Deutschland: Beiträge zur Kirchengemeinschaft gewürdigt

LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt während ihrer Ansprache bei den Feierlichkeiten zum 75jährigen Bestehen des GNC/LWB. Foto: TSK/Paul-Philipp Braun

Jubiläumsfeier: 75 Jahre DNK/LWB in Eisenach

EISENACH, Deutschland (LWI) – Das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes feiert 2022 sein 75jähriges Bestehen. Es wurde nur wenige Monate nach dem LWB gegründet. Das Jubiläum wurde am 7. Oktober auf der historischen Wartburg in Eisenach gefeiert.

Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft nahmen an den Feierlichkeiten teil. Auch die Teilnehmenden der Kirchenleitenden-Konsultation der Region Mittel- und Westeuropa gaben sich die Ehre. Außerdem nahmen die Delegierte deutscher Mitgliedskirchen zur Dreizehnten Vollversammlung teil. Sie hatten sich zur die erste Tagung des Vollversammlungsausschusses versammelt, auf der sich die Delegierten der elf LWB-Mitgliedskirchen in Deutschland auf die Vollversammelung vorbereiten, die 2023 in Krakau, Polen, stattfinden wird.

Die weltweite Vereinigung der Kirchen stelle stets einen Tisch dar, an dem ihre Mitglieder als Verwandte Platz nehmen könnten, sagte der DNK-Vorsitzende Frank Otfried July. Wichtig sei die Suche nach dem Verbindenden. Die deutschen Kirchen sollten sich dabei nicht im eigenen Klein-Klein verheddern, sagte der württembergische Altbischof.

Der Vorsitzende der Historischen Kommission des DNK/LWB, Prof. Dr. Klaus Fitschen, betonte in einem Rückblick auf die Geschichte des LWB das Spannungsverhältnis von Autonomie und Abhängigkeit in einer Gemeinschaft. Beständig strebe man im LWB nach einer inneren Mitte, „nach Gemeinschaft, nach communio, und das bei aller kulturellen, theologischen und auch politisch bedingten Pluralität, die die Mitgliedskirchen mitbringen“. Dieses Streben über 75 Jahre hinweg sei bewundernswert.

Landesbischof Friedrich Kramer von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland betonte die Rolle des LWB als „Übersetzer ganz im Sinne Luthers“. Der Kirchenbund wirke als Erklärer, Vermittler und Experte für Verständnis über kulturelle Grenzen hinweg. Er sei zudem Spezialist für die weltweite lutherische Theologie und deren feine Unterschiede. Damit wirke der Kirchenbund „als Brückenbauer im ökumenischen Gespräch über alte Kriegsgräben hinweg“.

Ganzheitliche Mission, basierend auf vier Säulen

Die LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt hielt im Rahmen der Feierlichkeiten ein Grußwort. Sie unterstrich die historische Bedeutung Eisenachs, indem sie auf das diesjährige 500. Gedenken an Martin Luthers Septembertestament erinnerte. Diese deutsche Bibelübersetzung, die auf der Wartburg entstand, setzte neue Maßstäbe sowohl für den Zugang zu biblischen Inhalten von Seiten der Gemeinde als auch für die deutsche Sprache.

Außerdem wies sie auf das erste Treffen des Lutherische Weltkonvents, dem Vorgänger des LWB, in Jahre 1923. Einer der Hauptinitiatoren hinter der Gründung dieses Weltkonvents war der schwedische Erzbischof Nathan Söderblom. Der LWB wurde dann nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 in Lund, Schweden, gegründet.

In ihrer Rede fächerte Burghardt die vier Säulen des LWB aus den Gründungsjahren und ihre Relevanz für die heute Zeit auf. Die Säulen sind der Dienst an den Bedürftigen; gemeinsame Anstrengungen in der Theologie; gemeinsame ökumenische Bemühungen; und gemeinsame Initiativen in der Mission. Sie zielen darauf, den christlichen Glauben als ganzheitliche Mission in Wort und Tat zu bezeugen. „Es ist eine ständige Aufgabe sowohl für den LWB als auch für jede einzelne Mitgliedskirche, darüber nachzudenken, wie diese verschiedenen Aspekte in ihrem Leben und ihrer Arbeit vertreten sind und wie ausgewogen sie sind“, so die LWB-Generalsekretärin.

Sie gratulierte dem DNK/LWB und betonte die enge Verbundenheit der beiden Jubilare. Die deutschen evangelischen Kirchen seien ein wichtiges Zentrum innerhalb des internationalen Luthertums, sagte die LWB-Generalsekretärin. Sowohl in theologischen als auch in diakonischen Fragen brächten sich die deutschen Mitgliedskirchen in die Gemeinschaft der lutherischen Kirchen ein.

Würdigung aus Politik, Kirche, Ökumene

Der Ministerpräsident Thüringens, Bodo Ramelow, würdigte das Engagement des LWB für die universelle Würde des Menschen.

Der Einsatz für Klimagerechtigkeit, Fairness zwischen den Geschlechtern und weltweiten Frieden erscheine in Zeiten von Energiekrisen, grausamen Kriegen, steigenden Meeresspiegeln, Hungersnöten oder der Diskriminierung von Minderheiten und anhaltendem Rassismus nötiger denn je, so Ramelow. Beide Organisationen trügen mit ihrer kirchenübergreifenden Arbeit den Grundkonsens des Luthertums in die Gesellschaft hinein, sagte der bekennende evangelische Christ.

Der katholische Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, bezeichnete den LWB und sein Deutsches Nationalkomitee als einen wichtigen ökumenischen Partner. Der bilaterale Dialog sei nicht immer einfach gewesen, aber von großer Bedeutung, so der Vorsitzende der Ökumenekommission in der katholischen Bischofskonferenz.

Musikalisch wurde der Abend durch Uwe Steinmetz begleitet, mit Eindrücken aus den unterschiedlichen Regionen der weltweiten Kirchengemeinschaft. Die Stücke sind Teil des Projekts „Lutheran Hymns and Rites 2024 – ein Globales Achtliederbuch als Ausdruck von Lutherischer Identität in und durch Liturgien und ihre Musik“, das zur Dreizehnten LWB-Vollversammlung 2023 in Krakau fertiggestellt werden soll.

Von LWB/A. Weyermüller