Blog - Asien: Vielerorts ähnliche Herausforderungen für die kirchliche Jugendarbeit

Sumita Chin von der Lutherischen Kirche in Malaysia gehört zum Globalen Netzwerk junger Reformatorinnen und Reformatoren. Foto: LWB/Steven Lawrence

Sumita Chin von der Lutherischen Kirche in Malaysia ist Mitglied des Globalen Netzwerks junger Reformatorinnen und Reformatoren. In diesem Beitrag beschreibt sie die Herausforderungen, mit denen die Jugendarbeit in vielen lutherischen Kirchen Asiens konfrontiert ist.

 

Häufig hört man die Aussage, junge Menschen seien die VerantwortungsträgerInnen von morgen. Aber wie oft lassen wir es bewusst zu und sorgen dafür, dass unserer Jugend die Verantwortung übertragen und die Chance gegeben wird, Leitungsaufgaben zu übernehmen? So sehr wir jungen Menschen für Veränderung einstehen möchten, es ist doch unvermeidlich, dass wir mit Problemen und Hindernissen konfrontiert werden.

Mir hat sich die Chance geboten, an der Tagung des Globalen Netzwerks junger Reformatorinnen und Reformatoren in der Region Asien teilzunehmen, das im April 2015 in Taiwan stattfand. Dort traf ich viele andere junge Leute aus unterschiedlichen Ländern und in unseren Gesprächen und Begegnungen merkte ich, dass wir alle mit einer Reihe ähnlicher Themen konfrontiert sind. Wiederkehrende Schlagwörter waren Liturgie und Gottesdienst, unabhängig von dem Land, in dem die jeweilige Person lebt.

Heute gibt es in vielen Bereichen und besonders im Blick auf die Technik grosse Fortschritte und Entwicklungen. In etablierten (lutherischen) Kirchen aber, die seit vielen Jahrzehnten existieren, wird nach wie vor eine Liturgie gepflegt, die junge Menschen in der modernen Gesellschaft der Gegenwart manchmal nicht mehr anspricht. Viele von ihnen finden modernere Gottesdienstformen viel attraktiver, die ihrer Jugend, Lebenslust und Energie gerecht werden. Solche junge Gläubige gehen weiter in die Kirche, aber hauptsächlich, weil sie in dieser Kirche gross geworden sind. Vielleicht haben sie aber nicht das Verlangen, der Kirche zu dienen. Das könnte auch daran liegen, dass ihnen die Bedeutung der Liturgie nicht richtig erklärt wurde.

Präsenz und Partizipation der Jugend

Bei der Regionaltagung unseres Netzwerks wurde als weiteres Problem das Fehlen der jungen Generation in der Kirche oder aber ihre mangelnde Beteiligung an den verschiedenen Aktivitäten erkannt. Das liegt sehr wahrscheinlich daran, dass sich die Kirche weniger auf die Jugendarbeit als auf andere Arbeitsbereiche konzentriert. Fehlende Ermutigung durch die Kirche ist ein weiterer Faktor. Es ist unbedingt wichtig und entscheidend, dass die Kirchen die Fähigkeiten und Kompetenzen der jüngeren Altersgruppen fördern und anerkennen.

Ich habe erfahren, dass auf den Philippinen bei den jungen Menschen das Interesse am Theologiestudium nachlässt. Ausserdem sind bei der Nationalkonferenz der lutherischen Kirche, wo Entscheidungen getroffen werden, junge Menschen und Frauen unterrepräsentiert.

Fehlende Gleichstellung der Geschlechter

Indien ist ein Land, in dem die Geschlechter nach wie vor nicht überall gleichgestellt sind. Dies zeigt sich deutlich am Kastensystem, das die Gesellschaft so stark prägt. Meine Freundinnen und Freunde aus Indien haben mir erzählt, dass es in der Jugendarbeit, die sie erleben, und in den Themen, die sie betreffen, starke Bezüge zu dieser fehlenden Gleichstellung gibt. In verschiedenen Regionen Indiens ist die Partizipation junger Frauen eingeschränkt. Allerdings bin ich der Überzeugung, wenn junge Menschen gehört werden, können sie zu AkteurInnen werden, die dauerhafte Veränderungen bewirken.

Sexuelle Freiheit war eines der Probleme, das Teilnehmende aus Taiwan genannt haben. Ich habe erfahren, dass die jungen Menschen dort so stark von westlicher Kultur und westlichen Gewohnheiten beeinflusst sind, dass sie ihre Kirchen als zu konservativ empfinden.

In Singapur ringt die junge Generation mit den Themen Wahrheit, Liebe und Identität. Wie oben bereits erwähnt wünschen sich junge Menschen einen modernen Gottesdienst. Was in der Kirche passiert, in die sie gehen, soll etwas mit ihrem Leben zu tun haben. Ausserdem sehnen sich junge Menschen danach, geliebt und angenommen zu werden. Ermutigen kann sie die Zugehörigkeit zu einer Gruppe von FreundInnen, einer Jugendgruppe und sogar zu einer Kirche.

Ein wunderbares Erlebnis

Was mich sehr ermutigt ist, dass keines der genannten Themen eine Gefährdung darstellt für die Delegierten bei unserer Netzwerktagung. Trotz der Herausforderungen, vor denen wir stehen, engagieren wir alle uns weiter für Veränderungen in unseren Kirchen, unserem Umfeld und in der Welt. Es war ein wirklich wunderbares Erlebnis, so viele junge Leute zu treffen, die alle dieselben Werte und Prinzipien teilen und denen es ein Herzensanliegen ist, als Reformatorinnen und Reformatoren zu wirken.