Bessere Schulen für Lehrende und Lernende in Jordanien

Die 15 Jahre alte Rena Almaharmeh (links) und ihre Freundinnen Danya (Mitte) und Asma (rechts) bei der Arbeit im Talentraum der gemischten Primärschule Rufaida Al Aslamihe in Amman. Fotos: LWB/Albin Hillert

Abschluss des Pilotprojekts „Bessere Lernumgebung für Kinder“

AMMAN, Jordanien/GENF (LWI) – Zehntausende von jordanischen und syrischen Schülerinnen und Schülern profitieren jetzt in ihren Schulen vom Mehrwert einer positiveren Lernumgebung, die sie einem Versuchsprojekt von Canadian Lutheran World Relief (CLWR) und Lutherischem Weltbund (LWB) verdanken. Das Projekt wurde von Global Affairs Canada unterstützt und partnerschaftlich vom jordanischen Bildungsministerium begleitet.

Das vierjährige Projekt mit der Bezeichnung „Bessere Lernumgebung für Kinder“ hat die Renovierung von Schulgebäuden und Klassenzimmern ermöglicht, im Rahmen von Seminaren Problemlösungen für Mobbing, Absentismus und unterdurchschnittliche Leistungen erörtert sowie Wege zur Konfliktbewältigung aufgezeigt. Ein weiterer Aspekt war die Unterstützung von Schulen, die sich der Inklusion von Kindern mit Behinderungen verpflichtet fühlen.

„An unserer Schule war früher der akademische Lehrplan das einzige, was gezählt hat“, erklärt Dyala Nofal, Chemielehrer an der gemischten Grundschule Rufaida Al Aslamieh in der Stadt Sahab im Gouvernement Amman. Die Schule gehört zu den 75 Einrichtungen, die an diesem Projekt teilgenommen haben. Insgesamt rund 57.000 Schüler und Schülerinnen in Amman und den drei nördlichen Gouvernements in Jordanien besuchen diese Einrichtungen.

 

Basketballtraining in der Primärschule Rufaida Al Aslamieh. In der Einrichtung werden mehr als 1.000 Jungen und Mädchen vom Kindergartenalter bis zur 10. Klasse unterrichtet. Die meisten Mädchen kommen aus Jordanien, einige andere aus Syrien und anderen Ländern.

Unter Nofals Leitung hat die Schule einen „Talentraum“ eingerichtet, in dem Kinder ermutigt werden, ihre kreativen Fähigkeiten zum Beispiel in Bereichen wie Kunst, Theater, Musik und Kunsthandwerk zu entwickeln. Am Anfang seien die Reaktionen durchwachsen gewesen, gibt Nofal zu. „Aber es hat nicht lange gedauert, und wir konnten nachweisen, welche positive Auswirkungen dieses Angebot hat und wie sich die Situation der Kinder verbesserte.“

Esra‘a, eine Mutter von zwei Mädchen, die die Schule besuchen, ist ebenfalls der Meinung, dass dieses Projekt die Motivation und das Selbstwertgefühl ihrer Kinder verbessert habe. „Inzwischen kommen meine Mädchen nach Hause und zeigen mir ihre Zeichnungen oder die Buchstaben, die sie mit der Schere ausgeschnitten haben. Das sind Möglichkeiten, die ich als Kind nie hatte. Ich bin so froh, dass meine Mädchen diese Chance nutzen können“, sagt sie.

Umfragen unter den Lehrkräften und der Schülerschaft bestätigen, dass dieses Projekt zu einer Steigerung des Wohlbefindens aller Beteiligten geführt hat. Die Fehlzeiten sind in den vier Jahren um fast 50 Prozent zurückgegangen. Dies trifft sowohl auf die jordanischen als auch auf die syrischen Schüler und Schülerinnen in allen 75 Schulen zu. Mehr als 90 Prozent der Lehrkräfte und der Kinder beschreiben ihre Lernumgebung jetzt als „zufriedenstellend oder gut zum Lernen.“

 

Die 15 Jahre alte Rena Almaharmeh (links) bekommt im Talentraum der gemischten Primärschule Rufaida Al Aslamieh Klavierunterricht von der zehn Jahre alten Saja (rechts).

Fast 90 Prozent der Schulrektoren und -rektorinnen berichteten über die Einführung von Gesundheit und Hygiene sowie die psychosoziale Unterstützung von Schülern und Schülerinnen als Unterrichtsfach, nachdem 2017 eine Schulung durch das Projektpersonal hierzu durchgeführt worden war (dies war davor nur bei 15 Prozent der Rektoren und 36 Prozent der Rektorinnen ein Thema). Ein vergleichbar hoher Prozentsatz der Schulleitungen hat jetzt auch Unterricht in Geschlechtergleichstellung in die Lehrpläne aufgenommen.

Dr. Susan Khouri, Bildungsberaterin für den LWB Jordanien, hat in den vier Jahren eine Reihe positiver Auswirkungen auf die Schülerinnen und Schüler feststellen können. „Um eine echte Wirkung zu erzielen, müssen Anstöße für einen Wandel gegeben werden“, sagt sie. „Es geht im Wesentlichen darum, wie leidenschaftlich wir bereit sind, neue Ideen zu entwickeln und die Lehrkräfte und das Personal zu inspirieren, Kreativität in das Lernumfeld einzubringen.“

Khouri berichtet darüber, dass die Schulen Ideen und beste Praktiken ausgetauscht hätten, und fügt hinzu: „Für uns als LWB ist die Kombination aus der harten Komponente des Renovierens von Gebäuden und der weichen Komponente der Bildung und der Initiativen im Klassenzimmer ebenfalls hilfreich, das Engagement für die Schulen zu verbessern und in ein Lernumfeld zu investieren, in dem die Motivation gedeihen kann.“

 

Schüler und Schülerinnen beim Zusammensetzen eines Puzzles in der Sekundarschule Al Areen für Jungen. Diese Maßnahme zählt zur Initiative „Räume für Kreativität“.

Die an dem Projekt teilnehmenden Jungenschulen haben ebenfalls festgestellt, dass Probleme wie Mobbing und Gewalt zurückgegangen sind und dies die direkte Folge der Seminare für die Lehrkräfte und die Schüler und Schülerinnen war. Die Sekundarschule Al Areen für Jungen befindet sich im Distrikt Al Jeeza im Gouvernement Amman und war die erste, die mit der Initiative „Räume für Kreativität“ neue Wege beschritten und den Kindern Wege gezeigt hat, wie sie ihre Kreativität und ihr Denkvermögen durch Spiele Puzzeln, Schach und andere Brettspiele entwickeln können.

Mohammad Alhamayel ist Mathematiklehrer an der Al Areen-Schule und zeichnet für die Initiative „Räume für Kreativität“ verantwortlich.  „Eine solche Lernumgebung ist in den öffentlichen Schulen in Jordanien nur schwer zu finden“, sagt Alhamayel.

„Aber wir sehen, dass wir die Talente unserer Schüler und Schülerinnen schon in jungen Jahren fördern müssen. Seitdem wir das machen, haben wir festgestellt, dass wir auf diese Weise Mobbing und Gewalt an der Wurzel bekämpfen können.