Aus dem Glauben engagiert für Gerechtigkeit

Bischof i. R. Dr. Zephania Kameeta. Foto: LWB/C. Kästner

Bischof Kameeta wird Berater des namibischen Präsidenten

(LWI) – Der emeritierte Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia (ELKRN), Dr. Zephania Kameeta, ist in das Beratungsgremium des designierten namibischen Präsidenten Hage Geingob berufen worden.

Die Ernennung Kameetas, derzeit Mitglied des Rates des Lutherischen Weltbundes (LWB), erfolgte am 2. Februar auf der Grundlage des langjährigen Engagements seiner Kirche im Kampf gegen Armut im Land. Die ELKRN war Mitinitiatorin des Bündnisses, das sich für den so genannten „Basic Income Grant“ (BIG) engagiert, als eine von der namibischen Regierung eingesetzte Kommission 2002 die Einführung eines allgemeinen Grundeinkommens forderte. Heute gehören dem Bündnis unterschiedliche zivilgesellschaftliche Organisationen an, die sich für die Einführung einer staatlichen Sozialversicherung stark machen.

Das Bündnis leistete Pionierarbeit für die BIG-Initiative und führte ab 2006 ein zweijähriges Pilotprojekt durch. Die teilnehmenden Familien erhielten ein monatliches Pro-Kopf-Einkommen von 100 namibischen Dollar, mit dem Ziel, Armut und Ungleichheit zu mindern und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Von dem Projekt profitierten 900 Menschen in der ca. 100 Kilometer ausserhalb der namibischen Hauptstadt Windhuk gelegenen armen Kommune Otjivero-Omitara.

Grosses Gefälle zwischen Arm und Reich

Aus Projektberichten geht hervor, dass durch die Initiative die Mangelernährungsrate von 42 auf 10 Prozent gesunken ist, sich die Anwesenheit in der Schule verbessert hat und die Kinder mit qualitativ hochwertigeren Schuluniformen ausgestattet wurden. Nun wird darauf hin gearbeitet, dass die namibische Regierung ein vergleichbares Programm auf nationaler Ebene einrichtet.

KritikerInnen des BIG-Programms führen an, dass einiger EmpfängerInnen das Geld für Alkohol ausgegeben hätten. „Ich weiss, dass es Menschen gibt, die die Vergangenheit nicht loslassen wollen und mit allen Mitteln ihr Eigeninteresse zu rechtfertigen suchen“, hält Kameeta dagegen. „Weder sind die Menschen neu, noch ist es ihre Rhetorik.“

Namibia ist ein rohstoffreiches Land mit einer Bevölkerung von 2,1 Millionen Menschen, das gekennzeichnet ist von einem starken ökonomischen Gefälle. Nach Schätzungen leben 75 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, zwei Drittel bestreiten ihren Lebensunterhalt mit kleinbäuerlicher Subsistenzwirtschaft.

Verantwortung der Kirchen

Im Gespräch mit der Lutherischen Welt-Information (LWI) äusserte sich Kameeta jüngst über die allgegenwärtige Armut: „Ich weiss nicht, wovon die Menschen leben. Die Gesichter sind gezeichnet von Hoffnungslosigkeit. Die Menschen haben buchstäblich nichts.“

Die namibischen Kirchen stünden in der Pflicht, den Armen zu helfen, seien aber selbst arm, so Kameeta: „Sie sind abhängig von den Armen, um das zu tun, was sie tun sollten“ – also, zur Armutsüberwindung in der Gesellschaft beizutragen.

Die ELKRN ist gemeinsam mit den beiden anderen lutherischen Kirchen im Land Gastgeberin der Zwölften LWB-Vollversammlung, die im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 in Windhuk stattfindet. Die langjährige Zusammenarbeit des LWB mit den namibischen Kirchen reicht zurück bis zum Unabhängigkeitskampf des Landes. In späteren Jahren kooperierten die Kirchen und der LWB über die Abteilung für Mission und Entwicklung. Während der Dürre, die Namibia in den Jahren 2012/13 heimsuchte, unterstützte die Abteilung für Weltdienst die lutherischen Kirchen mit einem „Cash Transfer-Programm“, von dem 4 500 schwer von der Krise betroffene Menschen profitierten.

Ein neuer Ruf

Der Generalsekretär des LWB, Pfr. Martin Junge, beglückwünschte das Kameeta zu seiner Ernennung zum Präsidentenberater: „Kameetas Präsenz in der Öffentlichkeit, sein Ruf nach Gerechtigkeit und sein Bemühen, uns die Würde aller Menschen vor Augen zu halten, haben eine lange Geschichte und haben ihm Hochachtung eingebracht. Dieses Engagement war von jeher durch tiefe Glaubensüberzeugungen getragen.“

Kameeta folge „auf der Grundlage derselben Überzeugungen nun einem neuen Ruf zum Dienst an der namibischen Bevölkerung“, so Junge weiter. „Damit verkörpert er auf wunderbare Weise, was Berufung in unserer eigenen theologischen Tradition bedeutet. Der LWB gratuliert Bischof Kameeta von ganzem Herzen und bittet Gott, er möge ihm in der Vorbereitung auf seinen neuen Verantwortungsbereich Kraft und Weisheit schenken.“

Kameeta wurde am 7. August 1945 in Otjimbingwe geboren und besuchte die Schule der Rheinischen Mission in Karibib. 1972, wurde er im Jahr 2000 zum Moderator der Vereinten Evangelischen Mission (Wuppertal, Deutschland) gewählt und 2002 zum Bischof der ELKRN geweiht. Von 2003 bis 2010 war Kameeta LWB-Vizepräsident für die Region Afrika.

Im namibischen Unabhängigkeitskampf hatte Kameeta vom südafrikanischen Staat Festnahme und Haft zu erdulden. Nach der Unabhängigkeit 1990 wirkte er als Mitglied der Verfassungsgebenden Versammlung, als Parlamentsmitglied (erste und zweite Wahlperiode) sowie als Vizepräsident der Nationalversammlung. Er ist Vorsitzender der namibischen Kommission für soziale Absicherung.