„Brücken bauen, damit wir einander näher kommen“

LWB Generalsekretär Martin Junge predigt bei Reformationsfeierlichkeiten in Kolumbien. Foto: IELCO

Lutherische Kirche in Kolumbien feiert 500. Reformationsjubiläum und 81-jähriges Bestehen

SOCOTÁ, Kolumbien/GENF (LWI) – Im Zusammenhang mit dem Gedenken an das Reformationsjubiläum 2017 hat die lutherische Kirche in Kolumbien gleichzeitig ihr seit mehr als acht Jahrzehnten andauerndes Zeugnis in dem lateinamerikanischen Land gefeiert und ihre Entschlossenheit zum Engagement für den Frieden bekräftigt.

Am 5. November feierte die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens (IELCO) in der Kirchengemeinde „Guter Hirte“ in Cimarrona, dem Dorf im Municipio Socotá im Osten des Landes, wo die Missionsarbeit der IELCO ihren Anfang nahm, einen Festgottesdienst anlässlich des 500. Reformationsjubiläums und ihres 81-jährigen Bestehens.

Mit dem Abendmahlsgottesdienst feierte die Kirche, dass Gott ihr in den Jahrzehnten ihres Wirkens seine Treue erwiesen und ihre Mitglieder dazu befähigt hat, am Auftrag der Friedensstiftung in ihrem Land mitzuwirken. Unter den über 400 Gottesdienstteilnehmenden war auch der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Martin Junge.

Der Bischof der IELCO, Atahualpa M. Hernández, erklärte, in seinem Land, in dem erst vor kurzem die Umsetzung eines Friedensabkommens begonnen hat, das dem über 50 Jahre dauernden bewaffneten Konflikt zwischen Regierung und Guerillagruppen ein Ende setzt, müsse der Blick auf Einheit und Hoffnung gerichtet sein.

Martin Junge erinnerte in seiner Predigt an die leidvolle Verfolgung, die die kolumbianische Kirche erleiden musste, weil sie das Evangelium der Versöhnung verkündigte. „Ohne die Treue Gottes, der die Männer und Frauen, die in verschiedenen Teilen dieses gespaltenen Landes Zeugnis ablegten, begleitet und aufgerichtet hat, wären wir [heute] nicht hier.“

Junge zitierte aus seiner Predigt anlässlich des Gemeinsamen Reformationsgedenkens, das der LWB mit führenden Vertretern der römisch-katholischen Kirche im Oktober 2016 in Lund (Schweden) begangen hatte: „Und sollte Gott uns morgen mit Steinen in den Händen antreffen, wie jene Steine, die wir früher hielten, so mögen sie nicht dazu gedacht sein, sie auf einander zu werfen. […] Möge Gott uns [vielmehr] dabei antreffen, dass wir Brücken bauen, damit wir einander näher kommen“.

Es sei ihm ein wichtiges Anliegen gewesen, das Reformationsjubiläum gemeinsam mit der IELCO zu begehen, so Junge, „denn ich weiß, wie sehr die Konflikte der Vergangenheit die Erinnerung vieler Menschen heute belasten. Ich wollte gemeinsam mit Ihrer Kirche erleben, wie sie sich vom Konflikt ab- und der Gemeinschaft zuwendet, die Gottes Gabe und Verheißung ist.“ Dies sei von besonderer Bedeutung in der Phase der Versöhnung und Friedensarbeit, die das Land gegenwärtig durchlebe.

Die doppelten Jubiläumsfeierlichkeiten der IELCO böten, betonte Junge, „Gelegenheit, Dank zu sagen für die Treue jener, die uns vorausgegangen sind, der Frauen und Männer, die den Mut und die Kraft hatten, unbeirrt am Evangelium festzuhalten. Ihre Entschlossenheit schenkt uns heute die Perspektive auf eine bessere Zukunft.“

Zum Abschluss des Gottesdienstes trug der Chor der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Deutscher Sprache in Bogotá die Kantate „Misa Luterana“ vor, die unterschiedliche kolumbianische Rhythmen vereint.

Im Rahmen seines Kolumbienbesuchs traf Junge zudem mit der indigenen Bevölkerung von Puebla Nuevo im Südwesten des Landes zusammen, wo das LWB-Kolumbienprogramm Friedensinitiativen unterstützt.