Entwicklungsprogramme des LWB
  3. Globale und lokale Advocacy-Arbeit zur Beendigung der Gewalt gegen Kinder
  4. Zusätzliche Initiativen zur Verhinderung von Gewalt gegen Kinder in Latein- und Mittelamerika in Zusammenarbeit mit der Partnergemeinschaft innerhalb der #ENDViolence Partnership

„Wir sind gerne bereit, diese Verpflichtungen partnerschaftlich zu erfüllen, und wir geben unsere Hände, unser Leben und unser Zeugnis, um dies gemeinsam zu erreichen“, sagte Junge abschließend.

Von LWB/A. Gray and Tsiry Rakoto. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller