Äthiopien: Aquakulturbetriebe fördern Unternehmergeist und Ernährungssicherheit

Auftritt einer Jugendgruppe anlässlich der Einweihung des Bishoftu Integrated Aquaculture Vocational and Entrepreneurship Training Centres Anfang 2019, die damit Stellung gegen den Menschenhandel und die oft dahinterstehende Armut bezieht. „Menschen – für Geld nicht zu haben!“ Alle Fotos: LWB/Albin Hillert

„Das Miteinander steht im Mittelpunkt und wirkt sich positiv auf die Gemeinschaft aus“  

Bishoftu, Äthiopien/Genf (LWI) – Die Entwicklungs- und Sozialdienstekommission (DASSC) der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄKMY) hat ein Schulungszentrum in der Stadt Bishoftu in der Verwaltungsregion Oromia in Äthiopien eröffnet, um junge Menschen dabei zu unterstützen, mit begrenzten Mitteln ein nachhaltiges Auskommen zu erwirtschaften.

 

Bishoftu bedeutet „Ewig sprudelnde Quelle“ und liegt südlich der Hauptstadt Addis Abeba. Es ist eine wasserreiche Region, und mit ihren sanften Hügelketten und den gut ausgebauten Wanderwegen hat sich dieser Streifen Land zu einem beliebten Erholungsgebiet entwickelt, das Touristinnen und Touristen aus Äthiopien und auch aus anderen Ländern anzieht.

In der Stadt selbst ist Armut jedoch nach wie vor ein Problem. Das gilt besonders für junge Menschen, die in dem sich schnell entwickelnden Land oft den Anschluss verlieren.

Bishoftu ist einer der Orte, in dem die ÄKMY am stärksten präsent ist. Diese Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat 12 Gemeinden in der Stadt und weitere 42 in der unmittelbaren Umgebung.

 

„Bei der Eröffnung des Integrated Aquaculture Vocational and Entrepreneurship Training Centres von Bishoftu ging es darum, den jungen Menschen Möglichkeiten zu eröffnen, selbst auf einem kleinen Grundstück in diesem städtischen Gebiet etwas produzieren zu können“, sagte ÄKMY-Präsident Yonas Yigezu Dibisa.

Das Projekt steht im Zusammenhang mit einer von LWB unterstützten Initiative, die Frauen zu mehr Selbstbestimmung und Autarkie verhelfen will und sich zum Ziel gesetzt hat, Kompetenzen zu vermitteln und durch Schulungen die Arbeitslosigkeit zu verringern.

Anwendung modernster Technologien für die Aquakultur und die Landwirtschaft

„Das Schulungszentrum von ÄKMY und DASSC bietet jährlich 600 Auszubildenden lang- und kurzfristige Schulungen an, vermittelt Kenntnisse in urbaner Landwirtschaft und Fischzucht und unterstützt auf diese Weise nationale Programme für Ernährungssicherheit“, erklärte ÄKMY-DASSC-Kommissar Ato Girma Borishie Bati.

 

Eine im großen Maßstab arbeitende Aquakulturanlage, die modernste verfügbare Technik nutzt, wurde im Schulungszentrum in Betrieb genommen. Finanziert wurde der Betrieb von der niederländische Organisation ICCO (Interchurch Organisation for Development Cooperation) und dem deutschen Hilfswerk „Brot für die Welt“.

 

Eine Schule Tilapien im Aufzuchtbecken Tilapien sind Buntbarsche, die sich sehr rege vermehren und schnell wachsen und deshalb eine wertvolle Ressource in Gebieten darstellen, in denen eine vollwertige Ernährung kaum zur Verfügung steht.

 

Im Garten des Schulungszentrums gibt es eine Reihe von Becken, in denen die Fische heranwachsen.

„Indem wir mit bereits größeren Setzlingen aus dem Aufzuchtbecken beginnen, können wir die Anzahl der Zyklen auf 3 bis 4 im Jahr steigern“, berichtete Projektberater Bert Schuilenburg. „Wir werden ebenfalls Fischzucht in kreislaufbasierten Anlagen betreiben, so dass wir die Besetzungsdichte erhöhen können, was in einem Becken mit stehendem Wasser nicht möglich ist.“

 

Das Schulungszentrum setzt für die Aquakultur auf Haltungssysteme mit geschlossenem Kreislauf

„Auf diese Weise hoffen wir, etwa 100 Kilogramm Fisch pro Kubikmeter Wasser jährlich zu ernten“, fügte Schuilenburg hinzu.

 

Das nitrathaltige Prozesswasser aus der Aquakultur wird für die Aufzucht von Nutzpflanzen für den Verzehr verwendet. Die Aufzucht erfolgt nicht in Erde, sondern in Fließrinnen. Auf diese Weise lassen sich nahrhafte Lebensmittel herstellen, ohne dass viel landwirtschaftliche Nutzfläche gebraucht wird.

 

Mit Blick auf die Vielfalt der Feldfrüchte, die im Schulungszentrum in Bishoftu angebaut werden, stellte ÄKMY-Präsident Dibisa fest: „Wie Sie sehen, beansprucht das Zentrum nur ein kleines Stück Land. Die eigentliche Größe dieser Anlage besteht in dem Dienst, den sie der Gemeinschaft in dieser Stadt und sicher auch noch darüber hinaus erweist.“

„Was wir versuchen, mit diesen kleinen Schritten zu erreichen“, so Dibisa, „soll die Menschen nicht wohlhabend oder einige wenige Menschen reich und zufrieden machen.  Es geht darum, eine begrenzte Zahl von Menschen zu erreichen, damit diese ihr Wissen in einem solidarischen und gemeinschaftlichen Akt an andere weitergeben.“