„Ein alternativer Raum für Dialog“

Mitglieder der gemeinsamen Kommission, die in Kolumbien die Gedenkveranstaltungen zum Reformationsjubiläum plant, bei einer ihrer Sitzungen. Foto: LWB/P. Cuyatti

Kolumbien: Kirchen, Zivilgesellschaft und Staat begehen Reformation

BOGOTÁ, Kolumbien/GENF(LWI) – In Kolumbien ist durch eine gemeinsame Initiative von Kirchen, Staat und Zivilgesellschaft aus Anlass des 500. Reformationsjubiläums „ein Raum für unsere unterschiedlichen Einrichtungen“ entstanden, „in dem sie zusammenarbeiten und die tiefen Wurzeln unseres Erbes ans Licht bringen können“, erklärt der lutherische Bischof Atahualpa Hernández Miranda.

Das Oberhaupt der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kolumbiens (ELKK) führt aus, dass die Idee, bei den Reformationsfeierlichkeiten mit anderen Institutionen zusammenzuarbeiten, ursprünglich von seiner Kirche ausgegangen sei. Hieraus habe sich, um das Kernthema „Frieden“ herum, eine ganze Reihe wichtiger kultureller, wissenschaftlicher und religiöser Aktivitäten entwickelt. An einer 2016 eingerichteten gemeinsamen Kommission sind mehrere Kirchen, das Innenministerium mit seinem Amt für religiöse Angelegenheiten, staatliche und kirchliche Universitäten und andere Bildungseinrichtungen sowie verschiedene Medien beteiligt.

„Angesichts der alltäglichen konfliktbeladenen Erfahrung in unserem Land bieten wir einen alternativen Raum für den Dialog. Mit unseren unterschiedlichen Institutionen haben wir uns zusammengefunden, um uns gegenseitig durch Zusammenarbeit und das gemeinsame Feiern zu bereichern“, erläutert Hernández.

Anfang Juli nahm der Bischof ELKK gemeinsam mit anderen Kirchenleitenden an einem Festakt teil, in dessen Rahmen der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos einen historischen Erlass unterzeichnete, mit dem der 4. Juli zum landesweiten Tag der Religionsfreiheit und freien Religionsausübung erklärt wurde. Der Präsident stellte fest, in den sechs Jahren seiner Amtszeit habe er noch nie einen so kurzen Erlasstext unterzeichnet, der sich gleichzeitig im Zusammenhang mit dem Bemühen um einen dauerhaften Frieden nach 52 Jahren des bewaffneten Konflikts durch solch große Symbolkraft und Bedeutung auszeichne.

Mit dem Festakt habe die Regierung einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, öffentlich sichtbar Strategien voranzutreiben, die die Religionsfreiheit und freie Religionsausübung mithilfe von staatlichen Regelungen und Maßnahmen stärken. Das trage bei zu nachhaltiger Entwicklung, Versöhnung und Frieden, so Hernández.

Ihre Feierlichkeiten anlässlich des Reformationsjubiläums hatte die ELKK am 31. Oktober 2016 mit einem ökumenischen Gottesdienst in der ersten evangelischen Kirche von Bogotá eröffnet. Zum Abschluss des Reformationsjahres ist am 31. Oktober 2017 ein Gottesdienst geplant. Über die verschiedenen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr wird in Fernsehen, Radio und Internet umfassend berichtet.

Der dauerhafte Frieden ist der kolumbianischen Bevölkerung vorrangiges Anliegen. Im vergangenen Jahr waren die Regierung und die FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) übereingekommen, den seit mehr als fünf Jahrzehnten andauernden Bürgerkrieg zu beenden. Vor kurzem hat nun auch die ELN (Ejército de Liberación Nacional – Nationale Befreiungsarmee), die ebenfalls an dem Konflikt beteiligt ist, signalisiert, dass ihre laufenden Verhandlungen mit der Regierung zu einem Waffenstillstand führen könnten.

Der Lutherische Weltbund (LWB), dem die ELKK seit 1966 angehört, ermutigt Regierung und Rebellengruppen kontinuierlich zum Engagement für Versöhnung und einen gerechten Frieden im Land.