Aufgabe der Theologie: Hindernisse für Einheit beseitigen

Im Rahmen ihrer diesjährigen Tagung in Kamień Śląskim bei Opole (Polen), die sich mit dem Thema „Taufe und Wachstum in Gemeinschaft“ befasst, feierte die Lutherisch/römisch-katholische Kommission für die Einheit das 50-jährige Bestehen ihres Dialogs. Foto: Marek Pogrzeba

LWB-Generalsekretär würdigt 50 Jahre lutherisch-katholischen Dialog

Opole (Polen)/Genf (LWI) - Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Martin Junge, hat die Arbeit der Lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit gewürdigt, die dieser Tage 50 Jahre ökumenischen Dialog feierte, und sie aufgefordert, weiter an der Heilung der zerbrochenen Kirche zu arbeiten.

Die Botschaft des Generalsekretärs erreichte die Kommission anlässlich der Feier ihrer Gründung im Jahr 1967, der sie im Rahmen ihrer diesjährigen Tagung gedachte. Die Kommission tagt vom 18. bis 25. Juli in Kamień Śląskim bei Opole (Polen) und hat sich für dieses Treffen das Ziel gesteckt, den Entwurf ihres Berichts zum Thema Taufe und Einheit fertigzustellen.

Die Assistierende LWB-Generalsekretärin für Ökumenische Beziehungen, Pfarrerin Dr. Kaisamari Hintikka, verlas Junges Schreiben, in dem er betonte, die vielfältigen wichtigen Dokumente, die die Arbeit der Kommission hervorgebracht habe, seien ein Geschenk an die ökumenische Bewegung. Der Generalsekretär forderte die Gruppe auf, auch weiterhin ihren Blick darauf gerichtet zu halten, dass Gott die Kirche in die Einheit rufe.

„Unsere theologische und seelsorgerliche Aufgabe sollte es nie sein, Erklärungen dafür zu liefern, warum die Einheit noch nicht möglich ist, sondern es ist unsere Aufgabe, kreativ und mutig alle Hindernisse zu beseitigen, die uns vorerst davon abhalten, uns an Gottes Gabe der Einheit zu erfreuen“, unterstrich Junge.

Er brachte seine Dankbarkeit dafür zum Ausdruck, dass sich die lutherische wie die katholische Seite beim Umgang mit dem 500. Reformationsjubiläum, das 2017 begangen wird, des seit 50 Jahren geführten Dialogs kontinuierlich bewusst blieben.

Den auf lutherischer Seite Verantwortlichen sei es wichtig, dafür zu sorgen, dass die Gedenkfeiern in ihrer Tradition in dem Bewusstsein stattfinden, dass die eigene Geschichte bis zur Reformation eine gemeinsame Geschichte mit der römisch-katholischen Tradition sei.

Außerdem wolle man den LutheranerInnen vermitteln, dass die Reformation als Prozess weiter fortdauere. Daher arbeite der LWB mit anderen Traditionen zusammen, um mit dem Jubiläum in einem Geist ökumenischer Verantwortung umzugehen.

„Wir wollten sicherstellen, dass wir den ökumenischen Fortschritt samt seinen Meilensteinen fest in das Reformationsjubiläum einbinden, anstatt all diese positiven Entwicklungen wegzuwischen“, führte Junge aus.

„Unsere theologische und seelsorgerliche Aufgabe sollte es nie sein, Erklärungen dafür zu liefern, warum die Einheit noch nicht möglich ist, sondern es ist unsere Aufgabe, kreativ und mutig alle Hindernisse zu beseitigen, die uns noch davon abhalten, uns an Gottes Gabe der Einheit zu erfreuen.“ LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge.

Tiefe Begegnungen im Gebet, gemeinsamer Dienst an den Leidenden

Der Generalsekretär würdigte die Rolle, die Dialog und ökumenische Zusammenarbeit seit vielen Jahren spielen und unterstrich ihren Beitrag zur ökumenischen Bewegung sowie zur Heilung einer verwundeten Welt.

„Jahrzehnte des ökumenischen Dialogs, tiefe Begegnungen im Gebet und der leidenschaftliche gemeinsame Dienst an leidenden Menschen in der Welt haben Vertrauen, gegenseitiges Verständnis und einen differenzierten Konsens in Grundfragen des Glaubens hervorgebracht.“

Junge dankte der Kommission insbesondere dafür, dass sie ihren Dialog zum Thema Taufe unterbrochen und das Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ priorisiert habe, in dem die Geschichte der Reformation sowohl aus lutherischer als auch aus römisch-katholischer Perspektive dargestellt wird und das mittlerweile in 15 Sprachen übersetzt wurde.

„Dieser dringende Wunsch, den Bericht in die jeweilige Ortssprache zu übersetzen, zeigt seine zentrale Bedeutung auf lutherischer wie römisch-katholischer Seite, was die Konzeption und Bereitstellung ökumenischer Herangehensweisen an das Reformationsjubiläum angeht.“

„Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ habe auch eine gute Grundlage für die konkreten Gedenkfeiern zum Reformationsjubiläum und insbesondere das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken geboten, das am 31. Oktober 2016 in Schweden unter Leitung der LWB-Spitze und Papst Franziskus‘ begangen worden war.

„Das Gemeinsame Reformationsgedenken stellt einen echten Meilenstein in den römisch-katholisch/lutherischen Beziehungen dar, der ein tiefes Fundament hat in der theologischen Arbeit und der – wie dies ja auch bei anderen, früheren historischen Meilensteinen so war – sein volles Potenzial an Möglichkeiten wohl erst in den kommenden Jahren offenbaren wird“, schloss Junge.

Das 50-jährige Bestehen des internationalen Dialogs wurde am Abend des 22. Juli gefeiert im Rahmen des auf der Grundlage des Dokuments „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ entstandenen Ökumenischen Gottesdienstes. An dem festlichen Abendessen im Anschluss nahmen der emeritierte katholische Erzbischof von Opole, Alfons Nossol, als ehemaliges Mitglied der Dialogkommission, der Leitende Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Jerzy Samiec, sowie weitere Gäste aus der Ökumene teil.