Der Klimawandel zerstört unsere Lebensgrundlagen und Ökosysteme

Mitglieder der COP24-Delegation des LWB: (hinten v.l.n.r.) Sindri Geir Oskarsson, Helena Merle Funk, Wylie Cook, Romario Dohmann, (vorn v.l.n.r.) Pranita Biswasi, Gloria Marthalena Samosir, Khulekani Magwaza. Foto: LWB/Sean Hawkey

Mahnung der LWB-Delegierten zu COP24 an die Machthabenden weltweit

Katowice, Polen/Genf (LWI) – Die Zukunft des Planeten ist das große Thema der Klimakonferenz in der polnischen Bergbaustadt Katowice, in der sich die weltweite Politprominenz, die Zivilgesellschaft und für das Klima engagierte Menschen treffen um zu erörtern, wie das Pariser Klimaschutzabkommen am besten in die Tat umgesetzt werden kann.

Diese Woche setzen sich die Delegierten der 24.  Vertragsstaatenkonferenz (COP24) der UN-Klimarahmenkonvention mit dem Kleingedruckten des globalen Klimaschutzabkommens auseinander – dem Regelwerk, wie genau die Emissionen verringert werden sollen und der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft gelingen kann.  

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat eine Jugenddelegation nach Polen entsandt, die aus sieben jungen Menschen von Mitgliedskirchen der Gemeinschaft in Argentinien, Deutschland, Island, Indonesien, Polen, Südafrika und den Vereinigten Staaten besteht. Unterstützt von zwei Mitgliedern des LWB-Stabs, bringen die jungen Menschen die Klima-Perspektiven und Erfahrungen mit dem Klimawandel aus ihren jeweiligen Ländern und Regionen in die Diskussionen ein. Einige haben bereits an früheren Klimagipfeln teilgenommen, andere sind das erste Mal auf einer COP-Konferenz.

Keine sicheren Regenprognosen mehr für Landwirte in Minnesota, USA

Wylie Cook, LWB-Delegierter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, sagte: „In meinem Bundesstaat Minnesota hat der Klimawandel direkte Folgen für die Landwirte und ihre wirtschaftliche Sicherheit. Die Farmer stellen fest, dass niemand mehr sichere Regenprognosen stellen kann und dass es immer mehr Dürreperioden gibt. Wenn es dann mal regnet, sind die Niederschläge so heftig, dass die Ernte dezimiert wird und Felder überschwemmt werden.“

COP24 ist die erste UN-Klimakonferenz, an der Cook als Teil einer LWB-Delegation teilnimmt. Unter Verweis auf seinen derzeitigen Wohnsitz Kalifornien erklärt er: „Die Dürren haben extreme Flächenbrände begünstigt, die nicht nur Menschen aus ihren Häusern vertrieben und ganze Existenzen zerstört haben, sondern auch zu gravierenden Gesundheitsproblemen wie Asthma und anderen Atemwegserkrankungen bei Kindern durch den eingeatmeten Rauch führen.“

Indonesien: Immer neue Erdrutsche, Dürren und Tsunamis

Gloria Samosir von der Protestantisch-Christlichen Batak-Kirche in Indonesien, ebenfalls zum ersten Mal auf einem Klimagipfel dabei, berichtet über einige wichtige Aspekte des Klimawandels in ihrem Land. „Indonesien ist der größte Archipel der Welt.  So bemerkenswert die ethnische Vielfalt der Bevölkerung und die unterschiedlichen Kulturen dieses aus 17.000 Inseln bestehenden Staates ist, so unerfreulich ist auf der anderen Seite ein Pandämonium an Naturkatastrophen, von Erdrutschen über Erdbeben und Dürrekatastrophen bis hin zu Überschwemmungen und Tsunamis. Indonesien hat davon im Überfluss.“

Sie berichtet, dass ihr Land über große, aber schnell schwindende Waldgebiete verfüge und deshalb eine wichtige Rolle in den globalen Klimainitiativen spielen müsse. „Als Entwicklungsland brauchen wir aber finanzielle Hilfen und Unterstützung beim Kapazitätsaufbau, damit wir unsere national festgelegten Beiträge zum globalen Klimaschutzplan erfüllen können“, fügt sie hinzu.

Ein wichtiger Teil der beständigen LWB-Advocacyarbeit für Klimagerechtigkeit ist die Forderung nach Solidarität mit denjenigen, die am wenigsten für die Ursachen des Klimawandels zur Verantwortung gezogen werden können, von den Auswirkungen aber oftmals am härtesten getroffen werden. Während eines Treffens mit der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon wurde der LWB-Jugendsekretärin Pranita Biswasi speziell für ihren Beitrag gedankt, mit dem sie die Politik an ihre Verantwortung für die Armen und Abgehängten in der Gesellschaft erinnerte, für die am gefährdetsten Gemeinschaften weltweit, die bereits jetzt unter den Folgen des Klimawandels leiden. 

Verhältnis zwischen Politik und Wissenschaft

Das Verhältnis zwischen Politik und Wissenschaft ist zurzeit angespannt. Der letzte Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses der Vereinten Nationen für Klimaänderungen (IPCC) über die Auswirkungen der globalen Erwärmung um 1,5°C verdeutlicht, wie groß der Handlungsbedarf ist, und zeichnet ein dramatisches Bild der derzeitigen katastrophalen Entwicklung und der existenziellen Bedrohung der Menschheit durch die globale Erwärmung. Gleichzeitig erlebt die Welt, dass Politiker in regulären Wahlen an die Macht kommen, die den Klimawandel leugnen.

Das Pariser Klimaschutzabkommen, das von 184 Ländern ratifiziert wurde, will die globale Erwärmung deutlich unter 2°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau begrenzen. Soll die Erwärmung jedoch unterhalb eines Wertes gehalten werden, der die Existenz des Menschen und anderer Spezies auf unserem Planeten nicht gefährdet, müssen wir unser Verhalten in einer bisher beispiellosen Weise ändern.

Der IPCC-Bericht als weltweite wissenschaftliche Bewertung des Klimawandels weist darauf hin, dass der Temperaturanstieg um 1,5°C der absolut höchste tolerierbare Wert ist, um eine globale Katastrophe zu vermeiden. Die Konferenz in Katowice soll deshalb ein klares Regelwerk verabschieden, das der Welt wieder eine Zukunft sichert.

Die LWB-Delegation auf der COP24 besteht aus sieben jungen Menschen von jeder der sieben Regionen der Gemeinschaft. Sie bringen Erfahrungen und Sachverstand in den Bereichen Klimaschutzaktionen, Advocacy-Arbeit für den Klimaschutz und Schöpfungstheologie mit. Eine Delegation junger Menschen von den Mitgliedskirchen vertritt den LWB seit COP17 in Durban, Südafrika auf den jährlichen Konferenzen der Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention.