Alte Apfelsorten als Hoffnungszeichen für die Schöpfung

Pfarrer Miroslav Ponjičan (hinten rechts) von der Slowakischen Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Serbien initiierte ein Projekt mit Kindern und Jugendlichen, bei dem 2.900 Apfelbäume gepflanzt wurden. Fotos: SEAVC

Klimaprojekt in Serbien trägt zum Erhalt der Artenvielfalt und Umweltbewusstsein bei

NOVI SAD, Serbien/GENF (LWI) – „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dieses hoffnungsvolle Zitat, das dem Reformator Martin Luther zugeschrieben wird, inspirierte Miroslav Ponjičan, einen jungen Pfarrer der Slowakischen Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Serbien (SEAVC). Er pflanzte jedoch nicht nur einen einzigen Baum, sondern initiierte ein Projekt, durch das 2.900 Apfelbäume alter Sorten in den 29 Gemeinden der Kirche gepflanzt wurden.

„Das Lutherzitat ist das Thema für unser 100. Kirchenjubiläum in diesem Jahr 2021“, erklärt Jaroslav Javornik, Bischof der SEAVC. „Die Baumpflanzaktion nimmt es auf ganz unterschiedliche Weise auf.“ Außerdem waren mit Prof. Dr. Vladislav Ognjanov, einem führenden Experten für Obstbaumzucht, und der Gärtnerei MAVM Nursery, die Setzlinge alter Obstsorten züchtet, fachkundige Partner für das Projekt gefunden. 

„Äpfel sind Teil unserer Kultur und Tradition, und ihre Vielfalt soll erhalten werden“, erläutert der sechsundzwanzigjährige Ponjičan. Mit der Pflanzung alter Apfelsorten mit Namen wie Janovka, Budimka, Kolaöara oder Tetovka wirkt das Projekt auch den Folgen der extensiven modernen Landwirtschaft entgegen, die die Artenvielfalt einschränkt, einzelne Agrarprodukte wirtschaftlich optimiert und Waldgebiete immer weiter verdrängt.

„Die Vojvodina ist eine fruchtbare Gegend nördlich der Donau und der Provinzhauptstadt Novi Sad, die schon Jahrhunderte durch die Landwirtschaft geprägt wird“, erklärt Ponjičan, der selbst seit seiner Kindheit in der Natur und der Landwirtschaft zuhause ist. „Und in diesem Gebiet liegen auch die meisten unserer Kirchengemeinden.“

 

Zusätzlich zum Pflanzen von Apfelbäumen fertigten die Kinder auch Zeichnungen an, lernten Lieder und bereiteten einen Gottesdienst vor.

Für die Baumpflanzungen bekam jede der 29 Kirchengemeinden in den Monaten November bis Februar 100 Jungbäume zugeteilt – einen für jedes Jahr des Bestehens der SEAVC. „Prof. Ognjanov hat uns empfohlen, die Bäume in diesem Zeitraum zu Pflanzen, weil die Bodentemperaturen dann meist unter acht Grad Celsius bleiben“, so Ponjičan. „Die Bäume müssen nicht bewässert werden, sind aber auch nicht dem Frost ausgesetzt. Und im Frühjahr können sie gleich austreiben.“

Vor allem Kinder und Jugendliche pflanzten die Bäume zuhause, in ihren Gemüsegärten, im Kirchgarten oder auf anderen geeigneten Flächen. „Für unser Jubiläumsjahr setzen wir so ein positives, generationenübergreifendes Zeichen – für unsere Kirche, für die Schöpfung und für das Klima“, so Ponjičan.

In seiner Kirchengemeinde in Selenča verband Ponjičan die Baumpflanzungen mit weiteren Aktivitäten. Die etwa 60 Kinder und ihre Eltern wurden zu einer Informationsveranstaltung eingeladen und mit der Aufgabe losgeschickt, „ihren“ Baumsetzling zu pflanzen und davon ein Foto einzusenden. Außerdem entwickelte Ponjičan zusammen mit den Kindern und Jugendlichen einen Gottesdienst rund um Luthers Zitat vom Apfelbäumchen. „Entstanden sind ein neues Lied über den Apfel, sowie großartige Gedichte und Zeichnungen der Kinder zum Thema Apfel, Apfelbäumchen und Kirche“, so der junge Pfarrer begeistert.

Nun, da die Setzlinge gepflanzt sind, warten Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf den Frühling und dass die Bäumchen austreiben. Und dann darauf, die Früchte der alten Apfelsorten zu kosten.

Das Projekt, das Ponjičan in der SEAVC initiierte, ist eines von mehreren, mit dem der Lutherische Weltbund (LWB) junge Menschen in seinen Mitgliedskirchen beim Engagement für Klimagerechtigkeit unterstützt.

Von LWB/A. Weyermüller