COVID-19: Indische Kirchen helfen ärmsten Gemeinschaften

Der Geschäftsführer der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien (UELCI), Pfr. Joshuva Peter. Foto: Vinod Baluchamy/UELCI

Unterstützung für den unverzichtbaren Einsatz für Betroffene nötig

 

CHENNAI, Indien/GENF (LWI) – Die lutherischen Kirchen in Indien fordern mehr Unterstützung für ihre lebensrettenden Maßnahmen für die von der Coronavirus-Pandemie am stärksten gefährdeten Teilen der Bevölkerung. Während wohlhabende Familien die Quarantänevorschriften der Regierung befolgen können, stehen nach Aussage der Kirchen diejenigen, die unterhalb der Armutsschwelle leben, vor schier unlösbaren Problemen.

Der Geschäftsführer der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien (UELCI), Pfr. Joshuva Peter, erklärte, dass die Krankheit „wieder einmal die tiefgreifenden wirtschaftlichen Unterschiede Indiens verdeutlicht“. Die ärmsten Menschen des Landes werden am härtesten von den Einschränkungen betroffen, die die weitere Ausbreitung der Infektionen eindämmen sollen.

Am 20. April hatte Indien 17.625 nachgewiesene Infektionen und 543 Tote gemeldet. An dem Tag lockerte die Regierung einige der als Teil des landesweiten Lockdowns verordneten Maßnahmen, so dass eine Reihe von Landwirtschaftsbetrieben wie Bauernhöfe und Fischzuchten ihre Arbeit wiederaufnehmen konnte. Wichtige öffentliche Bauvorhaben werden unter Einhaltung strikter Vorschriften der sozialen Distanzierung weitergeführt, und auch Nutzfahrzeuge dürfen die Grenzen der Bundesstaaten passieren, um Landwirtschaftsprodukte auszuliefern.

Pfarrer Peter, wie arbeiten die 12 Mitgliedskirchen der UELCI zusammen, um den am härtesten von der aktuellen Krise betroffenen Menschen zu helfen?

Am 14. April hat der indische Premierminister die Verlängerung des zunächst auf 21 Tage beschränkten Lockdowns bis zum 3. Mai 2020 bekanntgegeben. Die wohlhabenden Familien und die obere Mittelklasse leben komfortabel in ihren Häusern, während die untere Mittelklasse und die Menschen unterhalb der Armutsgrenze dem Elend nicht entkommen können.

Während der Krise haben fast alle unsere Mitgliedskirchen eine beeindruckende Nothilfearbeit geleistet und die am gefährdetsten Bevölkerungsteile mit örtlichen Ressourcen unterstützt und Nahrungsmittel an hungernde Menschen verteilt, die aufgrund des Lockdowns ihre Existenzgrundlage verloren hatten.

Zunächst hatte die Regierung angeordnet, dass die Verteilung sämtlicher Lebensmittel und Bedarfsgüter ausschließlich durch die eigenen offiziellen Netzwerke erfolgen dürfe. Dies führte zu einer Blockade der von den Kirchen und NGOs geleisteten Unterstützung. Diese Anweisung wurde jedoch von der Oppositionspartei angefochten. Per Gerichtsurteil wurde beschlossen, dass es für die Kirchen und NGOs in Zukunft ausreichend sei, die Regierung über ihre Arbeit zu informieren, wenn sie sich an die Regeln der sozialen Distanzierung und andere Sicherheitsmaßnahmen halten.

Können Sie uns beschreiben, wie diese Unterstützung abläuft, und wie Sie diese Arbeit in Zukunft zu finanzieren hoffen?

In zwei Slumbezirken in Chennai zum Beispiel arbeiten wir mit 500 armen Familien im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Slum Women Advancement Program (SWAP) zusammen.  Wir unterstützen außerdem 100 Männer, Frauen und Transgender, die von HIV und Aids betroffen sind, oder sich infiziert haben, und die innerhalb und außerhalb der Vororte von Chennai leben.

Wir hoffen, dass unsere Partner uns dabei helfen werden, diese und andere Menschen in ihrer großen Not zu unterstützen. Das gilt besonders für die vielen Arbeitsmigranten und die Tagelöhner in der Schattenwirtschaft.

Ihre Mitgliedskirchen arbeiten ebenfalls mit der Regierung zusammen, damit COVID-19-Patienten und -Patientinnen Krankenhausbetten und medizinische Versorgung erhalten, richtig?

Ja, die Missionskrankenhäuser unserer Mitgliedskirchen spielen im Kampf gegen COVID-19 eine entscheidende Rolle. So hat zum Beispiel unser Missionskrankenhaus in Navarangpur der Regierung 200 Betten zur Verfügung gestellt, ein weiteres in Padhar hat 50 Betten zugewiesen, und die Augenklinik St. Joseph hat 25 Betten für die Behandlung von COVID-19-Fällen bereitgestellt.

Wie haben die Mitgliedskirchen einzeln angesprochen, damit die erforderlichen Regelungen in ihren Krankenhäusern getroffen werden können, um auf jede eventuell entstehende kritische Situation vorbereitet zu sein, und auf diese Weise sind gute Beziehungen zu den Kommunalverwaltungen entstanden. Auch die Bildungseinrichtungen unserer Mitgliedskirchen sind von den Regierungen angesprochen worden, ob wir nicht große Versammlungsräume und Klassenzimmer für die Einrichtung von Isolierstationen zur Verfügung stellen könnten, in denen die COVID-19-Verdachtsfälle unter Quarantäne gestellt werden können.

Die nationalen Regierungsbehörden haben sich außerdem positiv zu der aktiven Beteiligung der UELCI-Mitgliedskirchen und ihrer Einrichtungen geäußert, die sie in ihrem Kampf gegen COVID-19 unterstützen. Dies wurde durch die kompetente Führungsspitze unserer Kirchen und die konstante Ermutigung durch unsere Partner ermöglicht, denen wir an dieser Stelle herzlich danken wollen.

Wie unterstützen Sie Menschen in ihren Mitgliedskirchen in diesen Zeiten der Unsicherheit und des Leidens so vieler Menschen? 

Als UELCI-Familie unterhalten wir unser Gebete-Netzwerk „Pray from Home and Work from Home“ (zu Hause beten und zu Hause arbeiten), damit unser Personal weiterhin engagiert in dieser Krise handelt. Wir stehen in permanentem Kontakt mit unseren Mitgliedskirchen, ermutigen sie und beten für alle Kirchenleitenden und alle Gemeinden in dieser schwierigen Zeit.

Wir verlassen uns auf unsere Partner, weil wir mit unseren Maßnahmen zur Unterstützung der schwächsten Teile der Bevölkerung in diesen Krisenzeiten allein weniger bewirken können, als wir gerne würden.  Unser Glück ist es, dass wir für unsere Pläne und deren Umsetzung auf zahlreiche Menschen und einen umfangreichen Fundus an Sachverstand zugreifen können. Wir unternehmen deshalb alles, um die Bedarfssituationen bei unseren Mitgliedskirchen einzuschätzen und sie bei ihrer Entscheidungsfindung zum optimalen Einsatz ihrer Mittel zu unterstützen.

Hoffen und beten wir jetzt in dieser Osterzeit, dass der auferstandene Christ uns heilt und uns das Leben in all seiner Fülle gibt.