Drei Friedenssäulen der Kirchen im Südsudan

Bischof Isaiah Majok Dau ist der Leitende Bischof der Sudanesischen Pfingstkirche. Foto: LWB/A. Danielsson

Südsudanesischer Kirchenrat leistet wegweisende Basisarbeit für Dialog und Versöhnung

Juba, Südsudan/Genf (LWI) – Während die Politik im Südsudan um ein dauerhaftes Friedensabkommen kämpft, arbeiten die religiösen Führungskräfte an der Basis unermüdlich für den Aufbau einer Friedens- und Versöhnungskultur, die die an diesem Konflikt beteiligten Gemeinschaften einbindet.

Wegweisend für diese Initiativen ist der Südsudanesische Kirchenrat (SSCC), eine ökumenische Organisation, in der leitende Persönlichkeiten aus sieben unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen versammelt sind. Zu ihnen gehört auch Bischof Isaiah Majok Dau, der Leitende Bischof der Sudanesischen Pfingstkirche. Er war vor kurzem in Genf und hat an einer Nebenveranstaltung der Vereinten Nationen zum Thema Advocacy-Arbeit für Menschenrechte teilgenommen.

Advocacy-Arbeit, so der Bischof, sei „die erste Friedenssäule“ in seinem Land und verfolge als Ziel, „das Narrativ der Gewalt“ in den Gemeinschaften, in den Familien und in der politischen Führung umzuschreiben. Dies schließt die Kommunikation über soziale Medien mit dem Teil der südsudanesischen Bevölkerung ein, der außerhalb des Landes lebt. In den sozialen Medien werde oft über Hasskommentare versucht, politische Ideen zu transportieren.

Die zweite Friedenssäule, so Isaiah, ist „ein neutrales Forum“, auf dem die Opposition und andere, die aus Sicherheitsgründen nicht in die Hauptstadt Juba kommen können, die Möglichkeit haben, sich zu äußern und ihre Sorgen mitzuteilen. Die Kirche dient als „eine Brücke zwischen ihnen, wo immer es Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und anderen Gemeinschaften gibt“, sagte er und erklärte, wie der Oppositionsführer Riek Machar während seines Exils in Südafrika über dieses Forum mit der Regierung kommunizieren konnte.

Der Bischof erzählte, dass er vor kurzem Gespräche mit Oppositionellen in Juba geführt habe und soeben aus der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zurückgekommen sei, wo er sich mit dem Oppositionspolitiker Thomas Cirrillo getroffen und sich für Dialog und Versöhnung eingesetzt habe.

Die dritte Friedenssäule, so Isaiah, „wird Friede und Versöhnung genannt“ und predigt Vergebung in den Gemeinschaften im Südsudan, die durch den Konflikt zerrissen wurden. Diese Konzepte finden sich nach seiner Aussage nicht in dem Friedensabkommen, „deshalb wollen wir als Kirche eine Brückenfunktion zur Versöhnung der Gemeinschaften übernehmen, die Herzen der Menschen ansprechen und im Dialog wieder Vertrauen zu anderen Menschen herstellen.“ 

Das Ziel sei es, „eine Kultur des Friedens zu schaffen“, damit die Menschen wieder lernten, „zu reden und nicht zu den Waffen zu greifen“. Ihre Unzufriedenheit über Grenzen, Landrechte oder Viehdiebstahl lasse sich durch Gewalt nicht beseitigen. Das Programm, das der SSCC entwickelt hat, zeigt Wege zur Traumaheilung, zur Erlangung wirtschaftlicher Autarkie und zum richtigen Einsatz von Ressourcen. Damit wird es zu einem unschätzbar wichtigen Mittel, um die breitere nichtchristliche Gemeinschaft zu betreuen.

Auf die Frage, wie diese Werkzeuge auch entfernten Basisgemeinschaften zur Verfügung gestellt werden könnten, erklärte Isaiah, dass die Kirche im ganzen Land präsent sei und „die einzige Institution ist, die auch dorthin gehen kann, wo die Regierung nicht hingeht.“ Selbst in „sehr abgelegenen Regionen wie der Provinz Jonglei mit Konflikten zwischen den Murle und den Dinka“ oder „in Uganda zwischen den Turkana und den Karamojong sind wir diejenigen, die an der Basis für Versöhnung arbeiten“, sagte er.

„Wir gründen unsere Botschaft auf Hoffnung“, erklärte der Bischof abschließend. Er erzählt den Menschen, „dass die besten Zeiten für den Südsudan noch kommen. Deshalb gebt nicht auf, denn eines Tages werden wir in Frieden leben.“ In diesem Kontext zitierte er Jesu Botschaft aus dem Neuen Testament und sagte: „Das Evangelium der Hoffnung ist unsere biblische Botschaft, die in allen drei Friedenssäulen erkennbar wird.“

 

Der Südsudanesische Kirchenrat konnte in der Vergangenheit umfangreiche Erfahrungen mit Friedens- und Versöhnungsinitiativen zwischen einzelnen Gemeinschaften sammeln. Ein Beispiel dafür sind die entscheidenden People-to-People Peace and Reconciliation Processes (P2P) der Kirche zur Versöhnung kriegführender südsudanesischer Gemeinschaften zu Beginn der 90er Jahre bis Anfang 2002.