Kolumbien: Kirchenleitende mahnen ehemalige Kämpfer, „dem Weg des Friedens zu folgen“

Die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens begleitet die ehemaligen Kämpfer und die Gemeinschaften, in die diese wieder eingegliedert werden sollen. Hier spricht der ehemalige FARC-Kommandant „Harrison“ mit dem lutherischen Pfarrer John Hernández. Foto: LWB

Erklärung der IELCO ruft alle Parteien auf, das Friedensabkommen zu erfüllen

Bogotá (Kolumbien)/Genf (LWI) – Die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens (IELCO) hat eine Erklärung veröffentlicht, in der sie ehemalige Kämpfer mahnt, nicht wieder zu den Waffen zu greifen und den Konflikt wiederaufleben zu lassen, der in den vergangenen 50 Jahren bereits mehr als 250.000 Menschen das Leben gekostet hat.

2016 hat die kolumbianische Regierung unter Leitung von Präsident Juan Manuel Santos in der kubanischen Hauptstadt Havanna ein Friedensabkommen mit der FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, Deutsch: Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) geschlossen. Die FARC-Kämpfer hatten sich damals als Gegenleistung für die Zusicherung, dass alle ehemaligen Kämpfer bei ihrer Wiedereingliederung in die Zivilgesellschaft unterstützt würden, verpflichtet, ihre Waffen abzugeben und eine politische Partei zu gründen.

Als das Abkommen damals öffentlich verkündet wurde, hat der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, dem kolumbianischen Volk die anhaltende Unterstützung der Kirchengemeinschaft zugesagt und die Bevölkerung dringend aufgerufen, „die Aussicht auf einen dauerhaften Frieden“ in ihrem Land zu würdigen und daran festzuhalten.

Engagement und Gebete für Frieden fortführen

Am 29. August aber hat nun eine Gruppe von Führungspersonen der FARC ein Video veröffentlicht, in dem sie die Rückkehr zum bewaffneten Kampf fordern und die Regierung beschuldigen, den Friedensprozess verraten zu haben.

Einen Tag später hat die IELCO eine Erklärung veröffentlicht, in der sie ihre Sorge über die Entwicklungen zum Ausdruck bringt und alle christlichen Gemeinschaften und „insbesondere unsere Schwestern und Brüder in der weltweiten lutherischen Gemeinschaft aufruft, das Engagement und die Gebete für Frieden in Kolumbien fortzuführen“.

Die Erklärung, die unterzeichnet ist vom Vorsitzenden Bischof der IELCO, Pastor Atahualpa Hernández Miranda, weist darauf hin, dass die Kirchen die Bemühungen um Frieden im Land und insbesondere die Umsetzung des Friedensabkommens vom November 2016 konsequent unterstützt und begleitet hat.

Als Reaktion auf den Aufruf der Führungspersonen der FARC mahnt die IELCO die Menschen, die Hoffnung nicht aufzugeben, und ruft die internationale Gemeinschaft auf, die Bemühungen um einen „verhandelten und gewaltfreien Weg aus dem bewaffneten Konflikt in Kolumbien“ weiterhin zu unterstützen.

Die Erklärung fordert die kolumbianische Regierung auf, „weiterhin offen für Dialog“ zu sein und den Bestimmungen des „Integralen Systems für Wahrheit, Gerechtigkeit, Reparation und Nicht-Wiederholung“ vollumfänglich nachzukommen, das als Schlüsselkomponente des Friedensprozesses eingerichtet wurde und den Schutz der Opfer und gesellschaftlichen Führungspersonen umfasst. 

Die Kirchenleitung der IELCO wiederholte in der Erklärung ihren Aufruf an alle beteiligten Parteien, „auf jegliche Form von Gewalt und insbesondere die Wiederbewaffnung der FARC-Kämpfer zu verzichten“.  „Wir ermutigen sie, den Einsatz von Waffen zu überdenken und dem Weg des Friedens zu folgen, den Jesus Christus auf dieser Welt verkörpert und verkündet hat“, heißt es in der Erklärung.

Abschließend haben die Kirchenleitenden ihr Bekenntnis zu den Bemühungen um Wahrheit und Gerechtigkeit für alle Opfer des Konflikts bekräftigt und zugesagt, dass sie die ehemaligen Kämpfer, die sich gegen Gewalt entschieden haben und ihre Ziele mit friedlichen Mitteln weiterverfolgen wollen, auch weiterhin unterstützen werden.

 

Die Erklärung der IELCO im vollständigen Wortlaut