Äthiopische Kirche unterstützt autarke und selbstbestimmte Gemeinschaften

Teilnehmerinnen der Frauenselbsthilfegruppe Tesfa (‚Hoffnung‘) auf ihrer täglichen Versammlung. Foto: LWB/Albin Hillert

Soziale Gemeindearbeit der ÄKMY erreicht 3 Millionen Menschen

Addis Abeba, Äthiopien/Genf (LWI) – Die Unterstützung von Gemeinschaften überall im Land durch die Entwicklungs- und Sozialdienstekommission (DASSC) der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄKMY) ist ein Ergebnis der seit 100 Jahren geleisteten Arbeit dieser Einrichtung in Äthiopien.

Die lutherische Präsenz in dem Land besteht seit mehr als 100 Jahren – erste Missionsarbeit wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhundert geleistet und führte schließlich zur Gründung einer Nationalkirche im Jahre 1959.

Von Anfang an wurde die Mission als ganzheitliche Aufgabe gesehen, um das Evangelium zu verkünden und bedürftigen Menschen zu helfen – dieser Grundsatz gilt für die gesamte Arbeit der Kirche.

Heute führt die ÄKMY-DASSC 255 Projekte in Äthiopien durch, die Direkthilfe für insgesamt 3 Millionen Menschen leisten. Wichtig ist dabei, dass mehr als 50 Prozent davon Frauen sind.

Das Leben in all seinen Aspekten unterstützen

In der Verwaltungszone Hadiya in der Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker (SNNPR), südlich der Hauptstadt Addis Abeba gelegen, erzählt Alamizu Abose die Geschichte der Frauenselbsthilfegruppe mit dem Namen Tesfa (‚Hoffnung‘), die als Teil des Mekane Yesus-Projekts  Ernährungssicherheit für die Gemeinde Lemo gegründet wurde. 

Durch ein Spar- und Kreditsystem ist es den Frauen in der Gemeinschaft gelungen, durch wöchentliche feststehende und freiwillige Sparbeträge und durch Versicherungssparen ihren sozio-ökonomischen Status zu verbessern.

Abose, die zurzeit Vorsitzende von Tesfa ist, beschreibt, wie dieses Sparsystem den Frauen ein Stück weit finanzielle Unabhängigkeit gebracht hat. „Das bedeutet, dass wir jetzt einen Teil des Schulgeldes für unsere Kinder bezahlen können“, sagt sie und fügt hinzu: „Dadurch hat sich auch unsere Zusammenarbeit innerhalb der Gemeinschaft verbessert.“

Auch die Männer haben bemerkt, dass sich etwas verändert.

Der Landwirt Berkefet Desta Wodajo ist einer der Gemeinschaftsführer, die eher traditionellem Denken verhaftet waren. „Früher haben meine Frau und ich unser Geld an unterschiedlichen Orten aufbewahrt. Jetzt sparen wir gemeinsam, und wir arbeiten auch enger zusammen. Heute gehen wir gemeinsam in den Garten und arbeiten darin, damit wir später ernten können. Das hat auch unsere Beziehung als Ehepaar verbessert.“

In der nahe gelegenen Stadt Hosaena hat die ÄKMY eine Schule für gehörlose Kinder eröffnet, so dass auch Kinder Schulbildung erhalten, die in der äthiopischen Gesellschaft sonst einer starken Marginalisierung ausgesetzt wären.

Seit der Eröffnung 1981 haben mehr als 500 Schülerinnen und Schüler hier ihren Abschluss gemacht, zurzeit werden hier 218 Kinder unterrichtet (114 Jungen und 104 Mädchen). Allerdings kann die Schule längst nicht alle Kinder aufnehmen, die sich dort für einen Platz bewerben.

„In Äthiopien gehen wir davon aus, dass wir eine mehr als 1,5 Millionen zählende Gehörlosengemeinschaft haben“, erklärt ÄKMY-Präsident Pfr. Yonas Yigezu Dibisa. „Als Kirche sehen wir, dass wir diese Gemeindearbeit weiter entwickeln müssen.“

Zurück in Lemo besuchen wir den Landwirt Kassa, der die Arbeit auf einem Musterbauernhof leitet. Dort werden neue Methoden und eine geänderte Auswahl der Feldfrüchte praktiziert, um sich an die geänderten landwirtschaftlichen Bedingungen infolge des Klimawandels anpassen zu können.

Um die Ernährungssicherheit in den umliegenden Dörfern zu verbessern, setzt dieses Projekt auf Modellbauernhöfe, auf denen neue Methoden entwickelt und die Erkenntnisse an andere Landwirte weitergegeben werden, die ihren Betrieb entsprechend umstellen. Kassas Bauernhof ist Vorbild für rund 20 so genannte „Follower“, die Land in der näheren Umgebung bewirtschaften.

ÄKMY-DASSC-Kommissionsmitglied Girma Borishie Batie wiest auf die Bedeutung diese partizipativen Handlungsansatzes hin. „Wir sind nicht hierhergekommen, um die Bauernhöfe zu übernehmen oder zu leiten. Wir weisen nur den Weg, danach können ihn die Gemeinschaften zusammen beschreiten.“

Kassa selbst fügt hinzu: „Die Kirche Mekane Yesus zeigt uns, wie wir den Boden für neue Feldfrüchte vorbereiten und neue Methoden anwenden können, aber auch wenn das Projekt einmal zu Ende ist und die Kirche sich zurückzieht – unser Wissen bleibt hier bei uns, so dass wir diese Arbeit fortsetzen können.“