16 Aktionstage gegen Gewalt an Frauen und Kindern

Im Lager Ohn Taw Gyi South bei Sittwe, Rakhine State, in dem entwurzelte Rohingya leben, diskutieren Männer und Frauen das Thema Gendergerechtigkeit. Foto: LWB-Myanmar/Phyo Aung Hein

Bewusstsein bilden – aktiv werden – Rechenschaft einfordern

Rangun, Myanmar/Genf (LWI) – Die 16 Aktionstage zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Kinder finden jährlich weltweit vom 25. November (Internationaler Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen) bis zum 10. Dezember (Tag der Menschenrechte) statt. Hier engagiert sich auch der Lutherische Weltbund (LWB) gemeinsam mit anderen Gruppen und im Bereich der Religionen beheimateten Organisationen, dieses Jahr unter dem Motto „Bewusstsein bilden – aktiv werden – Rechenschaft einfordern“.

Mitgliedskirchen und Länderprogramme des LWB in aller Welt sind eingeladen, sich an den Aktionstagen zu beteiligen. Der LWB bietet ihnen hierzu englischsprachige Materialien für die Bewusstseinsbildung an. Sie stellen bewährte Arbeitsweisen vor und ermutigen Männer und Frauen, Worten Taten folgen zu lassen und im Einsatz für Gendergerechtigkeit enger zusammenzuarbeiten. In Asien etwa nimmt LWB-Myanmar die 16 Aktionstage zum Anlass, sein langjähriges Engagement für die Überwindung von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft insgesamt zu intensivieren.

Myanmar: Engagement für Gendergerechtigkeit

Die 16 Aktionstage starten in Rangun und den vier über das Land verteilten Außenstellen am 25. November mit einer Präsentation, die den anschließenden Diskussionen die Richtung weisen soll. Alle Mitarbeitenden sind aufgefordert, über genderrelevante Haltungen, Normen und Verhaltensweisen nachzudenken, die in ihrem Arbeits- und Privatleben eine Rolle spielen.

Kanika Chakraborty, bei LWB-Myanmar für die Koordination des Bereichs Gender und Schutz verantwortlich, erläutert: „Die Mitarbeitenden sollen ihre persönlichen Verpflichtungen im Blick auf die Förderung von Gendergerechtigkeit und den Kampf gegen sexuelle Gewalt in den verschiedenen Büros auf Tafeln zusammenstellen. Die Einhaltung dieser Selbstverpflichtungen wird im Lauf des Jahres von unserer Abteilung für Beschwerden und deren Bearbeitung überprüft.“

Um die Mitarbeitenden zur Umsetzung der formulierten Verpflichtungen zu animieren, sollen sie entsprechende Merksprüche in ihren Büros aufhängen: „Gib den Kampf gegen Gewalt nie auf“ und „Steh ihr zur Seite“. Ebenfalls in Plakatform bleibt das vom LWB weltweit ausgerufene Motto für die Aktionstage sichtbar: „Bewusstsein bilden – aktiv werden – Rechenschaft einfordern: Gemeinsam können wir geschlechtsspezifische Gewalt überwinden und Gendergerechtigkeit fördern“.

Mobilisierung von Männern und Jungen

Auf der Gemeinwesenebene organisiert LWB-Myanmar in acht Lagern für entwurzelte Rohingya in der Umgebung von Sittwe, der Hauptstadt von Rakhine State, Rollenspiele, in denen das Problem der häuslichen Gewalt thematisiert wird. In jedem Lager sollen etwa 100 Personen zur Teilnahme an den Rollenspielen eingeladen werden, die von und für Kinder gedacht sind und betonen, dass Männer und Jungen aktiv werden müssen, damit der Veränderungsprozess gelingen kann.

„Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, müssen alle Programmkonzepte, die auf die Überwindung von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt abzielen, eine Komponente enthalten, die Männer und Jungen mobilisiert. Bei LWB-Myanmar überprüfen wir derzeit unsere laufenden Programme im Bereich Gender und Schutz, mit dem Ziel, genau diesen Aspekt zu intensivieren“, erklärt Kanika Chakraborty.

Neben der Arbeit mit den eigenen Mitarbeitenden und Programmen beteiligt sich LWB-Myanmar an einer von UN-Frauen, UNHCR und UNFPA initiierten regionalen und landesweiten Kampagne. Weltweit haben die Vereinten Nationen in diesem Jahr das Thema „Orange the World: Generation Gleichberechtigung gegen Vergewaltigung!“ ausgerufen. Die Kampagne in Myanmar ruft dazu auf, Überlebenden Gehör zu schenken und ihnen zu glauben, der Kultur des Mundtotmachens ein Ende zu setzen und bei allen Maßnahmen die Überlebenden in den Mittelpunkt zu stellen. Dementsprechend arbeiten im Rahmen verschiedener Initiativen Staat, Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen zur Überwindung von geschlechtsspezifischer Gewalt zusammen.

Unterstützung durch die weltweite Kirchengemeinschaft

Auf der Grundlage umfangreicher Hilfen von Partnerorganisationen des LWB (Australian Lutheran World Service, Canadian Lutheran World Relief, Finn Church Aid, Schwedische Kirche, DanChurchAid, Norwegian Church Aid, Christian Aid, Brot für die Welt, Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika) hat LWB-Myanmar eine Programmpalette konzipiert, das über die 16 Aktionstage hinaus die langfristige Weiterarbeit am Thema sicherstellen soll.

„Bei LWB-Myanmar fahren wir einen mehrspurigen Ansatz zur Bearbeitung der Problematik geschlechtsspezifischer Gewalt“, erläutert David Mueller, Ländervertreter des LWB in Myanmar. „Überlebenden Schutz und Unterstützung zu bieten geht Hand in Hand mit der Bearbeitung der breiteren Probleme wie ungleiche Machtverhältnisse, schädliche geschlechtsspezifische Stereotypen und die unzureichende Vertretung von Frauen“ auf der politischen Ebene.

Weitere Informationen:

Die 16 Aktionstage zur Beendigung von Gewalt an Frauen und Kindern sind eine internationale Bewusstseinsbildungskampagne, die jährlich vom 25. November, dem Internationalen Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, bis zum 10. Dezember, dem weltweiten Tag der Menschenrechte, stattfindet und die Überwindung von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt vorantreiben will. Unter dem Motto „Bewusstsein bilden – aktiv werden – Rechenschaft einfordern: Gemeinsam können wir geschlechtsspezifische Gewalt überwinden und Gendergerechtigkeit fördern“