Appell an G20-Staaten: Ambitionierte Maßnahmen zur Bewältigung von Pandemie und Wirtschaftskrise

Eine Gruppe ehemaliger Kombattantenfamilien hat 36 Hektar Land im Gebiet von San José de León, Kolumbien, gekauft und bewirtschaftet es nun. Sie leben inzwischen in einer aufstrebenden Gemeinde, die ein kleines Restaurant und verschiedene Komitees für Gemeindeorganisation und -entwicklung beherbergt, und die das Land durch Landwirtschaft, Geflügel- und Fischzucht bewirtschaftet. Foto: LWB/Albin Hillert

Die bisherige Wirtschaftsordnung gemeinsam infrage stellen

GENF (LWI) – In einem gemeinsamen Schreiben an die Finanzminister und -ministerinnen und die Gouverneure und Direktoren der nationalen Zentralbanken der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) haben der Lutherische Weltbund, der Ökumenische Rat der Kirchen, die Weltgemeinschaft reformierter Kirchen und der Rat für Weltmission die Gruppe aufgefordert, im Zuge der COVID-19-Pandemie und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise dieses „sich unerwartet öffnende Fenster der Gelegenheit für eine gemeinsame Infragestellung der bisherigen Wirtschaftsordnung zu nutzen.“

Die Pandemie hat eine „tiefergehende Krise offenbart, die das Ergebnis des bisherigen Wirtschafts- und Entwicklungsmodells ist, beruhend auf der Ausbeutung von Ressourcen in einer Art und Weise, die den Planeten zerstört und die Mehrheit der Menschheit zur Armut verdammt“, heißt es in dem Brief.

Die vier Organisationen, die 500 Millionen Menschen christlichen Glaubens weltweit vertreten, weisen weiterhin darauf hin, „dass alle Maßnahmen und politischen Aktionen für die wirtschaftliche Erholung nach COVID-19 auf die dringenden und ambitionierten Aktionen gegen die Klimakrise abgestimmt werden müssen.“

Sie legen vier Vorschläge für die Gruppe der G20 vor, die auf den anstehenden Tagungen der Finanzminister und -ministerinnen sowie der Gouverneure und Direktoren der nationalen Zentralbanken und auf dem für November 2020 geplanten G20-Gipfel berücksichtigt werden müssen:

  • Bereitstellung angemessener finanzieller Mittel für die öffentliche Gesundheit und den sozialen Schutz von Hunderten von Millionen Menschen, deren Existenzgrundlagen durch die Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung hochgradig gefährdet werden,
  • Erlass der Auslandsschulden aller Länder mit niedrigen und mittleren durchschnittlichen Einkommen, 
  • Durchführung globaler Steuerreformen zur Finanzierung der wirtschaftlichen Erholung, und
  • Bewahrung öffentlicher Güter und ökologischer Allmenden.

Die vier Organisationen arbeiten seit 2014 in einer gemeinsamen Initiative mit der Bezeichnung „Neue Internationale Finanz- und Wirtschaftsarchitektur (NIFEA)“ zusammen, die das bisherige globale Wirtschaftsmodell in Frage stellt und sich für eine Ökonomie des Lebens für alle einsetzt.