Äthiopien und Tansania: Voneinander lernen „fördert unsere Missionsarbeit“

ÄEKMY und ELKT unterzeichneten im Juli die Vereinbarung "Lernen und Teilen", die ihre Zusammenarbeit stärken soll. V.l.: LWB-Präsident Panti Filibus Musa, der Leitende Bischof der ELKT, Fredrick Shoo und der Präsident der ÄEKMY, Yonas Dibisa. Foto: E. Adolph/ELKT

Gemeinsame Tagung mit Austausch- und Besuchsprogramm

ARUSHA, Tansania/GENF (LWI) – Die Leitungspersonen der zwei größten lutherischen Kirchen in Afrika haben eine gemeinsame Initiative besiegelt, mithilfe derer sie ihre Missionsarbeit durch gemeinsames Lernen und den Austausch über Erfahrungen zur Bereicherung ihrer kirchlichen Dienste fördern wollen.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania (ELKT) empfing 37 Delegierte von der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY) für ein einwöchiges Seminar. Es stand unter dem Thema „How good and very pleasant it is when kindred live together in unity“ (Ps 133,1; wie fein und lieblich ist’s, wenn Brüder [und Schwestern] einträchtig beieinander wohnen!). 

Ziel des Seminars vom 12. bis 18. Juli, das vom Lutherischen Weltbund (LWB) begleitet wurde, war es, die Beziehungen der beiden Kirchen und der anderen lutherischen Kirchen in der Region zu stärken. Die Teilnehmenden wollten „einander kennenlernen und die Gaben teilen, mit denen die jeweiligen Kirchen für ihre Missionsarbeit gesegnet sind“, erklärte der Leitende Bischof der ELKT, Fredrick Shoo.

Shoo brachte zum Ausdruck, dass er über die Unregelmäßigkeit der regionalen Treffen bekümmert sei, und sagte: „Wir begegnen uns in Europa, wir begegnen uns in Amerika – aber wann begegnen wir uns hier in unserer eigenen Heimat? Wann kommen wir hier zusammen?“

Yonas Yigezu Dibisa, der Präsident der ÄEKMY: „Das Ziel unseres Besuchs hier ist es, durch Austausch etwas voneinander zu lernen, was für uns heißt, dass wir etwas zu geben haben, aber auch viel von der ELKT lernen können. Wir hoffen, unsere Zusammenarbeit durch dieses Lernen voneinander stärken zu können, und hoffen, dass es wachsen und in Zukunft noch mehr Früchte tragen wird.“

LWB-Präsident Panti Filibus Musa richtete Grußworte an die Versammelten und erklärte, dass Kirchen nicht unabhängig voneinander Kirche sein könnten. „Die Kirchen sind auf wunderbare Weise durch die Kraft Gottes miteinander verbunden. Sie sind der Leib, der veranschaulicht, dass keine Kirche von sich selbst behaupten kann, allein für sich vollständig zu sein, sondern der als Gemeinschaft zum Ausdruck gebracht und gelebt werden muss.“

Musa unterstrich die Bedeutung der weltweiten Gemeinschaft und sagte: „Niemals, liebe Schwestern und Brüder, dürfen unsere regionalen Prozesse uns von der weltweiten Gemeinschaft entfernen, sondern sollten uns dieser näher bringen. Denn der wichtigste Ansporn für unser Zusammensein ist, der großen Vielfalt Ausdruck zu verleihen, die darin steckt, dass wir alle zusammen der Leib Christi sind, und – als lutherische Kirchen – eine Gemeinschaft von Kirchen zu sein, die im Gottesdienst zusammenkommt.“

Er rief die Delegierten auf, darüber nachzudenken, wie dieses Treffen „die Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft auf regionaler, aber auch globaler Ebene stärken und noch größere Einheit fördern und aufbauen könne“.

Missionsarbeit und diakonische Angebote  

Die Delegation besuchte verschiedene diakonische Angebote, Bildungseinrichtungen und Programme für finanzielle Unterstützung, die die ELKT unterhält.

Den Teilnehmenden wurden die Lehrpläne der Tumaini University Makumira der ELKT vorgestellt, ebenso wie die wirtschaftlichen Hilfsprogramme der Uchumi Commercial Bank der tansanischen lutherischen Kirche. Mit diesem Programm werden lokale Gemeinschaften beim Abbau von Schulden, Sparplänen und Rentenfonds unterstützt. Zum Ende der Woche stellen Vertreterinnen und Vertreter beider Kirchen Initiativen vor, die Frauen und junge Erwachsene in den Dienst der jeweiligen Kirche eingbinden. 

Weiterhin besuchte die Delegation eine Reihe von diakonischen Einrichtungen der ELKT: das christliche Klinikum Kilimanjaro Christian Medical Centre in Moshi, das lutherische Klinikum Arusha Lutheran Medical Centre, das Rehabilitations- und Ausbildungszentrum für Menschen mit Behinderung in Usa River, das Ausbildungszentrum für Frauen in Mshikamano und das Frauenkloster Ushirika wa Neema. Bereichert durch das Erlebte sind die Kirchenleitenden übereingekommen, dass sie gemeinsam kirchliche Programme aufziehen, gemeinsam internationale Missionsbemühungen unternehmen und Bewegungen missionarischer Jüngerschaft fördern wollen.

Dibisa erklärte: „Es ist hilfreich, diakonisches Engagement in einem anderen Kontext zu erleben“ und dass „eine Partnerschaft unserer Universitätskliniken die bereits bestehenden Beziehungen stärken und ausbauen würde“. 

Geistliches Leben stärken

Unter Verweis auf Philipper 2,2 sagte Shoo: „Paulus rät den Christinnen und Christen ganz einfach, in Eintracht zu leben. Einheit macht stark, nicht nur um das Evangelium zu verkündigen, sondern auch für unsere Demut und unseren Glauben.“

Im Rahmen der gemeinsamen Initiative haben die Kirchen vereinbart, ihre lutherische Identität und ihren lutherischen Glauben stärken zu wollen, indem sie Andachtsmaterialien miteinander teilen, einen bestimmten Sonntag für gemeinsames Beten festlegen und einander in schwierigen Zeiten Weggemeinschaft anbieten.

„Wir können andere besser lieben und für das Reich Gottes mehr bewirken, wenn wir gemeinsam unterwegs sind, mit einer Stimme sprechen – vereint in einer Kirche – und dem Volk Gottes damit gemeinsam dienen“, sagte Shoo den Anwesenden. 

Eine prophetische Stimme sein

Weil sie sich dem Missionsbefehl Christi (Matthäus 28) verpflichtet fühlen, haben die Kirchenleitenden vereinbart, eine prophetische Stimme in der Welt zu sein, indem sie Ungerechtigkeiten in der Region benennen und angehen und an die internationale Staatengemeinschaft appellieren wollen, einzugreifen und „das Böse zu verurteilen“.

Musa erinnerte die Teilenehmenden daran, dass die Missionspartner, Schwesterkirchen und der LWB engagiert an der Seite der Kirchen in Afrika stünden, wenn diese sich für Unabhängigkeit und den gleichen Wert und die gleiche Würde aller Menschen einsetzten. Er sagte: „Solche Opfer waren immer und sind immer noch eine geschätzte Eigenschaft und Ressource der Kirchen in Afrika.“

„Die gemeinsame Initiative der ÄEKMY und der ELKT, Führungspersonen von der Ebene der Synoden, Diözesen und dem leitenden Management zusammenzubringen, ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr die Gemeinschaft von Kirchen in der Arbeit der Kirchen in Afrika an der Basis verwurzelt ist“, erklärte die LWB-Regionalreferentin für Afrika, Elieshi Mungure.

„Wenn wir zusammenkommen, können wir die Heilsbotschaft des Evangeliums verkünden und einander in unerschütterlicher Solidarität in die Arme schließen, um unseren Nächsten zu dienen und gemeinsam Zeugnis abzulegen für das erlösende Wirken Gottes.“

Die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus hofft, die Gastfreundschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania 2022 mit einem Treffen in Addis Abeba, Äthiopien, erwidern zu können.

Von LWB/A. Gray. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A. Weyermüller