Äthiopien: Zurück nach Tigray

Vor Ort in Tigray: (v.l.) Abraham Haftu Girmay, Livelihoods Coordinator in Mekelle, Sophie Gebreyes, LWB-Länderrepräsentantin in Äthiopien, und Tsehai Hailu aus Tuhul Tabia, Enderta. Foto: LWB/C. Masanga

LWB nach Öffnung der Region erneut im humanitären Einsatz

(LWI) – Der Zugang zur Krisenregion Tigray ist wieder möglich, um der Bevölkerung in Not zu helfen. Diese Botschaft wurde von Sophie Gebreyes, der LWB-Länderrepräsentantin in Äthiopien, nach ihrem Besuch in der bis vor kurzem abgeschotteten Region Tigray Ende November übermittelt. Nachdem die Konfliktparteien am 2. November 2022 einen Waffenstillstand vereinbart hatten, ist es wieder möglich, humanitäre Hilfe in der Region Tigray zu leisten. 

Gebreyes und Charles Masanga, der für den LWB die humanitären Aktionen in Äthiopien koordiniert, waren am 25. November an Bord des ersten humanitären Flugs nach Mekelle. „Sie können sich vorstellen, dass dies ein sehr emotionaler Moment war, als wir wieder unser Team und die Menschen getroffen haben, denen wir an den Orten helfen, die wir während unseres Aufenthaltes besucht haben“, berichtet Gebreyes.

Gesichter voller Hoffnung

Gebreyes beschreibt die Lage als ruhig und relativ sicher. Im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren waren Menschen auch noch nach Einbruch der Dunkelheit auf den Straßen. „In den Gesichtern der Menschen konnte man wieder Zeichen der Hoffnung sehen, und sie waren sichtbar erleichtert über die veränderten Umstände. Das sind die Menschen, die seit einem Jahr am stärksten unter dem aktiven Konflikt und einer De-facto-Blockade gelitten haben und immer noch leiden“, so Gebreyes. „Wir sind nach Enderta gefahren, um die erste Auszahlung von Bargeldhilfen seit Monaten zu überwachen. Es war erhebend zu beobachten, wie Frauen auf den Straßen zum Samstagsmarkt gegangen sind, ohne Angst vor Angriffen durch bewaffnete Truppen.“

Die Möglichkeit für einen Besuch humanitärer Einsatzkräfte in der Region ist ein Anfang, aber nach Einschätzung der Länderrepräsentantin wird noch viel mehr Hilfe gebraucht. „Es gab ein paar Stromausfälle, als wir dort waren, und auch Telekommunikation, Telefon und Internet funktionierten nicht. Wir konnten keine Bankgeschäfte tätigen, und es gab kein Benzin“, sagte sie. „Die Menschen in Tigray brauchen jetzt sofort humanitäre Hilfe und eine möglichst frühe Unterstützung beim Wiederaufbau und der weiteren Entwicklung auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden.“

In Tigray arbeitet der LWB mit der Entwicklungs- und Sozialdienstekommission (DASSC) der Äthiopisch Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY) zusammen und leistet dort humanitäre Hilfe und Unterstützung bei der Existenzsicherung für die Menschen, die dort von dem Konflikt betroffen sind. Das LWB-Team hat Menschen besucht, die im Juli vom LWB Saatgut erhalten hatten, um sich aus erster Hand über den Erfolg des Projekts zu informieren. 

Tsehai Hailu, Witwe und Alleinversorgerin ihrer sechs kleinen Enkelkinder aus Tuhul, Enderta, konnte Anfang November Weizen ernten und war gerade beim Dreschen, als das LWB-Team bei ihr vorbeischaute. „Die Verteilung des Saatgutes erfolgte zum genau richtigen Zeitpunkt zu Beginn der Pflanzsaison, und wir haben die Saatkörner unmittelbar vor der Blockade der Region bekommen“, berichtet Tsehai und bezieht sich auf die erneute Eskalation des Konflikts im August 2022. „Wir hatten vor allem Angst, dass die bewaffneten Kräfte unsere wachsende Ernte zerstören könnten. Ohne diese rechtzeitige Unterstützung wären meine Enkelkinder und ich verhungert.“

Dankgottesdienst 

Am darauffolgenden Sonntag versammelten sich der LWB, ÄEKMY/DASSC und die Mekane-Yesus-Gemeinde in Mekelle zu einem Gottesdienst, um sich für die neue Hoffnung auf Frieden zu bedanken. „Diese Zusammenkunft und das Lob Gottes anlässlich dieses wichtigen Meilensteins waren gut für uns alle“, so Gebreyes abschließend.