Aus dem Glauben handeln und Flüchtlingen helfen

Pfr. Dr. Sivin Kit, LWB-Programmreferent für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, spricht bei einer Nebenveranstaltung des Globalen Flüchtlingsforums über die Intensivierung einer Kultur der Begegnung mit Flüchtlingen und Migranten. Foto: LWB/A. Danielsson

Selbstverpflichtungen des LWB auf dem Globalen Flüchtlingsforum

Genf (LWI) – Gemeinsam mit zahlreichen Partnern ist der Lutherische Weltbund (LWB) die Stimme der aus dem Glauben handelnden Organisationen (faith-based organizations – FBOs) auf dem Globalen Flüchtlingsforum, das vom 16.–18. Dezember in Genf in der Schweiz vom Hohen Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) veranstaltet wird.

„Es ist wichtig, nicht nur zu bekräftigen, dass wir uns für Flüchtlinge engagieren wollen, sondern wir müssen auch darlegen, wie diese Hilfe konkret aussieht“, so Pfr. Dr. Sivin Kit, LWB-Programmreferent für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen. „FBOs und religiöse Autoritäten sind in besonderer Weise in der Position, um inklusive Gesellschaften zu fördern und gegen Fremdenfeindlichkeit vorzugehen.“

Wichtige Rolle religiöser Akteure

Das Globale Flüchtlingsforum findet ein Jahr nach Annahme des Globalen Pakts für Flüchtlinge statt. Das Forum wird vom UNHCR organisiert und will den Grundsatz der internationalen Solidarität und gemeinsamen Verantwortung in konkretes Handeln der UN-Mitgliedstaaten umsetzen, die sich auf konkrete unterstützende Beiträge festlegen müssen.

FBOs und religiöse Akteure spielen eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Flüchtlingen und Migrierenden und unterstützen sie beim Aufbau einer neuen Existenz, indem sie den Raum und die Möglichkeiten für Begegnungen zwischen Aufnahmegemeinschaften und Flüchtlingen eröffnen, aber auch durch ihre Arbeit als humanitäre Organisationen direkt vor Ort. 

Der LWB ist einer der größten FBO-Partner des UNHCR und bei Krisensituationen in 25 Ländern weltweit im humanitären Einsatz. 2013 hat das UN-Flüchtlingshilfswerk gemeinsam mit einer Reihe von FBOs, darunter auch der LWB, das Dokument „Welcoming the Stranger. Affirmations for Faith Leaders” (Den Fremden willkommen heißen – Selbstverpflichtungen von Religionsführerinnen und Religionsführern) veröffentlicht, das die Ergebnisse eines Dialogs über Glaube und Schutz zusammenfasst. 2018 haben der LWB und Islamic Relief Worldwide (IRW) gemeinsam ein Handbuch über glaubenssensible psychosoziale Unterstützung veröffentlicht, das auf den Erfahrungen der seit 2014 geleisteten gemeinsamen Arbeit beruht.

Drei Selbstverpflichtungen aus glaubensgestützten Perspektiven

Da der LWB durch seine Erfahrungen mit Flüchtlingen und Migrierenden auf zahlreichen Ebenen über umfassende Erfahrungen verfügt, hat er sich auf dem Forum zu drei Maßnahmen verpflichtet.

Die erste Maßnahme ist die Weiterführung des Local to Global-Handlungsansatzes, der Aktionen auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene mit der Zivilgesellschaft und internationalen Advocacy-Mechanismen wie dem Universellen Periodischen Prüfungsverfahren (UPR) oder dem UN-Komitee für die Beseitigung der Diskriminierung der Frauen (CEDAW) verbindet. „Es ist wichtig, dass die UNHCR-Zielgruppe für sich selbst sprechen kann und die Verantwortlichen zur Rechenschaftslegung verpflichtet sind”, so Fabian Wilches, LWB-Referent für Advocacy-Arbeit. 

Gemeinsam mit Islamic Relief Worldwide hat der LWB sich weiterhin dazu verpflichtet, auf einer Konferenz in 2020 nach neuen Möglichkeiten zu suchen, was religiöse Organisationen unternehmen können, um Flüchtlinge zu begrüßen und in die örtlichen Gesellschaften zu integrieren „Die Konferenz wird FBOs unterstützen, sich mit der von ihnen geleisteten Arbeit solidarisieren und ihre kollektive Stimme nutzen, um sich nachdrücklich für ein Ende von Hass, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz einzusetzen und einen inspirierenden Aufruf an alle Gemeinschaften richten, den Fremden überall auf der Welt willkommen zu heißen“, erklärt Kit.

„Jesus war ein Flüchtling“

Diese Verpflichtung bezieht sich auf das Dokument „Fremde willkommen heißen“, erweitert es, und setzt es in konkret gelebte Möglichkeiten um. „Es gibt wichtige Texte in der Bibel, die uns etwas über Flüchtlinge oder Gastfreundschaft Fremden gegenüber sagen“, führt Kit aus. „Aus Sicht der christlichen Tradition besonders zu dieser Zeit des Jahres müssen wir uns nur daran erinnern, dass Jesus selbst ein Flüchtling war.“

Der LWB ist ebenfalls Teil des Bündnisses Faith Action for Children on the Move, das sich unter anderem dazu verpflichtet hat, die Kapazitäten lokaler religiöser Akteure zur Umsetzung von Maßnahmen für den Schutz von Kindern zu erhöhen und für die Einhaltung von Standards einschließlich der Bereitstellung sicherer Räume und der speziellen Unterstützung von Risikogruppen wie junge und heranwachsende Mädchen und Kinder mit Behinderungen zu sorgen. Religiöse Akteure sind in besonderer Weise in der Lage, ihre umfangreichen, in den Gemeinschaften verankerten Netzwerke zu nutzen, um sich für Kinderrechte einzusetzen. Das Bündnis verpflichtet sich weiterhin dazu, Unterstützung für die weitere Entwicklung von Kapazitäten in einem glaubenssensiblen humanitären und psychosozialen Umfeld anzubieten, um Organisationen und Glaubensgemeinschaften zu helfen.

Unterstützung sicherer Fluchtwege

Das Bündnis verpflichtet sich ebenfalls dazu, die Neuansiedlung von Flüchtlingen und die Suche nach zusätzlichen Korridoren unter besonderer Berücksichtigung von besonders gefährdeten Gruppen einschließlich unbegleiteter Minderjähriger zu unterstützen.

LWB-Mitgliedskirchen beteiligen sich bereits an der Initiative „Humanitäre Korridore” oder haben sich bereit erklärt, Flüchtlinge finanziell zu unterstützen, die für Neuansiedlungsprogramme in Frage kommen.