„Durch seine Wunden sind wir geheilt“

Der Christus von Bojayá aus Kolumbien. Foto: LWB/K. Hintikka

LWB überreicht Papst Franziskus den „Christus von Bojayá“ als Symbol der Hoffnung auf Einheit und Versöhnung

VATIKANSTADT/GENF (LWI) – Während einer Audienz am 7. Dezember im Vatikan hat eine Delegation des Lutherischen Weltbunds (LWB) Papst Franziskus eine Nachbildung des Christus von Bojayá überreicht. Dieses eindrucksvolle Symbol für Konflikt und Versöhnung stammt aus einem Teil Kolumbiens, in dem sich Lutheraner und Katholiken gemeinsam für Versöhnung in der Gesellschaft einsetzen. Das Original des Kruzifixes, von dem heute nur noch eine Christusstatue vorhanden ist, der Arme und Beine fehlen, hängt in der Dorfkirche von Bojayá und gibt auf eindrucksvolle Weise Zeugnis für die durch den bewaffneten Konflikt in Kolumbien verursachte Zerstörung und auch für die Kraft der Versöhnung.

Beim Überreichen des Geschenks an Papst Franziskus sagte LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge in Anlehnung an Jesaja 53,5: „Wenn wir den verwundeten Christus anschauen, werden wir uns Gottes versöhnender Gegenwart bewusst, die unsere angeschlagene Welt heilt und die Kirche zur Einheit aufruft.“

Erinnerung an Tod und Zerstörung

Das entstellte Christusbild wurde nach dem Bojayá-Massaker von 2002 zu einem nationalen Symbol. Während eines Feuergefechts zwischen der FARC-Guerilla (den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens) und rechtsgerichteten paramilitärischen Gruppen explodierte ein von FARC geworfener Sprengkörper in der Dorfkirche von Bojayá. Die Bombe tötete 119 Menschen, darunter viele Kinder, und verwundete 89 Menschen, die in diesem Gebäude Schutz gesucht hatten. Bei der Explosion wurden der Statue des gekreuzigten Christus (Kruzifix) die Arme und Beine abgerissen; nur Kopf und Rumpf blieben übrig.

Bei seinem jüngsten Besuch in Kolumbien im September 2017 betete Papst Franziskus vor dem Christus von Bojayá.

„Heute bringen wir eine Nachbildung dieser Figur als sichtbares Zeichen unserer gemeinsamen Arbeit unter Menschen, die in ihrem Leben und in ihren Gemeinschaften nach Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung streben, und reagieren damit auf den Aufruf, Botschafter der Versöhnung in unserer Welt zu sein“, fügte Generalsekretär Junge hinzu.

Gemeinsame Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit

Im Departamento del Chocó an der Pazifikküste Kolumbiens lebt eine vorwiegend afro-kolumbianische und indigene Bevölkerung. Wegen seiner Bodenschätze war dieses Gebiet während der Auseinandersetzungen im Lande zwischen den bewaffneten Gruppen stark umstritten und gleichzeitig eine beliebte Route für den Drogen- und Waffenhandel. Die Gegend hat eine lange Vorgeschichte von Menschenrechtsverletzungen, die insbesondere die bereits marginalisierten Gemeinschaften betreffen.

LWB und Caritas arbeiten schon seit längerem daran, den kolumbianischen Friedensprozess sowie betroffene Gemeinden wie Bojayá zu unterstützen. Sie haben der Gemeinde geholfen, als das Massaker 2015 vor Gericht gebracht wurde.

2015, während der Friedensverhandlungen zwischen FARC und der kolumbianischen Regierung, sind Guerillakämpfer der FARC nach Bojayá gekommen und haben die Menschen dort um Verzeihung gebeten.

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich beim Referendum über ein Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und FARC 96 Prozent der Bewohner von Bojayá für einen Friedensschluss aussprachen, während die Mehrheit des Landes gegen das Friedensabkommen gestimmt hatte, weshalb es dann mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde. Das Abkommen wurde später erneut verhandelt und schließlich im November 2016 unterzeichnet.