Die verwandelnde Kraft des Kreuzes

LWB Generalsekretär Martin Junge. Foto: LWB/A. Hillert

Botschaft zu Karfreitag 2018 von LWB-Generalsekretär
Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge

Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es Gottes Kraft.
(1. Korinther 1,18)

Von außen betrachtet, war das Kreuz vermutlich das am wenigsten geeignete Symbol, das die frühen Christinnen und Christen hätten wählen können. Kommunikations- und Marketingfachleute hätten wahrscheinlich vor dieser Entscheidung gewarnt oder sie sogar kategorisch abgelehnt: Ein Instrument der Bestrafung und der Hinrichtung. Da es zur Unterdrückung des politischen Widerstandes eingesetzt wurde, war das Kreuz für eine Gemeinschaft fast ein anstößiges, skandalöses Objekt.

Und doch entschieden sie sich für das Kreuz wegen seiner in vielfacher Hinsicht so präzisen Sinnhaftigkeit. Es wurde für sie ein Symbol der täglichen Erfahrung von Gewalt und Schmerz, Unterdrückung und Ungerechtigkeit.

Es wurde darüber hinaus ein Symbol für das, was Gott daraus gemacht hat: Das Kreuz ist dort, wo die Sündhaftigkeit des Menschen durch Gottes barmherzige Liebe überwunden wird. Indem das Kreuz die Grundfesten einer vom Menschen gestalteten Welt erschüttert, zeigt es die Welt so, wie sie nach Gottes Wille sein soll. Ein Ort der Gerechtigkeit, des Friedens und der Versöhnung. Ein Ort des Lebens in Fülle.

Am Kreuz wird das eine Wort Gottes vollständig offenbart und findet Eingang als das ewige Wort, das alles in dieser Welt durchdringt.  Mit diesem einzigen leise gesprochenen Wort „Christus“ bringt Gott all die lärmenden Worte und Taten des Hasses und der Gewalt zum Schweigen.

Mit den Augen des Glaubens betrachtet, ist es das Kreuz, an dem die tiefste und bedeutendste Verwandlung stattfindet. Es ist ein Symbol, das Hoffnung in den hoffnungslosesten Situationen nährt, das Leben inmitten des Todes bekräftigt, inmitten der Zeichen des Krieges auf Frieden besteht und das Gottes Gerechtigkeit in strahlendem Leuchten gegen die Düsternis der menschlichen Ungerechtigkeit stellt.

Als Kirchen – fest verbunden mit der Wolke von Zeugen, die uns im Glauben vorangegangen sind –gehören wir zu einer Gemeinschaft jenseits von Ort und Zeit, die diesen neuen Raum der Verwandlung teilt. Das Kreuz ist dafür das stärkste Symbol.