Bischof Munib Younan erhält Niwano-Friedenspreis

Im Rahmen eines Festakts in Tokio (Japan) nahm Dr. Munib A. Younan, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, am 27. Juli den 34. Niwano-Friedenspreis entgegen, der ihm von Nichiko Niwano, dem Ehrenpräsidenten der Niwano Peace Foundation, überreicht wurde. Foto: ELKJHL/Ben Gray

Für „robuste Mäßigung“, gegen jede Art von Extremismus

Tokio (Japan)/Genf (LWI) - Der palästinensische lutherische Bischof Dr. Munib A. Younan ist heute mit dem Niwano-Friedenspreis ausgezeichnet worden. Im Rahmen der Preisverleihung appellierte er an alle im religiösen Bereich Leitungsverantwortung Tragenden, sich dem Extremismus und „den kranken Ideologien, die unsere Religionen pervertieren“, entgegenzustellen.

Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) ist der 34. Träger der renommierten Auszeichnung, die er im Rahmen eines Festakts in der japanischen Hauptstadt Tokio entgegennahm.

Die Niwano Peace Foundation würdigte damit Younans unermüdliches Engagement im interreligiösen Dialog zwischen Angehörigen der christlichen, muslimischen und jüdischen Tradition in Jerusalem und weltweit, sein langjähriges Eintreten für Mäßigung sowie die von ihm geübte Zuwendung zu allen an einem Konflikt beteiligten Seiten.

„Als einer, der zutiefst überzeugt ist von der Macht des Dialogs, haben Sie sich beharrlich dafür eingesetzt, Räume zu eröffnen, in denen Angehörige unterschiedlicher Glaubensrichtungen in Frieden zusammenkommen und gegenseitiges Vertrauen entwickeln können“, erklärt die Stiftung in ihrer Begründung der Preisvergabe. Ihr Ehrenpräsident, Nichiko Niwano, überreichte die Auszeichnung an Younan.

Den Lutherischen Weltbund (LWB), als dessen Präsident Younan von Juli 2010 bis Mai 2017 wirkte, vertrat Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge. Der neue LWB-Präsident Erzbischof Dr. Musa Panti Filibus übersandte eine Glückwunschbotschaft an das Oberhaupt der ELKJHL.

In seiner Dankesrede betonte Younan, Leitungsverantwortliche aller Glaubenstraditionen müssten sich den extremistischen Kräften in ihrer Mitte entgegenstellen „durch ein Zeugnis der robusten Mäßigung, das der Vorstellung eine Absage erteilt, wonach Extremismus auf irgendeine Weise das Maß der Glaubenstreue sei.“

Gefährlicher Trend

Wer Mäßigung vertrete, habe deswegen trotzdem genauso eine feste Überzeugung. „Die gemäßigte Person ist keineswegs ohne Identität. Wenn wir extremistische Theologien und die extremistische Politik, die sie stützen, hinterfragen wollen, müssen wir die Mitte unserer jeweiligen Tradition wieder besetzen.“

Der Bischof der ELKJHL bezeichnete die Allianz politischer Interessen mit einem religiös gerechtfertigten Extremismus als gefährlichen Trend unserer Zeit. Unter Verweis auf Beispiele aus seiner eigenen Region, dem Nahen Osten, legte er dar, dass alle Religionen das Potenzial zum Extremismus in sich tragen.

Jerusalem stehe alltäglich vor der Herausforderung des Extremismus von jüdischen SiedlerInnen, die, unterstützt durch politische Kräfte, „im Namen der Bibel Land an sich reißen“, von MuslimInnen, „die meinen, die dunkelsten Auslegungen des Islam böten den einzigen Weg, um der gegnerischen Partei zu widerstehen“, und von christlichen ZionistInnen, „die in unsere Stadt kommen und sie als apokalyptischen Spielplatz sehen, an dem sich eines Tages ihre Visionen von der Endzeit verwirklichen werden“. Solche Stimmen redeten einem apokalyptischen Krieg nicht nur in Jerusalem sondern weltweit das Wort.

LWB: Freude und Ermutigung

Im Rahmen der Preisverleihung in Tokio würdigte der Generalsekretär des LWB Younans kontinuierliche Friedensbemühungen in einer Welt, die mehr denn je gekennzeichnet sei von Unruhen, Zersplitterung und Brüchen.

Junge betonte, der ELKJHL-Bischof tue diesen Dienst in dem schwierigen Kontext des Heiligen Landes, wo viele der Menschen in seinem Umfeld die Hoffnung auf Frieden und Versöhnung bereits begraben hätten.

Younan „ist in seiner Berufung standhaft geblieben und schöpft dabei aus den tiefen Quellen des Glaubens. Er setzt sich ein und erhebt seine Stimme, trifft mit Verantwortlichen zusammen und führt Gespräche, hinterfragt und ermutigt um des Friedens willen.“

LWB-Präsident Erzbischof Dr. Musa Panti Filibus brachte die Freude der lutherischen Kirchengemeinschaft zum Ausdruck über die wohlverdiente Anerkennung, die dem palästinensischen Bischof zuteilgeworden sei.

„Als einer, der zutiefst überzeugt ist von der Macht des Dialogs, haben Sie sich beharrlich dafür eingesetzt, Räume zu eröffnen, in denen Angehörige unterschiedlicher Glaubensrichtungen in Frieden zusammenkommen und gegenseitiges Vertrauen entwickeln können.“ Aus der Begründung zur Vergabe des Niwano-Friedenspreises an dessen 34. Träger, Bischof Dr. Munib A. Younan.

Younan sei „eine starke Stimme, die die Grundursachen von Konflikt und Gewalt anprangert und ihre Vision von der Schaffung eines Friedens mit Gerechtigkeit gerade in jenem Kontext weitersagt, in dem der Friedensfürst in die Welt kam, um sie zu verwandeln“, betonte das Oberhaupt der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria.

Filibus stellte fest, Younans Anstrengungen ermutigten zahlreiche LutheranerInnen weltweit, ihren Visionen der Hoffnung zu folgen. Nun bete er darum, dass die Verleihung des Niwano-Friedenspreises dem Frieden im Heiligen Land förderlich sein und so auch weltweit Menschen zur Versöhnung ermutigen möge.

Befreiende Gnade Gottes

In seiner Rede erinnerte Younan unter anderem auch an das 500. Reformationsjubiläum, das in diesem Jahr begangen wird. Die Kernbotschaft der Befreiung durch die Gnade Gottes müsse heute auch die Befreiung der Religion von Extremismus und Korruption beinhalten.

Er betonte, wer in komplexen Situationen Verantwortung für eine Religionsgemeinschaft trage, wisse, dass die Religion den Menschen, denen sie diene, helfen oder schaden könne. Daher müssten sich im religiösen Bereich Leitungsverantwortliche darüber im Klaren sein, dass sie die Aufgabe haben, sich für Frieden und Gerechtigkeit in ihren Religionsgemeinschaften, ihrem Land und der Welt einzusetzen.

Der 34. Träger des Niwano-Friedenspreises erklärte, als Lutheraner hoffe er darauf, dass alle Dinge unter Gottes Herrschaft versöhnt würden. Eine solche Hoffnung trenne jedoch lutherische oder christliche Gläubige nicht von den Menschen in ihrem Umfeld, sondern verpflichte sie zu noch intensiverer Sorge um deren Wohl, zur Zuwendung und nicht etwa zur Ausgrenzung.

Bereits im Jahr 2013 war der ehemalige LWB-Generalsekretär Bischof em. Dr. Gunnar Stålsett (Norwegen) mit dem 30. Niwano-Friedenspreis ausgezeichnet worden.