COVID-19: Solidarität und Zusammenarbeit dürfen keine Grenzen kennen

Solidarität und Zusammenarbeit dürfen keine Grenzen kennen, da sich COVID-19 über alle Grenzen hinweg ausbreitet, so LWB-Präsident Musa (l.) und Generalsekretär Junge (r.). Fotos: LWB/A. Hillert

Stigmatisierung, Fremdenfeindlichkeit oder apokalyptischen Prophezeiungen entgegentreten

GENF (LWI) – Angesichts einer Coronavirus-Pandemie, die keine nationalen Grenzen kennt, fordern leitende Vertreter des Lutherischen Weltbundes (LWB) die Kirchen auf, darauf verstärkt mit Dialog, Einsicht, Zusammenarbeit und Solidarität mit den Schwächsten zu reagieren. 

In einem Brief des LWB-Präsidenten, Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, und des Generalsekretärs, Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, wird der Aufruf an alle Mitgliedskirchen wiederholt, sich an die Richtlinien für die öffentliche Gesundheit zu halten. Sie verurteilen Stigmatisierungen und fordern die Menschen auf, diejenigen zu unterstützen, die am stärksten von der COVID-19-Krankheit betroffen sind.

Der Brief, der am 31. März an die LWB-Mitgliedskirchen gesandt wurde, drückt "große Besorgnis" über Gemeinden aus, die sich weiterhin physisch zum Gottesdienst versammeln, in dem irrigen Glauben, dass sie gegen eine Infektion immun seien. Die Geschichte von Jesu Versuchung in der Wüste helfe zu verstehen, "dass der Glaube uns nie Anlass geben sollte, Gottes Macht auf die Probe zu stellen oder herauszufordern.“ Stattdessen heißt es im Brief weiter, "befähigt uns unser Glaube, diese Zeit der Prüfung mit Hoffnung und mit einem liebevollen Herzen gegenüber denjenigen zu bestehen, die am verwundbarsten durch COVID-19 und seine Folgen sind".

"Gott spricht nicht durch einen Virus" 

Apokalyptische Prophezeiungen und Endzeitvorhersagen sowie die Tendenz, die Pandemie als Gottes Strafe zu betrachten, hätten bereits zu einem Anstieg von Feindseligkeiten, zu Fremdenfeindlichkeit und zur Verfolgung ethnischer oder anderer Minderheitengruppen geführt, die fälschlicherweise als Quelle des Zornes Gottes angesehen werden. Musa und Junge betonen, dass Gott nicht durch einen Virus, sondern durch Jesus Christus spricht, wie er in der Heiligen Schrift offenbart wird. Sie unterstreichen: "Die Welt braucht keine Stigmatisierung und Gewalt, sie braucht Zusammenarbeit und Solidarität".

In Anbetracht des Schmerzes der Isolation und Entbehrung, den diejenigen empfinden, die nicht regelmäßig das Abendmahl empfangen können, rufen Musa und Junge zum Dialog zwischen Pfarrerschaft und Bischöfinnen und Bischöfen oder Präsidentinnen und Präsidenten auf, um eine "eingehende theologische Prüfung" zu durchzuführen, die die „Dimensionen der Seelsorge, des Bekenntnisses und der Ökumene“ berücksichtigt. Sie teilen mit, dass im LWB-Gemeinschaftsbüro Material für das Triduum und andere Ressourcen vorbereitet, die von den Kirchen genutzt werden können, um ein vertieftes Gemeinschaftsgefühl innerhalb der globalen lutherischen Familie zu erfahren.

Globale Solidarität notwendig

Musa und Junge fordern die Mitgliedskirchen auf, die Schwächsten in dieser Zeit der Krise zu begleiten und zu unterstützen, und unterstreichen, dass Solidarität und Zusammenarbeit keine Grenzen kennen dürfen. Das Virus breite sich über alle Grenzen hinaus in Länder aus, in denen die Menschen vor erheblichen Herausforderungen stehen, um sich vor einer Infektion zu schützen. Diese beispiellose Situation erfordere ein beispielloses und entschlossenes Handeln.

Der Brief schließt mit Gedanken zur Geschichte des auferstandenen Christus, der unerwartet unter seinen Jüngern stand, die aus Angst hinter verschlossenen Türen in einem Raum saßen. Die Geschichte scheine "als wäre sie für uns heute geschrieben", so Musa und Junge. Sie erinnern daran, dass der auferstandene Christus seine Jüngerinnen und Jünger aufruft, "ihren Glaubensweg wieder aufzunehmen", als "Zeugen der Liebe und des Mitgefühls, des Dienstes, der Freiheit und der Befreiung – im Namen Gottes".