„Die Kirche lebt in der Gegenwart, und sie hat eine Zukunft“

LWB-Generalsekretär Martin Junge nahm an der Eröffnungsgottesdienst der Nationalversammlung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada teil. In seiner Rede übermittelte er Grüße und Einblicke aus dem LWB an die Delegierten. Foto: ELKK/Trina Gallop

LWB-Generalsekretär bei ELKK-Nationalversammlung in Kanada

Regina, Kanada/Genf (LWI) – Kirchen blühten dort auf und gediehen, wo Menschen sich gemeinsam auf den Weg machen, gemeinsam Gottesdienste feiern, miteinander reden und einander zuhören, wenn sie „zusammenkommen und in Christi Namen unterwegs sind“, ist der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, überzeugt.

In seiner Rede vor der Nationalversammlung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKK) in Regina (Saskatchewan), erklärte der Generalsekretär am 12. Juli, dass sich der LWB und seine Mitgliedskirchen in Zeiten, die „von tiefgreifenden Veränderungen geprägt sind“, bei Überlegungen zum Kirche-Sein auf die Gegenwart und die Zukunft der Kirche konzentrieren sollten. „Die Kirche hat eine Geschichte, aber sie gehört nicht zur Vergangenheit. Sie lebt in der Gegenwart und hat eine Zukunft – Gott sei Dank. Gott macht weiterhin alles neu, auch am heutigen Tag. Er sorgt für seine Menschen und leitet sie auf ihrem durch die Taufe begründeten Weg durch den Alltag.“

Zum gemeinsamen Weg berufen

Die Nationalversammlung der ELKK tagte in der Universität von Regina unter dem Motto „Called to Journey Together – the Ministry of Reconciliation“ (Zum gemeinsamen Weg berufen – der Dienst der Versöhnung). Mit Blick auf dieses Thema erklärte Junge, der Glaube sei eine „zutiefst dialogische“ Angelegenheit, die nur aufblühen könne, wenn die Menschen gemeinsam unterwegs seien. Junge dankte der ELKK für ihr langjähriges Engagement im und ihre Unterstützung für den LWB. „Wir sind zutiefst dankbar für die aktive, anhaltende und sinnstiftende Teilhabe des ELKK am Leben der lutherischen Gemeinschaft.“

Der LWB-Generalsekretär erinnerte die Delegierten aus ganz Kanada daran, dass dem LWB 148 Mitgliedskirchen in 99 Ländern angehören, die mehr 75 Millionen Menschen vertreten, wies aber auch darauf hin, dass Zahlen für Gottes Mission nicht Ausschlag gebend seien. Dies sei besonders wichtig, fügte Junge hinzu, da einige Kirchen rasch wüchsen, während andere einen Mitgliederschwund zu verzeichnen hätten.

„Vielmehr ging es immer um die großartige Geschichte der Befreiung, der Verwandlung und der Verheißung neuen Lebens… Die Kirche muss nicht groß sein, um etwas bewegen zu können; weil sie etwas bewirkt, ist die Kirche groß“, führte er aus.

Unter Verweis auf den gemeinsamen Weg der Kirchen in der weltweiten Gemeinschaft, lud er die Anwesenden ein, „in eine neue Realität hineinzuwachsen, in der sich jede Kirche sich als eine Kirche versteht, die gleichzeitig schenkt und empfängt, in der wir alle voneinander lernen und einander bereichern – immer und zu jedem Zeitpunkt“.

Die ursprünglichen Aufträge des LWB in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg – Dienst, Mission, Theologie und Einheit – würden die weltweite lutherische Gemeinschaft auch heute noch prägen, obwohl neue Einsichten und Selbstverpflichtungen den gemeinsamen Weg und die gemeinsame Reise der Gemeinschaft noch vertieft hätten, so Junge. 

Frauen im ordinierten Amt

Der Generalsekretär erinnerte an die Selbstverpflichtung der weltweiten Kirchengemeinschaft, sich gemeinsam „respektvoll, aber auch entschlossen auf das Ziel der Ordination von Frauen in den Dienst der Kirchen“ zuzubewegen. Er betonte, wie wichtig dieses Bekenntnis und diese Selbstverpflichtung im Kontext der ökumenischen Dialoge sei. „Die Frauenordination ist nicht verhandelbar … Frauen werden mit am Tisch sitzen, wenn wir mit unseren Dialogpartnern diskutieren und um Antworten ringen. Es ist eine Gabe, die wir mit anderen teilen können.“  

Den jungen Menschen bei Planungen für die Zukunft zuhören

Eine weitere wichtige Selbstverpflichtung des LWB ist die Anwendung von Quoten in den Leitungsgremien, damit auch die Stimmen von Frauen und jungen Menschen deutliches Gehör finden. „Für mich sind diese Quoten ein wahrer Segen“, so Junge. Bezugnehmend auf die Regelung, dass mindestens 20 Prozent der Mitglieder von LWB-Leitungsgremien junge Menschen unter 30 Jahren sein müssen, erklärte er, dass es der Mitwirkung und des Engagements dieser Menschen zu verdanken sei, dass der LWB 2015 einen Grundsatz verabschiedet habe, nicht mehr in fossile Brennstoffe zu investieren. Als Ermutigung für die kanadische Kirche, auch weiterhin junge Menschen einzubinden, fügte er hinzu: „Keine Kirche sollte für die Zukunft planen, ohne jene miteinzubeziehen, die diese erben werden: die heute in der Kirche vertretene Jugend.“