Bleiben und nicht fliehen

Mitglieder der Gemeinschaft, die unter einem Mangobaum gemeinsam Erdnüsse schälen. Foto: LWB/Zentralafrikanische Republik

Ermutigendes Beispiel aus der Zentralafrikanischen Republik

BOUAR, Zentralafrikanische Republik, GENF (LWI) – Cecile (46) hätte 2013 während der gewaltsamen Auseinandersetzungen aus ihrem Heimatland, der Zentralafrikanische Republik, fliehen können. Doch die Präsidentin der AFUDES, einer basisorientierten Entwicklungsorganisation, entschied sich zum Bleiben. In einem der ärmsten und instabilsten Länder der Erde spitzte der Konflikt die Situation der Frauen besonders zu da sie nicht auf den Feldern arbeiten konnten, während sich gewalttätige bewaffnete Gruppen in der Gegend aufhielten.

Viele Menschen aus Ceciles Nachbarschaft suchten Schutz und Sicherheit in den Nachbarländern Kamerun oder Tschad. In Bouar, Ceciles Heimatstadt, ist die Situation ruhig, aber es gibt andere Landesteile, in denen der LWB die bedürftigen Menschen nur schwer erreichen kann.

Die Präfektur Nana-Mambéré, in der Bouar liegt, ist eine von sieben Regionen der Zentralafrikanischen Republik, die von andauernder Ernährungsunsicherheit betroffen sind. Mangelernährung erreicht eine Rate von 40 Prozent, die vor allem für Kinder und andere schutzbedürftige Gruppen wie ältere Menschen und Schwangere ein Risiko darstellt.

Cecile ist verheiratet und Mutter von sechs Kindern. Einige von ihnen studieren derzeit in Äquatorialguinea. Sie wurde zur Präsidentin von AFUDES gewählt, weil die Menschen sie kannten und ihr vertrauten, zumal sie sich sich in ihrer Kommune und in ihrer Kirchengemeinde engagiert.

Erfolge und Perspektiven

AFUDES wurde vor drei Jahren gegründet. Der Lutherische Weltbund (LWB), Diakonie Katastrophenhilfe und die deutsche Regierung fördern das Projekt, an dem sich derzeit 27 Frauen und 10 Männer beteiligen. Auf zwei Hektar Land pflanzen sie Erdnüsse, Reis und Bohnen an.

Nach Abzug des Saatgutes für die nächste Aussaat betrug das Einkommen der Gruppe im Jahre 2016 rund 2 Millionen CFA-Franc BEAC (umgerechnet etwa 3.048 Euro) oder etwa 140.000 CFA-Franc BEAC (213 Euro) pro Mitglied.

Einige Gruppenmitglieder erhielten einen geringeren Betrag, weil sie Kredite zurückzahlen mussten. Mit dem Einkommen waren die Beteiligten in der Lage Betten, Matratzen, Medikamente und Hygieneartikel zu kaufen. Sie konnten außerdem die Schulgelder ihrer Kinder bezahlen oder sie zur medizinischen Behandlung in die Klinik bringen.

Zu AFUDES gehören auch 10 Männer und sechs Paare. Männer wollten gern Teil der Gruppe sein, die das Ackerland bewirtschaftet. Von den Paaren hatten zwei der Frauen bereits in der Gruppe mitgewirkt, bevor ihre Männer dazukamen. Die Paare mussten sich auf eine gemeinsame Zielsetzung einigen, bevor sie teilnehmen konnten. Einer der Männer erklärte, dass es die Frauen sein sollten, die den Geldbeutel verwalteten, wenn es ein gemeinsames Einkommen gäbe. Gemeinsam könnten Paare entscheiden wofür sie das Geld ausgeben wollten, etwa für die Kinder, die Familie oder den Haushalt.

Aktuell bestehen die Herausforderungen von AFUDES unter anderen darin, Ernten auf den Markt zu transportieren oder aber Händler aus den umliegenden Dörfern dazu zu bewegen, sie abzuholen. Um Gewinn bringend zu arbeiten, müssen gelagerte Nahrungsmittel und Saatgut mindestens sechs Monate den schweren Regenfällen widerstehen können.

Ermutigende Vorbilder gefragt

„Wir brauchen ermutigende Vorbilder“, erläutert Nicole Attro, LWB-Projektleiterin in der Zentralafrikanischen Republik. „Der große Bedarf ist offensichtlich und Besorgnis erregend. Da sind Projekte wie AFUDES unabdingbar, um die Menschen zu höherer Resilienz und vorausschauendem Handeln anzuspornen. So können sie ihre Lebensumstände von sich und ihren Familien verbessern.“

In der Zentralafrikanischen Republik seien derzeit etwa 2,2 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung – abhängig von lebenserhaltenden humanitären Maßnahmen, weiß Attro. „Wir sollten jedoch gleichzeitig darauf achten, da zu sein, wenn diese Phase vorüber ist. Dazu müssen wir nachhaltige Entwicklungsprojekte wie AFUDES unterstützen.”

 

Von Susan Muis, LWB-Koordinatorin des Regionalprogramms für Zentralafrika, bearbeitet und übersetzt vom Kommunikationsbüro des LWB.