Ein sicherer Ort

“Großmutter” Kali Kamini bei ihrem neuen Haus. Foto: LWB/U. Pokharel

Neue Häuser und ein neues Leben nach dem verheerenden Erdbeben von 2015

Sirangaun, Nepal/Genf (LWI) – Ein eigenes Haus zu bauen war immer der Traum von Kali Kamini, die in ihrem Dorf in Nepal einfach „Großmutter“ genannt wird. Dieser Traum ist jetzt Dank des Lutherischen Weltbund (LWB) und einer örtlichen, von Frauen geleiteten Wohltätigkeitsorganisation Realität geworden.

Kamini ist 80 Jahre alt und vom Leben gebeugt. Ihr Haus wurde während des verheerenden Erdbebens zerstört, das Nepal am 25. April 2015 erschütterte, fast 9.000 Menschen das Leben kostete und weitere 22.000 verletzte. Es war die schlimmste Naturkatastrophe, die das Land seit 1934 getroffen hat. 

Neue Hoffnung

„Großmutter“ Kali Kamini mit ihren Ziegen.

„Großmutter“ Kamini erzählte ihre Geschichte dem LWB-Personal im Dorf Sirangaun, das zur Landgemeinde Jugal im Distrikt Sindhupalchok in Nepal gehört und von der Hauptstadt Kathmandu in acht Stunden mit dem Auto zu erreichen ist.

„Ich habe zwar 300.000 Nepalesische Rupien (NPR) für die Beauftragung von Maurern erhalten, aber diese Handwerker mit Mahlzeiten zu versorgen war eine schwierige Aufgabe für mich. Mit Unterstützung von Gramin Mahila Shrijanashil Pariwar (GMSP) und dem LWB war das aber möglich“, sagte sie. (GMSP ist eine 1993 von Landfrauen im Distrikt Sindhupalchok in Nepal gegründete Organisation).

Dass „Großmutters“ Familie zu den begünstigten Obdachsuchenden gehörte, war allein aber nicht ausreichend. Sie brauchte jemanden, der ihr beim Wiederaufbau des Hauses helfen würde. Aus diesem Grund hat der LWB Nepal im Rahmen seines Maurerausbildungsprogramms örtlichen Handwerkern als Priorität den Bau ihres Hauses vorgegeben.

So hat Palsang Lama, 33, ihr Nachbar und Verwandter, seine Hilfe bei der Wiedererrichtung des Hauses angeboten. Lama hat die Maurerarbeiten und die Anlieferung der Baumaterialien koordiniert. Diese gut organisierte Zusammenarbeit hat letztlich dazu beigetragen, dass die Achtzigjährige ihr neues Haus beziehen konnte.

Neue Häuser im Dorf Sirangaun, das beim Erdbeben fast dem Boden gleichgemacht worden war.

Das Haus hat ihr auch neue Hoffnung gegeben, denn damit hat sie auch einen großen Teil ihres alten Lebens wiedergewonnen. Sie steht morgens auf, macht in ihrem neuen Haus sauber, bereitet Futter für ihre Ziegen zu und holt Wasser von einer nahen gelegenen Zapfstelle. Danach kümmert sie sich um ihre Familie.

 „Ich lebe jetzt wieder so wie früher, und meistens gehe ich abends zum Haus meiner Nachbarin und halte ein Schwätzchen, so wie wir das vor dem Erdbeben gemacht haben“, fügt sie hinzu.

Wie ein Erdbeben Leben und Existenzen zerstört

„Großmutter“ war allein in ihrem Haus, als das Erdbeben das Dorf verwüstete. Im ersten Moment völlig überrumpelt, gelang es ihr doch, das Haus zu verlassen. Danach verbrachte sie zusammen mit ihren Nachbarn fast eine Woche lang im Freien unter einer Plane, wo sie die zahlreichen Nachbeben unbeschadet überstanden. Ihr Haus war jedoch ein Trümmerhaufen.

Danach kamen Furcht und Angst vor der Zukunft, denn ihr Leben kam ihr hoffnungslos vor.  Ihre einzige Hilfe war ihr Ehemann Maila, der auch auf die 80 zugeht. Ihre Tochter lebt in einem anderen Dorf des Bezirks und braucht zu Fuß fast fünf Stunden zum Haus ihrer Mutter.

LWB Nepal hat „Großmutters“ Dorf direkt nach dem Erdbeben mit Lebensmitteln, Planen und anderen Hilfsgütern versorgt. Dazu gehörten auch verzinktes Wellblech zum Bau von Notunterkünften. Das alte Ehepaar musste mehrere Monate unter den Planen ausharren, bevor es ihre Notunterkunft beziehen konnte. „Das Leben unter den Zeltplanen und dem Wellblech war die schlimmste Zeit meines Lebens“, erinnert sie sich.

LWB-Nothilfeteam in einem Dorf in Nepal nach dem Erdbeben. Viele Häuser in den ärmeren Regionen des Landes wurden durch die Katastrophe zerstört. Foto: LWB/C Kästner

Innerhalb von eineinhalb Jahren nach dem Erdbeben hat der LWB Nepal mit finanzieller Unterstützung der nepalesischen Regierung technische Hilfe und andere Dienstleistungen zur Verfügung gestellt und damit 142 Familien beim Wiederaufbau ihrer Häuser geholfen. Zum Glück gehörte „Großmutter“ zu denjenigen, denen diese Unterstützung zuteilwurde.

Heute wird „Großmutter“ zu ihrer großen Freude oft von ihren Enkelkindern aus dem Dorf Pantang besucht. „Nach dem Bau meines neuen Hauses haben sie uns wieder regelmäßig besucht. Jetzt haben sie einen Ort, der ihnen mehr Sicherheit bietet. Der Besuch meiner Enkelkinder vermittelt mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, gibt mir neuen Lebensmut und stärkt mein Vertrauen“, freut sie sich.

(Ein Beitrag von Umesh Pokharel. Redaktion und Übersetzung: LWB-Kommunikationsbüro)