Da sein, wo sonst niemand hingeht

Fruchtbarer Boden: Gemüsegärten der Gemeinschaft, die mit der Unterstützung des LWB-Nepal angelegt wurden, verbessern nicht nur die Ernährungslage. Der Produktionsüberschuss wird auf dem Markt verkauft und sorgt für zusätzliches Einkommen. Alle Fotos: LWB/Albin Hillert

LWB-Generalsekretär besucht Wiederaufbauprojekte nach dem Erdbeben in Nepal

Maidan, Nepal/Genf (LWI) – „Der LWB geht dahin, wo sonst niemand hingeht, und der LWB hilft Menschen, um die sich sonst niemand kümmert“, sagte Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), nach einem Besuch im Distrikt Kavre in der Mitte Nepals.

Während der vergangenen drei Jahre unterstützte der LWB-Weltdienst Gemeinschaften beim Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben von 2015, das verheerende Schäden angerichtet hatte. Allein in Kavre hat es der LWB im Rahmen seines Programms für Wiederaufbau und Existenzsicherung 388 Familien ermöglicht, bessere und erdbebensicherere Häuser zu beziehen.

Fast 1.200 Haushalte haben inzwischen einen besseren Zugang zu sicherem Trinkwasser und höherwertigen sanitären Einrichtungen. Der LWB hat ebenfalls in 16 vom Erdbeben betroffenen Schulen in Kavre den Bau von Toilettenanlagen und Einrichtungen zur Wasserversorgung unterstützt; 1.875 Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte profitieren davon. Etwas über 400 Haushalte haben ihre Existenzgrundlagen verbessert und auf eine breitere Grundlage gestellt.

Das Leben ändert sich dramatisch

In Maidan haben die Menschen auf Gemüseanbau umgestellt und verkaufen einen Teil ihrer Erzeugnisse. Inzwischen haben sich 28 Haushalte in einer von der Gemeinschaft geleiteten Sammelstelle für ihre Erträge organisiert. Dadurch ist es möglich, die Produktivität zu erhöhen, Zeit zu sparen und mit den Erträgen die Märkte in der Umgebung zu beliefern. Den Überschuss ihrer Ernten verkaufen die Erzeugerhaushalte nun in der nahe gelegenen Stadt Kuntabesi.

„Unser Leben hat sich innerhalb nur eines Jahres grundlegend verändert“, berichtet Maiya Devi Tiwari, die Leiterin der Sammelstelle, die Ende letzten Jahres eingerichtet worden ist. „Die Frauen sind nicht mehr ausschließlich mit der Arbeit im Haushalt beschäftigt, sondern können auch an der Arbeit der Gemeinschaft teilhaben.“ Das LWB-Projekt hat Frauen ermutigt, außerhalb der eigenen vier Wände zu arbeiten. Ihr Beitrag zum Familieneinkommen hat ihnen zusätzliche Anerkennung eingebracht. „Das zusätzliche Einkommen können wir teilweise auf die hohe Kante legen und zum Teil für die Schulbildung unserer Kinder verwenden.“

 

Iwasa Devi Sapkota (74) hat Generationen von Kindern in Maidan aufwachsen sehen. „In der Vergangenheit war das Leben schwerer“, sagt sie. „Ich habe Menschen frühzeitig an vermeidbaren Krankheiten sterben sehen. Frauen durften früher die Häuser nicht verlassen.“

Iwasa Devi Sapkota, eine Brahmanin, denkt über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Maidan-Gemeinschaft in Kavre nach. „Wenn ich meine Enkelkinder jetzt aufwachsen sehe, dann glaube ich, dass Bildung das wichtigste Gut für sie ist.“ 

Stabile Häuser sind der Schlüssel zu Sicherheit, Gesundheit und Würde

Da während des Erdbebens so gut wie alle Häuser in Maidan eingestürzt sind, hilft der LWB-Weltdienst auch beim Bau erdbebensicherer Häuser.

 

Broma Chao Devi arbeitet am Wiederaufbau eines Hauses in Maidan.

Da 75 Prozent der von dem Erdbeben betroffenen Menschen nach wie vor in Notunterkünften leben, ist der Bau von stabilen Häusern ein Schritt zu mehr Sicherheit und Gesundheit für die Bevölkerung von Kavre.

Samjhana Mijar lebt mit ihrer sechs Jahre alten Tochter Saloni in Biruwa, nicht weit von Maidan entfernt in der Gemeinde Mandandeupur in Kavre. In Biruwa hat der LWB-Weltdienst 31 Dalit-Haushalte beim Wiederaufbau solider Häuser unterstützt. Insgesamt wurden 388 Häuser in dem Distrikt gebaut. „Nach dem Erdbeben hat uns die Kirche mit Planen und Stangen versorgt, so dass wir ein Zelt als Notunterkunft errichten konnten“, erinnert sich Samjhana Mijar, eine der Hausbewohnerinnen.

 

Samjhana Mijar und ihre Tochter Saloni gehören zu den 15 Dalit-Haushalten in Biruwa, die mit Unterstützung des LWB feste Häuser bauen konnten.

„Da viele von uns wirtschaftlich nicht gut gestellt sind, haben wir nicht die Mittel, um selbst zu bauen. Wenn es den LWB nicht gäbe, dann hätte sich diese Gemeinschaft wohl kaum auf diese positive Weise verändert. Viele von uns wären nicht in der Lage gewesen, ihre Häuser in dieser kurzen Zeit instand zu setzten“, sagt Mijar.

Nibha Shrestha, regionale Governance- und Programmkoordinatorin für den LWB Nepal, erklärt: „Der LWB hat Baumaterial, aber auch technische Beratung zur Verfügung gestellt, und wir achten darauf, dass der Bau fester Häuser nach den technischen Vorschriften für erdbebenfeste Gebäude erfolgt, vom Fundament bis zum Dach.“

„Was ich an unserer Arbeit am meisten schätze ist die Tatsache, dass wir offensichtlich für die umliegenden Gemeinschaften eine Art Vorbildfunktion haben“, sagt Shrestha. „Es gibt Gemeinschaften, die wir selbst noch gar nicht unterstützt haben, die aber beim Wiederaufbau der Häuser nach den gleichen Grundsätzen wie wir verfahren.“

LWB-Präsenz bekräftigt die Menschenwürde

Es gibt noch weitere Auswirkungen: Als LWB-Generalsekretär Junge am 17. September Biruwa besuchte, gab es noch eine Reihe weiterer Besucherinnen und Besucher, darunter Mitglieder der lokalen Behörde, um sich mit der Gemeinschaft zu einer gemeinsamen Mahlzeit zu versammeln. Damit bekräftigten sie die Gleichheit und Würde aller Menschen unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, ihrer wirtschaftlichen Situation oder ihrer Kastenzugehörigkeit.

Dalits gehören zu den am stärksten marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen in Nepal. Das geht so weit, dass Mitglieder anderer Kasten oftmals keine Speisen und Getränke von Dalits annehmen. Was auf den ersten Blick wie ein normales Mittagessen aussah, war in Wirklichkeit eine ganz besondere Veranstaltung.

 

Pfarrer Joseph Soren von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Nepals spricht das Tischgebet vor dem gemeinsamen Essen in Biruwa im Distrikt Kavre in Nepal.