Chile: Lutherische Kirchenleitende veröffentlichen Friedensappell

Proteste in Santiago, Chile, 21. Oktober 2019. Foto: Carlos Figueroa/Wikimedia Chile (CC-BY-SA)

Die Ursachen für Ungleichheit und Gewalt bekämpfen

Santiago de Chile, Chile/Genf (LWI) – Lutherische Kirchenleitende in Chile haben mit einem Friedensappell auf die derzeitigen Unruhen und Gewaltausbrüche im Land reagiert. Die Kirchenleitenden verurteilen alle Gewaltakte und fordern die chilenische Regierung auf, etwas gegen die zugrundeliegenden Ungleichheiten zu unternehmen.

In Santiago de Chile wurde der Notstand ausgerufen, nachdem es zu gewalttätigen Protesten gegen die steigenden Lebenshaltungskosten im Land gekommen war. Die Unruhen waren eine Reaktion auf eine Fahrpreiserhöhung für die U-Bahn in Verbindung mit dem Ärger über hohe Lebenskosten und immer mehr Ungleichheit im Land.

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat zwei Mitgliedskirchen in Chile, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Chile (IELCH) und die Lutherische Kirche in Chile (ILCH), deren Leitungen sich Anfang der Woche öffentlich zu Wort meldeten und die Gewaltakte verurteilten. Sie forderten die chilenische Regierung nachdrücklich auf, die Ursachen für die eskalierende Gewalt und die Unruhen an der Wurzel zu bekämpfen und etwas dagegen zu unternehmen. Auch die Zivilgesellschaft im Land wurde aufgefordert, gemeinsame Friedensarbeit zu leisten.

Ursachen erkennen und bekämpfen

Dies ist „nicht nur ein Protest gegen die steigenden Kosten des öffentlichen Nahverkehrs, sondern der Protest einer erschöpften und wütenden Bevölkerung gegen ein Vielzahl von Missständen“, schrieb IELCH-Bischof Izani Bruch in einem Hirtenbrief an die Kirche.

„In der Bevölkerung gibt es eine unterschwellige Unzufriedenheit, die von den Behörden unseres Landes ernsthaft und sorgfältig analysiert werden muss. Nur so können wir Probleme und Missstände beseitigen, die es seit Jahrzehnten gibt und die zu Unzufriedenheit führen“, schrieben Bischof Alexis Salgado und Kirchenpräsident Walter Dümmer von der ILCH in einer Erklärung. 

Die lutherischen Kirchenleitenden forderten weitere Prominente der chilenischen Gesellschaft auf, einen Dialog zu beginnen, der zu Einigkeit und zur Thematisierung der zugrundeliegenden Probleme beitragen und das Land auf den Weg zu Gerechtigkeit und sozialem Frieden führen soll.

„Wir bekräftigen unsere Verpflichtung, uns für eine Gesellschaft zu engagieren, die auf der gemeinschaftlichen und sozialen Ebene eine öffentliche Politik verfolgt, die Gerechtigkeit, Friede, Gleichheit, Versöhnung und das Gemeinwohl unseres Landes fördert“, schrieb Bruch.

„Wir fordern Frieden für unser Land, und wir fordern Einigkeit unter den chilenischen Bürgerinnen und Bürgern, um nicht nur die aktuellen, sondern auch die unterschwelligen Probleme anzugehen, die so viel Leid hervorbringen“, schrieben Salgado und Dümmer.

LWB-Generalsekretär Pfrarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, der selbst aus Chile stammt, sagte, „so schwierig und schockierend dies auch ist, aber die dieser Eskalation sozialer Unruhen zugrundeliegenden Probleme sind Ungleichheit und Ungerechtigkeit, die die Bevölkerung Chiles ständig erlebt. Es ist jetzt an der Zeit, diese Ursachen an der Wurzel zu bekämpfen. Gewalt ist nicht der Weg, der zu einer Lösung des Problems führt.“