„Lasst uns unsere Gaben zur Pilgerreise beitragen“

Pfr. Tore Johnsen (re.) von der Norwegischen Kirche beim konfessionellen Treffen von Lutheranerinnen und Lutheranern während der ÖRK-Zentralausschusstagung. Foto/ÖRK Marcelo Schneider

Lutherische Stimmen  auf Tagung des Zentralausschusses des Ökonomischen Rates der Kirchen (ÖRK)

(LWI) – Vom 2. bis 8. Juli fand in Genf, Schweiz, die erste Volltagung des neu gewählten Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), dem höchsten Leitungsgremium der Organisation zwischen den Vollversammlungen, statt. Neben thematischen Plenarsitzungen, Beratungen, Gebeten und Erklärungen zu öffentlichen Angelegenheiten gab es konfessionelle Treffen, in denen die Teilnehmenden sich mit Brüdern und Schwestern ihrer eigenen Konfessionen über ihre Gedanken zum Geschehen austauschten.

Der Lutherische Weltbund (LWB) empfing 35 Personen in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums und informierte über den aktuellen Stand des internen Reflektionsprozesses über das Selbstverständnis der Kirchengemeinschaft, über die Vorbereitungen zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017 und über die Teilhabe junger Menschen an der Advocacy-Arbeit des LWB.

Zu den Teilnehmenden gehörten die lutherischen Delegierten, BeraterInnen, BeobachterInnen, Stewards des Zentralausschusses und Mitarbeitende des ÖRK und LWB. Sie wurden ermutigt, ihre Gedanken über den lutherischen Beitrag zur „Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens“ zu äußern, die ein Aufruf der 10. ÖRK-Vollversammlung ist. Die ÖRK-Vollversammlung hatte 2013 in der Republik Südkorea stattgefunden.

Mehr als eine NGO

Während er darüber sprach, was es bedeutet, gemeinsam unterwegs zu sein, wies der ÖRK-Präsident für Europa, Erzbischof Emeritus Anders Wejryd von der Schwedischen Kirche auf einige lutherische theologischen Perspektiven als hilfreiche Instrumente für die Pilgerreise hin. „Unsere trinitarische Theologie ermöglicht es uns, mit anderen zusammenzuarbeiten ohne unser Bekenntnis zu kompromittieren“, erklärte er.

Wejryd sprach auch über den einzigartigen Wert des Engagements von Christinnen und Christen in der Advocacy und der humanitären Hilfe. „Die Kirchen sind keine NGOs, wir sind mehr und müssen die Menschen daran erinnern“, sagte er.

„Luthers Zwei-Reiche-Lehre hilft uns dabei, die Grundelemente unserer Advocacy-Arbeit hervorzubringen: Wir engagieren uns nicht nur für die Lösung der Probleme dieser Welt, indem wir Ressourcen teilen, sondern wir erhalten auch stets die Gaben Gottes von unseren Nächsten“, schloss Weiryd.

Während des Treffens erarbeiteten kleine Diskussionsgruppen eine Reihe verschiedener Erkenntnisse zur Pilgerreise aus lutherischer Perspektive. „Wir haben die Advocacy und die Diakonie hervorgehoben“, sagte Thomas Kang, ein Mitglied des ÖRK-Exekutivausschusses von der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien. „Wir müssen handeln. Wir werden darauf vorbereitet sein, Gaben von anderen anzunehmen, aber wir müssen uns auch darauf einstellen, Ressourcen zur Verfügung zu stellen und zu teilen“, fügte er hinzu.

Frauen im ordinierten Amt

„Vielleicht sind wir diejenigen, die dabei helfen können sicherzustellen, dass die Themen, die für Frauen und indigene Menschen wichtig sind, umfassend auf unserem Pilgerweg berücksichtigt werden“, sagte Pfr. Tore Johnsen von der Norwegischen Kirch und erinnerte die Teilnehmenden an das Sprichwort des samischen Volkes : „‚Wir sind unterwegs und das ist besser, als immer am gleichen Ort zu verweilen.’“  

Für Pfarrerin Dr. Kaisamari Hintikka, Assistierende LWB-Generalsekretärin für Ökumenische Beziehungen und Direktorin der Abteilung für Theologie und Öffentliches Zeugnis, war das Treffen, das Teil der Tagesordnung für die ÖRK-Zentralausschusstagung war, eine gute Gelegenheit, zu diesem frühen Zeitpunkt der Arbeit des neuen Zentralausschusses, lutherische Meinungen zur gemeinsamen Pilgerreise innerhalb der ökumenischen Familie einzuholen.

„Wir haben als Lutheranerinnen und Lutheraner Gaben anzubieten. Dazu zählen unser Verständnis, dass Männer und Frauen gleichermassen im ordinierten Amt der Kirche dienen können, und unser Zeugnis durch die Diakonie. Aber es gibt auch Gaben, die wir von anderen empfangen können. Was diese sein können ist etwas, das bei zukünftigen lutherischen Treffen im Rahmen der Zentralausschusstagungen besprochen werden muss“, fügte Hintikka hinzu.

(Für LWI von Marcelo Schneider und Marianne Ejdersten, ÖRK-Kommunikation)