130 Jahre lutherische Mission in Papua Neuguinea

Im Rahmen der Feierlichkeiten zu 130 Jahren lutherischer Mission in Papua Neuguinea würdigte Bischof Jack Urame die Arbeit engagierter Christen in der Vergangenheit und mahnte zum Handeln gegen soziale Ungerechtigkeiten. Foto: ELK PNG

Bischof Urame will gegen soziale Ungerechtigkeit vorgehen

LAE, PAPUA NEUGUINEA/GENF, 8. Juli 2016 (LWI) – Die Evangelisch-Lutherische Kirche von Papua Neuguinea (ELK PNG) feiert ihr 130-jähriges Gründungsjubiläum und ihren 40. Jahrestag als autonome Kirche.

In einer Erklärung an die Kirchenmitglieder sowie an lokale und internationale Partner würdigte Bischof Jack Urame diejenigen, die diese Kirche gegründet haben, die für ihre Kontinuität gesorgt haben und die seine Vision einer „blühenden Zukunft für unsere Kirche“ teilen. „Es gibt anlässlich unserer Feierlichkeiten gute Gründe, zusammenzustehen getreu unserem Motto: ‘My Day, My Time, My Church, I Stand", sagte er. Die Feierlichkeiten fanden vom 8. bis 10. Juli im Sir Ignatius Kilage Stadium in Lae statt.

Am 12. Juli 1886 ging der deutsche Missionar Johannes Flierl in Finschhafen an der Ostküste Papua Neuguineas an Land und gründete die erste lutherische Mission in Simbang. Im Laufe der Jahre hat die Arbeit ausländischer Frauen und Männer in der Mission sowie einheimischer  Pfarrer und Pfarrerinnen und Prediger und Predigerinnen für ein stetiges Wachstum der Kirche gesorgt.  Die erste Synode fand im Jahre 1956 statt und wählte Dr. John Kuder aus den Vereinigten Staaten zum ersten Leitenden Bischof. Die ELK PNG setzte 1973 mit Bischof Zurewe Zurenuo ihren ersten einheimischen Kirchenleitenden ein und wurde am 11. Juli 1976 selbstständig. Im selben Jahr wurde sie Mitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB).

Urame würdigt die „Meister der Mission“, die bei der Gründung der Kirche zahllose Schwierigkeiten bewältigen mussten. „Ohne ihre Opferbereitschaft wäre die ELK PNG nicht zu der Kirche geworden, die sie heute ist. Wir verneigen uns vor diesen Menschen, denn sie haben das Fundament gebaut, auf dem wir heute stehen."

Ganzheitlicher und realistischer Handlungsansatz

Der Bischof sieht die diesjährige zweifache Feier als eine Gelegenheit für die Kirchenmitglieder, die vor 40 Jahren ausgesprochene Verpflichtung zu erneuern, dem Evangelium Jesu Christi treu zu sein und die Bedürfnisse der Gesellschaft mit einem ganzheitlichen und realistischen Handlungsansatz zu erfüllen.

Was die Vision der Kirche für die kommenden vier Jahrzehnte angeht, so ist es nach Ansicht Urames entscheidend, dass sie ihre Leitideen neu definiert und dafür sorgt, dass sich ihre Dienste auf die sich ändernden Zeiten einstellen. „Die Rolle der Kirche in der Gesellschaft besteht nicht nur darin, zu beten, zu lehren und Halleluja zu singen. Wir haben die Pflicht, uns um das Leid unserer Mitmenschen zu kümmern. Wir müssen uns die Mission Jesu wieder zu Eigen machen, der ganz eindeutig Stellung bezog, als er gegen soziale Ungerechtigkeiten predigte."

Für die ELK PNG bedeute dies konkret, gegen wirtschaftliche Ungleichheiten, die ungerechte Verteilung von Rohstoffen, unfaire Geschäftspraktiken, Korruption und Gier vorzugehen, erklärte er.

Papua Neuguinea wurde 1975 von Australien unabhängig. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung von insgesamt 7,5 Millionen Menschen leben in ländlichen Gebieten. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt in erster Linie mit der Landwirtschaft. Trotz des beträchtlichen Anteils des Bergbaus an der Wirtschaftskraft des Landes bedeutet die ungerechte Verteilung von Rohstoffen, dass Zehntausende von Menschen nach wie vor nur einen unzureichenden Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie medizinische Versorgung haben.

Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen

Die ELK PNG unterhält 490 Bildungseinrichtungen, darunter Primar- und Sekundarschulen, ein Lehrerausbildungszentrum und eine Berufsschule. Zu den 81 Gesundheitseinrichtungen der Kirche gehören Krankenhäuser, Kliniken und ein Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachkräfte.

„Die Kirche macht sich auch in Zukunft den Missionsgedanken Christi zu Eigen, den Bedürftigen und den an den Rand der Gesellschaft gedrängten Menschen zu helfen. Die Kirche ist sich ihrer eigenen begrenzten Möglichkeiten bewusst, wenn es um die Erfüllung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung geht. Trotzdem sieht sie dies als eine wichtige Missionsverpflichtung an und wird auch weiterhin die Bereitstellung sozialer Dienstleistungen der Regierung ergänzen", erklärt Urame.

Nach seiner Aussage „bleibt die Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern das Lebenszentrum der Kirche", die weiterhin wächst und in 17 Bezirken geschätzte 1,2 Millionen Mitglieder hat. Die Lutherische Kirche verfügt über drei theologische Institute zur Ausbildung von Pfarrer/innen, Prediger/innen, Kirchenmusiker/innen und Verwaltungsangestellten. Dieser Schwerpunkt ist wichtig, um „die Generationslücke schließen zu können, damit wir die Missionsarbeit fortführen können. Es gibt den innigen Wunsch, das ‚Miti‘ – das Evangelium des Lebens – hinauszutragen in die Welt und mit der Kirche weiter voranzugehen", fügt der Bischof hinzu.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche von Papua-Neuguinea ist eine von zwei LWB-Mitgliedskirchen dieses Landes.