Die Stimme von Männern für Gendergerechtigkeit

Bei Gendergerechtigkeit gehe es „um Leben und Tod“, daher müssten Männer und Frauen zusammenarbeiten, um „das Schweigen [rund um geschlechtsspezifische Gewalt] zu brechen“, und sich gemeinsam für mehr Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen. Pfarrerin Elitha Moyo, Evangelisch-Lutherische Kirche in Simbabwe, und Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes. Foto: LWB/A. Danielsson

Aufruf zu mehr Engagement für Gleichstellung der Geschlechter

GENF (LWI) – Bei Gendergerechtigkeit gehe es „um Leben und Tod“, daher müssten Männer und Frauen zusammenarbeiten, um „das Schweigen [rund um geschlechtsspezifische Gewalt] zu brechen“, und sich gemeinsam für mehr Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen. In einer Botschaft zum Weltfrauentag, der in vielen Ländern weltweit am 8. März gefeiert wird, schreiben lutherische Kirchenleitende, die Kirchen müssten die Menschen auch weiterhin für Gendergerechtigkeit sensibilisieren, konkretes Engagement fördern und von all ihren Mitgliedern Rechenschaft in Bezug auf dieses wichtige Thema fordern.

Am letzten Tag eines Solidaritätsbesuchs in Simbabwe haben der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, und Pfarrerin Elitha Moyo, die Koordinatorin des Bereichs Gendergerechtigkeit bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Simbabwe (ELKS), hervorgehoben, wie dringend und wichtig dieses Engagement sei, und dabei auch an die Ermordung einer Frauenrechtlerin in Madagaskar erst vor einigen Tagen erinnert. Die 63-jährige Theologin Hélène Ralivao war am 23. Februar angegriffen und ermordet worden als sie eine Kirche verließ.

Gendergerechtigkeit ist nicht „Frauensache“

Junge rief alle Christinnen und Christen auf, das Schweigen zu brechen, und sagte: „Ich würde gerne eine viel stärkere Beteiligung von Männern im Streben nach Gendergerechtigkeit sehen und hoffe und gelobe meinerseits, mich stärker dafür zu engagieren. Das ist keine Frauensache, sondern ein Thema, bei dem Frauen und Männer zusammenarbeiten müssen, damit die Beziehungen gerecht sind, und damit sowohl Männer als auch Frauen ihr volles Potenzial entwickeln und ausleben und die ihnen von Gott gegebene Würde in vollem Umfang leben können.“

Moyo zollte der ermordeten Mutter und Großmutter aus Madagaskar Respekt und sagte: „Wir werden unser Engagement für [...] Gendergerechtigkeit in der Kirche und in den Gemeinschaften fortsetzen.“ Sie berichtete, dass ihre eigene Kirche engagiert mit ihren Pfarrern und auch mit Dorfältesten und Kindern in den Schulen gearbeitet habe, um das Schweigen rund um das Thema geschlechtsspezifische Gewalt zu brechen.

Die ELKS war die erste Institution in Simbabwe, die ein für Gendergerechtigkeit zuständiges Referat eingerichtet und Partnerschaften mit der Regierung, der Polizei, dem Juristenstand, Führungspersonen in den Gemeinwesen und anderen Organisationen aufgebaut hat, um Gewalt gegen Frauen zu beenden.

Rückschlägen in Bezug auf Frauenrechte entgegenwirken

Die Unterstützung für Basisbewegungen und Menschen, die sich für die Menschenrechte von Frauen einsetzen, und die Ermutigung von Männern, sich mehr in das Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter einzubringen, standen auch im Zentrum einer vom LWB in Genf im Vorfeld des Weltfrauentags organisierten Veranstaltung. Dabei waren LWB-Mitarbeitende und Mitglieder anderer Organisationen für eine Diskussionsrunde mit einem Gender-Experten aus dem Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte der Vereinten Nationen im Ökumenischen Zentrum zusammengekommen.

Die Diskussion hob verschiedene Möglichkeiten hervor, den weltweit spürbaren Rückschlägen in Bezug auf die Menschenrechte von Frauen entgegenzuwirken, und unterstrich, welch wichtige Rolle Bildung spiele, wenn es darum gehe, patriarchale Haltungen und Gender-Stereotype zu bekämpfen, die Diskriminierung und Gewalt aufrechterhalten.

Bewusstsein zu stärken, zum Handeln aufzurufen und Rechenschaftspflicht sicherzustellen ist unerlässlich

Rund um den Erdball, so wurde festgestellt, hätten zivilgesellschaftliche Gruppe von Aktivistinnen eine zentrale Rolle dabei gespielt, das Patriarchat der Männer, Rassismus, Fundamentalismus, Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen zu bekämpfen. Während Kultur und Religion oftmals benutzt wurden und würden, um die Menschenrechte von Frauen zu beschränken, so hob die Diskussionsrunde hervor, könnten Glaubensgemeinschaften auf Werte zurückgreifen, die sowohl von Religionen als auch in Bezug auf die Menschenrechte vertreten würden, um Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger zu unterstützen und sichere Räume für einen Austausch über Gendergerechtigkeit zu schaffen.

Ein Vierteljahrhundert nach der Vierten Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen in Peking sei es unerlässlich, wieder mehr darum bemüht zu sein, eine Genderperspektive in alle Aspekte und Dimensionen von Gesetzgebung, Politik und Programmen auf nationaler und internationaler Ebene einzubringen, erklärte Pfarrerin Judith VanOsdol, LWB-Programmreferentin für Gendergerechtigkeit und Frauenförderung.

„Wir müssen uns fragen, warum es seit 25 Jahren keine weitere Weltfrauenkonferenz gegeben hat; wenn wir die weltweit spürbaren Rückschläge in Bezug auf die Menschenrechte von Frauen und Gendergerechtigkeit analysieren und verstehen, kann uns das helfen, eine Strategie für den Weg in die Zukunft zu formulieren“, sagte sie. „Wir können dann die Menschen sensibilisieren und Bewusstsein schaffen, zu konkretem Handeln aufrufen und eine Rechenschaftspflicht sicherstellen, wovon dann Paare, Familien, die Kirchen und die Gesellschaft ganz allgemein profitieren und die Beziehungen dort verändert werden würden.“