„Den Grundstein für die Zukunft legen“

Der LWB-Ländervertreter Lennart Hernender überreicht Erstklässlern die nach dem neuen Lehrplan gestalteten Schulbücher. Foto: LWB Kenia-Dschibuti

Die Regierung in Dschibuti integriert Flüchtlinge in das nationale Bildungssystem

KAKUMA, Kenia/GENF (LWI) – Schulpflichtige Flüchtlinge werden ab jetzt in das landesweite Bildungssystem integriert. Diese Entscheidung wurde am Sonntag, 10. September, im Rahmen einer Feier im Flüchtlingslager Ali Addeh bekannt gegeben, als die Regierung Dschibutis Flüchtlingskinder offiziell im nationalen Bildungssystem willkommen hieß. Die neuen Lehrpläne gelten nun für Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse, die höheren Klassen folgen in den kommenden Jahren.

Die Flüchtlingslager Ali Addeh und Hol Hol wurden 1992 eingerichtet. Sie bieten heute etwa 23.000 Flüchtlingen ein zu Hause, die in erster Linie aus Somalia, Äthiopien und Eritrea stammen.

Lehrpläne nach dem Vorbild Kenias

Zuerst wurden die Kinder ohne einen strukturierten Lehrplan unterrichtet. Als der LWB das Bildungsangebot im Jahre 2009 übernahm, entwickelte er einen Lehrplan mit der Unterrichtssprache Englisch für die Grundschule. Vorbild hierfür waren die Lehrpläne Kenias, die an den Kontext der Flüchtlinge in Dschibuti angepasst wurden. Zum damaligen Zeitpunkt stand der nationale französische Lehrplan in Dschibuti für Flüchtlinge nicht zur Verfügung.

Der LWB-Lehrplan wurde von der Regierung nicht offiziell anerkannt. Aus diesem Grund konnten Prüfungen und Abschlüsse nicht zertifiziert werden. Im vergangenen Jahr haben Bildungsbeauftragte in der Regierung von Dschibuti gemeinsam mit den Regierungen Japans und der Vereinigten Staaten sowie UNHCR, UNICE und dem LWB einen Bildungslehrplan auf Englisch entwickelt, der von der Regierung zertifiziert wurde und sowohl für die Bürgerinnen und Bürger von Dschibuti als auch für die Flüchtlinge gilt.

Recht und Verantwortung

Die Feier in der Wadajir-Grundschule im Lager Ali Addeh fand anlässlich des erfolgreichen Abschlusses dieses Prozesses statt.

„Das Recht auf Schulbildung bedeutet ebenfalls, dass man auch die Verantwortung hat, Bildung zu ermöglichen“, sagte Lennart Hernander, LWB-Vertreter in Kenia und Dschibuti.  „Ich spreche dem Ministerium meine größte Anerkennung aus, dass es einen solchen wichtigen Schritt getan hat. Nachdem der LWB acht Jahre lang Bildungsarbeit im Dschibuti geleistet hat, ist das ein glücklicher Moment.“

„Das ist erst der Anfang“, sagte ein Mitglied aus der eritreischen Gemeinschaft. „Wir legen hier einen Grundstein für die Zukunft.“

Albert Katumba, der amtierende UNHCR-Vertreter, äußerte sich positiv über das Engagement des Staatschefs, der Regierung und des Bildungsministeriums, Flüchtlinge am Bildungssystem teilhaben zu lassen. Er begrüßte ebenfalls die Bereitschaft des Ministeriums, mit dem UNHCR und den Partnern bei der Definition der nächsten Schritte zusammenzuarbeiten.

Verpflichtung der Regierung auf eine hochwertige Bildung

Der Minister für Schul- und Berufsbildung in Dschibuti, Seine Exzellenz Moustapha Mohamed Mahamoud, wies darauf hin, dass er zum ersten Mal ein Flüchtlingscamp besuche und damit den Willen der Regierung bekunde, allen in Dschibuti lebenden Kindern den Zugang zu einer hochwertigen Bildung zu garantieren. Er erzählte den Kindern im Camp, dass „sie hier zu Hause sind“ und versprach ihnen, dass sein Ministerium alles tun werde, damit ihre Träume in Erfüllung gingen. Begleitet wurde er von Vertreterinnen und Vertretern des Office National d'Assistance aux Réfugiés et Sinistrés (Nationales Büro zum Schutz von Flüchtlingen und Katastrophenopfern - ONARS).

Der Minister sprach dem LWB ebenfalls seine Anerkennung dafür aus, dass er „die Aufgabe hervorragend gemeistert hat, Bildungsdefizite zu beseitigen und gleichzeitig für die Kinder da zu sein.“ Das Ministerium wird während der Übergangsphase weiterhin mit dem LWB zusammenarbeiten. „Das ist ebenfalls eine Gelegenheit für den LWB, weiter mit dem Ministerium für Schul- und Berufsbildung zu kooperieren“, sagte LWB-Vertreter Hernander.

Der Prefet von Ali Sabieh stellte fest, dass die Initiative zur Integration der Flüchtlinge in das nationale Bildungssystem ein weiteres deutliches Zeichen der Verpflichtung der Regierung von Dschibuti sei, die Menschenrechte zu beachten. „Ich glaube, wenn wir den Flüchtlingen einen zertifizierten Lehrplan anbieten und uns auf eine hochwertige Bildung festlegen, wird das die Kinder schützen.“

Zukunftsträume

Die UNICEF-Vertreterin Djanabou Mahonde sprach in ihrer Rede direkt die jungen Schülerinnen und Schüler im Publikum an und sagte: „Aufgrund dieses zertifizierten Lehrplans kann jetzt jeder von euch seinen Traum wahrmachen und seinen Wunschberuf ergreifen.“

Hermes Grullon, politischer Referent in der US-Botschaft in Dschibuti, äußerte sich positiv über die Teamarbeit, die diesen Meilenstein ermöglicht hat, und forderte die Kinder und die Jugendlichen auf, „ihre Zukunft in die eigene Hand zu nehmen“. Die Eltern sollten alle ihre Kinder zur Schule schicken – sowohl Jungen als auch Mädchen.

Der LWB sorgt für die Grundschulausbildung in den Flüchtlingslagern in Dschibuti und wird dabei umfassend von ECHO, UNHCR, UNICEF, der Kirche von Schweden und dem Australischen Lutherischen Weltdienst unterstützt. Davor haben Finn Church Aid und die Diakonie Katastrophenhilfe die Bildungsarbeit des LWB unterstützt.